Thema:
Uns geht's zu gut (sehr subjektiver, persönlicher Post) flat
Autor: Guy
Datum:18.05.21 08:03
Antwort auf:Mehrheit will Regierungswechsel von Cerberus

Ich behaupte nicht, Politikexperte (gerade nicht, was Innenpolitik angeht) zu sein, im Gegenteil, bin da ziemlich verdrossen.
Ich äußere mich auch sehr selten überhaupt zu politischen Themen.
Dieser Post ist daher rein subjektiv und erhebt keinerlei Anspruch auf Alleingültigkeit oder vollkommener Objektivität.
Ich sympathisiere auch nicht partout mir einer speziellen Partei, mich interessieren eigentlich nur die Ergebnisse, primär natürlich die für mich persönlich, wielviel Kohle ich im Portemonnaie habe, wie teuer alles ist, was ich zum Leben brauche und gerne mag (damit meine ich nicht Dinge wie z.B. Rauchen) und wieviel mir verboten oder erschwert wird.

Der letzte Regierungswechsel (CDU>SPD, Kohl>Schröder 1998) ist mir aber jedenfalls als einer in Erinnerung, der uns ziemlich viel Scheiße eingebrockt hat, mir fallen da spontan Steuererhöhungen an allen möglichen Ecken und Enden (gab's sogar nen Verarschungssong zu) und Hartz IV ein.
Da ich mich seinerzeit noch viel weniger für Innenpolitik interessiert habe als heute, sehe ich da vielleicht nicht das Positive, was wir dieser Regierung zu verdanken haben (so es denn überhaupt etwas gab), man möge mich da also gerne korrigieren.
Und ebenso werden nun viele daherkommen und herausstellen, was die Regierung Kohl zuvor alles versaubeutelt hat und wie viel besser das doch unter Schröder geworden ist.

Wenn ich aber meiner Erinnerung und meinem Bauchgefühl folge, und dann das Programm der Grünen als Zukunftsperspektive dazunehme, komme ich zu dem Schluss, dass es uns unter der CDU eigentlich immer ganz gut ging und wir von Wohlstand und Wachstum profitieren konnten. Sowohl seinerzeit unter Schmidt, unter Kohl, wie auch unter Merkel.
Klar gibt es immer mal Umstände, die gemeistert werden wollen und müssen (Wiedervereinigung, Flüchtlinge, nun Corona), doch auch da wüsste ich persönlich unterm Strich nicht, wie man all das großartig besser und ausgewogener hätte lösen können.

Die Coronakrise wird jedem Einzelnen von uns in den nächsten Jahren und Jahrzehnten noch richtig viel Kohle kosten - die Ausgaben, Hilfen und Subventionen müssen schließlich wieder reingeholt werden, natürlich vom Steuerzahler, woher auch sonst.
Wenn wir dann noch eine Regierung haben, die zusätzlich Urlaube, das Autofahren, das Heizen, Strom und Energie, ja somit das gesamte Leben massiv verteuert und dadurch und durch zusätzliche, teilweise abstruse, weltfremde und nicht zu Ende gedachte Regulierungen, Einschränkungen und Verbote (gerne selber informieren, würde hier jetzt zu weit führen, einfach mal das Programm lesen, aber mit Verstand) weniger lebenswert macht, laufen wir große Gefahr, dass sich eine Art Massendepression ausbreitet, bei der sich viele fragen werden, wofür sie überhaupt noch arbeiten gehen. Die Folgen davon kann man erahnen.
Vielleicht fehlt einer Frau Baerbock, die noch nie in ihrem Leben richtig gearbeitet hat, dafür auch einfach das Verständnis.

Auf den ersten Blick haben die Grünen zweifellos augenscheinlich hehre Ziele: Die Rettung des Planeten (oder besser die Rettung der Menschen auf dem Planeten - der Planet braucht uns nicht und wird uns LANGE überleben).
Diese aber ohne Rücksicht auf Verluste mit der Brechstange durchzusetzen und dabei nicht mal bis 3 zu denken (möglichst schnelle komplette Elektrifizierung der Autos bei gleichzeitiger Abschaffung der (von mir auch nicht geliebten) Atomkraft - wo soll der Strom herkommen? Aus Deutschland jedenfalls nicht. Dass die Elektrifizierung noch ganz andere, neue Umweltbelastungen mit sich bringt - geschenkt!) - und auf dem Altar dieser unsere Wirtschaft, unseren Wohlstand und unsere Lebensqualität zu gefährden halte ich persönlich für den falschen Ansatz.

Und zum Thema Lobbyismus:
IMO ist es gar nicht anders möglich, dass es gewisse... nennen wir es "Synergien" zwischen Politik und Wirtschaft gibt in einem wirtschaftlich so starken Land wie Deutschland.
Unsere starke Wirtschaft (gerade die Automobilindustrie) sind unser Rückgrat und ein, wenn nicht stärkste Pfeiler unseres Wohlstandes und internationalen Ansehens.
Auf eine Politik, die darauf scheißt, das verteufelt und mit Füßen tritt kann ich sehr gut verzichten.
Zumal auch diese, wenn erstmal an der Macht, sich der Versuchung nicht dauerhaft wird entziehen können. Wer das ernsthaft glaubt, der glaubt auch an den Weihnachtsmann.

Ich bin kein Großverdiener, liege im Gegenteil knapp unter dem Bundesschnitt, wohne zur Miete in einer kleinen Dachgeschosswohnung und bin froh, wenn ich mir durch meine Arbeit mein Leben und meine Hobbies finanzieren kann.
Und da muss ich schon sehr oft zwischen Hobby und Urlaub wählen.
Und das, obwohl ich noch nicht mal Familie habe.
Ich gehöre also defintiv nicht zu den oberen 10.000 und es gibt sehr viele, denen es noch deutlich schlechter geht als mir.
Wenn ich aber die derzeitigen Umfragewerte zu den Grünen sehe, entsteht bei mir unweigerlich der Eindruck: Obwohl viele (gefühlt alle) immer über alles Mögliche meckern und klagen geht es ihnen aktuell definitiv noch viel zu gut in diesem Land und sie verstehen gar nicht, was da auf sie zukäme und wie sehr sie sich dann die jetzige Situation zurückwünschen würden.
So be it then...

So, nun steinigt mich, belächelt oder beschimpft mich als oberflächlich, unwissend, naiv, egoistisch, blind, einseitig, unprogressiv, rückständig, sonstwas.
DIE eine richtige Meinung zu dem Thema gibt es eh nicht und auch gerade hier hat dahingehend auch niemand Anderes die Weisheit mit Löffeln gefressen.
Politik ist das Management von Interessenskonflikten, was dem Einen gegeben wird, muss dem Anderen genommen werden, es geht um eine für alle möglichst erträgliche und gerechte (ich weiß, Auslegungssache, was für den Einen gerecht ist, empfindet der Nächste als ungerecht, das macht es so schwierig) Balance.
Feuer frei!


< antworten >