Thema:
Re:Unnötig wie ein Kropf flat
Autor: Karotte
Datum:10.06.21 08:49
Antwort auf:Re:Unnötig wie ein Kropf von AlterZockherr

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>>>Ich verbiege doch nicht meinen Sprachgebrauch von 40 Jahren für so einen Blödsinn. Aber diese ganze Diskussion passt wunderbar in unsere Zeit. Bloss nirgends mehr anecken und alles muss absolut politisch korrekt sein. Ganz schlimm.
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>>Du sagst ja auch nicht mehr Neger, Spaghettifresser oder Drecksjude. Oder?
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>>Gesendet mit M! v.2.7.0
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>was für ein unsäglicher Vergleich! :(


Passt imho schon ganz gut. Es gab mal eine Zeit, in der die Sportpresse über den „Neger“ in der urugaischen Nationalelf philosophierte oder ein deutscher Kommentator die Mannschaft aus Kamerun ganz verzückt mit „Lauft, meine kleinen, schwarzen Freunde!“ anfeuerte. Oder lies mal „Tim im Kongo“ („Massa Hund, tauchen auf Grund.“) und Karl Mais liebevolle Ausführungen über den „Neger Bob“.

Dass eine Gesellschaft in der Breite kein Bewusstsein dafür hat, wie problematisch gewisse Formulierungen sind, bedeutet nicht, dass eine Mindermeinung, die diese Problematik erkennt, darüber schweigen sollte. Ich weiß, dass dieser Gedanke in unserem heutigen Zeitalter nicht populär ist, aber ja, eine kleine Gruppe von Menschen kann begreifen, was die „demokratische Mehrheit“ nicht peilt und Änderungsprozesse in Bewegung setzen, die man dann rückwirkend als richtig und notwendig begreifen wird.

Der allgemeine Sprachgebrauch ist verdammt mächtig, weshalb Formulierungen, die ein Geschlecht quasi zum Goldstandard machen mit Sicherheit Teil des Problems sind, wenn das andere Geschlecht um gleichberechtigte Anerkennung kämpft. Ein sehr schönes Beispiel dafür, wie stark das Wissen über die Macht von Sprache gerade im konservativen Lager ist, sind die Bemühungen in den USA vor drölfzig Jahrzehnten, per Gesetz alles aus dem Sprachgebrauch zu verbannen, was mit Homosexualität zu tun hat.

Dass die bisherigen Versuche, das Ganze mit irgendwelchen Sternchen, Doppelpunkten und einem gefühlt gebrüllten „INNEN!!!!!!!!!!!!!!!!!!“ in Sprache und Text zu integrieren, gewöhnungsbedürftig sind, da bin ich sogar ein Stück weit bei dir. ;o) Hier würde ich mir sowas wie eine neue, neutrale Pluralform wünschen.


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