Thema:
Re:Ist motion sickness eigtl "heilbar" also abtrainierbar? flat
Autor: membran
Datum:17.05.21 20:15
Antwort auf:Ist motion sickness eigtl "heilbar" also abtrainierbar? von lichtschalterer

>Habe das im ST wieder gelesen, dass jemand damit Probs hat und da schoss mir die Frage durch den Kopf.
>ich selbst leide allerdings nicht darunter, meine Freundin hingegen ab und zu schon.
>
>also kann man sowas abtrainieren oder ist das "shit happens"?


Ohne Gewähr: Es ist wohl (oft) möglich, sich daran nach und nach zu gewöhnen. Das ist vergleichbar mit dem Umstand, dass kleinen Kindern beim Lesen im Auto oder im Bus oft schlecht wird. Da kollidiert im Hirn die visuelle Information mit dem Gleichgewichtssinn im Innenohr. Hirn sieht keine Bewegung, spürt aber eine Bewegung. Hirn reagiert mit Verdacht auf Vergiftung. Mal lieber kotzen gehen. Es wird einem schlecht. Irgendwann können die meisten Kindern und Erwachsenen dann aber ohne Probleme im Auto lesen, das Hirn hat sich an den Widerspruch gewöhnt (sollte die Diskrepanz nicht zu arg ausfallen).

Bei Motion Sickness an TV (und noch schlimmer: VR) ist es genau umgekehrt. Visuelle Information sagt, hier ist Bewegung, das Innenohr meldet aber, der Körper regt sich nicht. Ich denke mal, viele haben sich durch jahrzehntelanges Zocken und TV gucken auch daran nebenbei gewöhnt, darum tritt Motion Sickness an einem TV seltener auf als in VR, das eben mit 3D und Präsenz nochmal eine andere Nummer ist.

Wenn man sich in VR daran gewöhnen will, ist es sehr wichtig, das in kurzen Etappen zu tun. Lieber öfter und dafür kürzer. Wenn man merkt, dass einem schlecht wird, ist's es schon zu spät - lieber vorher aufhören. Man kann sich da nicht durchzwingen, es wird nur immer schlimmer und gerade VR Motion Sickness ist richtig finster und kann schlimmstenfalls tagelang anhalten. Ich habe sogar mal gelesen, dass manche es beim Abtrainieren so übertrieben haben, dass sie nun eine sofortige Übelkeitsreaktion allein auf den Geruch des Headsets haben.

Im selben Stil wird man sich an Motion Sickness bei First Person Spielen am TV gewöhnen können, in kurzen Etappen. Anders als in VR hat man hier aber auch noch weitere Möglichkeiten, um den Effekt zu minimieren. An einem kleineren TV spielen, sich weiter weg setzen oder das Field of View im Spiel erhöhen (bei Konsolenspielen leider immer noch keine Standardoption).

Manche schwören bei VR Motion Sickness auf das Kauen von Ingwer. Ich selber gebe immer den Rat, einfach Kaugummi zu kauen. Ich denke, die Kaubewegung hält indirekt das Innenohr in Bewegung und das allein scheint (bei mir) schon auszureichen, dass es im Hirn zu keinem Widerspruch zum Gesehenen kommt. Zumindest kann ich mit simplem Kaugummikauen mehrere Stunden Rennspiele in VR spielen, ohne dass mir schlecht wird. Ohne Kaugummi wird mir da nach einer halben Stunde dann doch dezent mulmig. Ich könnte mir vorstellen, dass das auch bei Motion Sickness bei normalen Spielen hilft.


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