Thema:
Re:Die Linke schießt sich auf die Grünen ein flat
Autor: Telemesse
Datum:01.06.21 16:04
Antwort auf:Re:Die Linke schießt sich auf die Grünen ein von Matze

>>Afaik sind unbegründete Befristungen gerade bei Behörden, Ämtern und Hochschulen hoch im Kurs. Ist das in der Privatwirtschaft ein nennenswertes Thema?
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>Kommt nach meinen Erfahrungen auf den Job an. Bei Mitarbeitern, die man für relativ leicht ersetzbar hielt, hat bei uns keiner sofort einen Festvertrag bekommen; da hat man gerne noch zumindest das erste Jahr als zusätzliche Probezeit mitgenommen.
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>Erst seit wenigen Jahren, wo es auch schwer wird, Personal für wenig über dem Mindestlohn zu bekommen, geht man davon ab und beschränkt sich weitgehend Auf Befristungen, die einen Grund haben wie z.B. Projekte, die auch erst mal nur für eine bestimmte Zeit laufen oder Elternzeitvertretung.
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>>Das Problem im Niedriglohnsektor sehe ich darin das es Tätigkeiten gibt deren Produktivität eben unterhalb eines Mindestlohnes liegt. Wenn solche Tätigkeiten dann aber wegfallen was machst du dann mit den Leuten, deren Qualifikation nicht zu mehr reicht?
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>"für Menschen ohne Perspektiven am ersten Arbeitsmarkt schaffen wir einen dauerhaften sozialen Arbeitsmarkt"
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>Wie die Grünen sich das vorstellen, schreiben sie im Programm nicht; allerdings haben sie sich bei einem GroKo-Beschluss wohl schon mal dazu geäussert und gefordert, dass sich der soziale Arbeitsmarkt an den Tariflöhnen orientieren müsste.
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>[https://www.gruene-bundestag.de/presse/pressemitteilungen/sozialer-arbeitsmarkt-bundesregierung-verspielt-chancen]
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>Ich bin da ja etwas skeptisch, was die Finanzierung angeht. Vor allem ist es nicht gerade ein Motivationsschub für Leute, die jeden Tag für ein Gehalt in der Region des Mindestlohnes hart arbeiten müssen.


Ich fand ja damals die Schrödersche Idee zum Niedriglohnsektor vom Gedanken her eigentlich gut.
Der Gedanke war ja das man Arbeitsleistung, deren Kosten unter ihrer Produktivität liegt subventioniert.
Also ein Arbeiter A hat eine Produktivität von 10€ kostet die Firma aber 12€. Da ist es wahrscheinlich das die Firma die Stelle von A abbauen wird. Arbeiter A wird Arbeitslos und erhält staatliche Transferleistungen in Höhe von 8€. Der Allgemeinheit entsteht so also eine Belastung von 8€.
Die Idee war nun A weiterhin zu beschäftigen allerdings nur zu dem Betrag seiner Produktivität also 10€. Die Differenz zu den vorherigen 12 bzw. zu einem festgelegten Mindestlohn schießt der Staat zu.
Ergebnis: Arbeiter A behält seinen Job und kostet die Allgemeinheit lediglich 2€ anstatt von 8€ im Falle seiner Arbeitslosigkeit. Man finanziert also Arbeit und nicht Arbeitslosigkeit. Neben der rein monetären Komponente ist hier auch die soziale Komponente für A, geregelter Tagesablauf, selbstverdientes Auskommen mit dem damit einhergehenden Selbstwertgefühl sicher nicht zu unterschätzen.

Mir ist schon klar das so ein System in der Realität nicht so einfach ist wie es sich anhört und das hier natürlich auch die Gefahr besteht das Firmen versuchen werden dies auszunutzen und möglichst viele Beschäftigte in die Aufstockung zu verfrachten. Der Grundgedanke ist mir aber dennoch sympathisch. D.h. man subventioniert die Arbeitsleistung von gering Qualifizierten und ermöglich Ihnen dadurch den ihren Möglichkeiten entsprechenden Beitrag zur Gesellschaft zu leisten anstatt sie defacto abzuschreiben und fürs zu Hause sitzen zu alimentieren.


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