Thema:
Re:Dachte, du guckst sowas nicht mehr? ;P flat
Autor: Xtant
Datum:07.06.21 23:09
Antwort auf:Re:Dachte, du guckst sowas nicht mehr? ;P von dixip

>> da die Unterschiede zwischen den Autos einfach viel zu groß sind
>
>????
>Es gibt kaum eine Rennserie, wo sowohl Chassis als auch Motor völlig unabhängig entwickelt werden, wo die Teams so dicht beisammen sind.


Doch, da gibts genug.
Zudem widersprichst du dir selbst. Der Williams ist ein halber Mercedes, der Racing P...., äh, Aston Martin ein Dreiviertelter. Und trotzdem streuen die übers komplette Feld.

Natürlich ist es nominell cool, dass, je nach Jahr von Ausreißern nach hinten abgesehen, das komplette Feld innerhalb von zwei Sekunden ist. Das wirkt nominell eng.
Allerdings ist die F1 von verschiedensten Aspekten her so dermaßen durchprofessionalisiert (im Prinzip sind Abweichungen erst gar nicht gewollt), dass sich sowohl von Session zu Session (konkret Q zu Rennen) und auch von Rennen zu Rennen wenig bis gar nix an den Kräfteverhältnissen ändert. Zudem sind die ganzen Veranstaltungen und auch die Technik selbst (Stichwort "leichte" Fahrbarkeit) so konzipiert, dass ein Vorteil von einem Zehntel ohne Wenn und Aber auch einer ist. Sprich: Ist der Mercedes nominell mal ein Zehntel schneller als der RB, dann gewinnt Ham ein 75-Runden-Rennen auch entsprechend mit 7,5 Sekunden Vorsprung.

Das ist sicherlich extrem überspitzt formuliert.  Trotzdem: Im Prinzip kannst du auch einen Computer mit all den Daten füttern und die Rennen einfach ausrechnen lassen. Und ich behaupte mal, die rein theoretische Rechen-WM wäre seit Jahren nicht weit vom tatsächlichen Ergebnis weg.

Bergzwuckel schielt natürlich auf die MotoGP. Tut er völlig zurecht. Dürfte kaum eine Serie geben, in der gleich sechs Werksmannschaften vertreten und trotzdem alle zufrieden sind.
Ich will hier nicht einzeln aufführen, was die MotoGP an fast allen Ecken und Enden sooooo viel richtiger macht als die F1, das würde Stunden dauern.
Ein ganz wichtiger Punkt ist aber, dass die Hersteller bis zu einem ziemlich weiten Punkt ihre eigenen Eitelkeiten hintenanstellen. Weil sie einfach auch kapiert haben, was für einen Effekt diese famose Show für sie hat - der viel viel größer ist als der, ob man nun unbedingt Erster oder Zweiter geworden ist.
Ein anderer Punkt sind die Fahrer. Auch dort gibt es genügend Zicken und Diven, aber halt keine jämmerlichen Weicheier.  

>Ich hab den 24h Rennen der Nordschleife und LeMans immer entgegengefiebert, Highlight war da irgendwo um 1998/99, aber seitdem hab ich immer das Problem, dass nach dem genialen Start dann schnell "Ruhe" einkehrte, die nur Reparaturen/Unfälle dann durcheinander geworfen wurde.

Wenn sich 25 GT3s mit Ringprofis am Lenkrad (und allen voran Verrückten wie dem Estre) balgen, dann ist keine Minute lang wirklich Ruhe.
Da ist die Kunst eher, den Bogen nicht zu überspannen... wenn du selbst mit Riesenaufwand und ohne nennenswerte Zwischenfälle nur 8. oder 9. bei einem Einzelrennen wirst, das zu keiner Meisterschaft zählt, geht das auf Dauer nicht gut.

Es ist derzeit sicherlich fast einfacher, bei Le Mans unter die Top 15 zu kommen als auf dem Ring.

>GT3 hab ich nie richtig verfolgt. Was da natürlich reinspielt, ist ne Balance-of-Performance. Das hat die F1 ja ganz bewusst NICHT.

Da verstehst du was falsch. GT3 soll ja  - in einem gewissen Sinn - seriennaher Sport sein; tatsächlich tragen die Rennautos gewisse Bürden der Verkaufsversionen mit sich rum (Motoranordnung, Aerodynamik, Dimensionen, evtl. Gewichtsprobleme). Das muss reglementiert werden, sonst macht das ja überhaupt keinen Sinn; das Schöne sind ja die diversen Konzepte. Seit Einführung 2006 wurden afaik über 50 GT3s homologiert, rund 20 davon sind immer noch gültig, d.h. mit diesen Autos könnte man Rennen fahren; rund ein Dutzend ist tatsächlich konkurrenzfähig.

Bei der F1 hast du alleine schon durch die extrem strikten technischen Vorgaben eine Art BoP. Ein Mercedes-Antrieb alleine reicht nicht; und auch mit dem doofen Renault wurde Vettel vier Mal Weltmeister.

Das Problem in der F1 ist schlicht Kohle, Kohle, Kohle (bzw. der damit mögliche Aufwand) und der komplette Unwillen zumindest von Mercedes, Ferrari und RB zugunsten des Sports bzw. einer guten Show bei den eigenen Befindlichkeiten auch nur kleinste Abstriche zu machen.

>Zustimmung.
>MotoGP läuft auch mit ähnlichen Voraussetzungen wie F1, also kein BoP,


Die MotoGP hat sogar sehr weitreichende BoP-Regeln, auch wenn diese nicht so offensichtlich sind bzw. nicht so heißen. Diverse Technologien und Materialien sind nicht erlaubt. Insgesamt liegen einfach die Kosten pro Bike ziemlich niedrig - relativ gesehen natürlich. Aber das führt z.B. dazu, dass derzeit überhaupt nur maximal drei oder vier Fahrer von den 22 nicht auf aktuellem 2021er Werksmaterial unterwegs sind (Morbidelli, Marini? Bastiannini? Lekuona?)

Wichtig sind halt auch stabile Regeln. Die Mopeds sind von der Grundkonstruktion her mehr oder weniger ausgereizt; immer wieder greifen Fahrer sogar freiwillig auf "altes" Material zurück, weils einfach besser funktioniert.


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