Thema:
Re:Die Linke schießt sich auf die Grünen ein flat
Autor: DasReptil
Datum:01.06.21 13:29
Antwort auf:Re:Die Linke schießt sich auf die Grünen ein von Telemesse

>>>>>Viel wichtiger als 10% höhere Benzinpreise finde ich in dem Zusammenhang was die Grünen konkret tun wollen um aus kleinen Einkommen etwas größere Einkommen zu machen.
>>>>>Das ist aber ein Punkt den ich im aktuellen Programm der Grünen nicht erkennen kann.
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>>>>Alles aus dem aktuellen Entwurf des Wahlprogramms:
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>>>>Mindestlohn auf 12 EUR, Steigerung zukünftig nach der Entwicklung der Tariflöhne. Gleicher Lohn für Leiharbeiter*innen plus Flexibilitätsprämie, keine Befristung mehr ohne Sachgrund, Vorgehen gegen Missbrauch von Werkverträgen. Mehr Schutz für online vermittelte Arbeit wie Crowd-Working, Mindesthonorar für zeitbasierte Dienstleistungen. Tarifbindung soll wieder für mehr statt für immer weniger Unternehmen gelten, öffentliche Vergabe nur noch an Unternehmen, die mindestens nach Tarif zahlen. Erklärtes Ziel ist es, mittelfristig den Niedriglohnsektor auszutrocknen.
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>>>Dann muss man sich doch aber die Frage stellen wie wahrscheinlich ist die Energiepreiserhöhung bei Regierungsbeteiligung der Grünen und wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit das die Wünsche an höhere Entgelte durchgesetzt werden können. Aktuell sind gerade viele Branchen die der Mindestlohn betrifft (Gastro, Hotelerie) kurz vor dem Exitus. Wenn die sich nicht erstmal von den Pandemiefolgen erholen können sehe ich da aktuell nicht viel Spielraum für bessere Löhne.
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>>>Was bedeutet „Mindesthonorar für zeitbasierte Dienstleistung“ konkret. Gibts da Beispiele?
>>>Afaik sind unbegründete Befristungen gerade bei Behörden, Ämtern und Hochschulen hoch im Kurs. Ist das in der Privatwirtschaft ein nennenswertes Thema?
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>>>Das Problem im Niedriglohnsektor sehe ich darin das es Tätigkeiten gibt deren Produktivität eben unterhalb eines Mindestlohnes liegt. Wenn solche Tätigkeiten dann aber wegfallen was machst du dann mit den Leuten, deren Qualifikation nicht zu mehr reicht?
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>>Es gibt da eine ganz einfache Faustregel: Arbeit die nicht anständig bezahlt wird kann so wichtig nicht sein dass sie überhaupt gemacht werden muss.
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>Doch natürlich. Da brauche ich doch nur an Handwerksleistungen zu denken. Was glaubst du denn wieviele Rentner und Rentnerrinnen nicht in der Lage sind z.b. Malerarbeiten offiziell zu Stundensätzen von um die 50€ ausführen zu lassen oder sich beim Friseur für 40-50€ die Haare schneiden zu lassen.
>Und die Angst haben wenn an Elektrik oder Heizung etwas defekt ist das sie den Handwerker nicht bezahlen können. Oder Call Center. Die werden einfach ins benachbarte Ausland verlagert. Gleiches für IT Dienstleistungen. Der Systemadministrator muss nicht mehr in Schwabing sitzen, der macht das von  Ungarn oder Rumänien aus merklich günstiger. Die Sachbearbeiter die jetzt aus dem Homeoffice heraus arbeiten kann es auch blühen das die  demnächst  von Personal aus Polnischen oder Tschechischen Homeoffices ersetzt werden.
>Ganz so simpel wie du dir das denkst ist es in der Realen, globalisierzen Welt nicht mehr.
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>Oder anderes Beispiel: Hausmeistertätigkeiten. Aus meiner langjährigen Erfahrung kann ich dir sagen das die absolut niemand anständig bezahlen möchte. Kein Mieter und kein Eigentümer. Da ist jeder cent zu teuer. Aber am besten sollen die 24/7 bereitstehen und werden beschimpft wenn irgendwas mal nicht hundertprozentig ist. Was ich damit sagen möchte: Höhere Löhne fordern immer alle gerne wenn sie andere bezahlen sollen. Wenn man aber selbst die Kosten dafür aufbringen soll, dann ist das soziale Gewissen bei den allermeisten nicht mehr zu entdecken.


Ich sage ja nicht, dass das aktuell so der Fall ist. Ich erwarte aber von einer Partei die sich selbst als "sozial" bezeichnend genau nach diesem Gedanken zu handeln. Arbeit muss sich lohnen, für jeden.


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