Thema:
Re:Grüne gegen Sputnik-Impfstoff flat
Autor: Atlan
Datum:21.04.21 17:40
Antwort auf:Re:Grüne gegen Sputnik-Impfstoff von Maxiplus

Jepp, hier mal eines von vielen Beispiel in unseren Medien, bevor Nawalny frei nach dem Motto "Der Feind unseres Feindes ist mein Freund" und seine russische AfD im neuen Kalten Krieg plötzlich zu demokratischen Freiheitskämpfern wurden:

[https://www.mdr.de/nachrichten/welt/osteuropa/politik/nawalny-kritisch-klimeniouk-100~amp.html]

Mit seiner Agenda unterscheidet er sich nicht besonders von europäischen Rechtspopulisten: die Hetze gegen Moslems, Migranten oder kritische Medien. Er hat die Grenzen des Zulässigen und Tolerierbaren in liberalen Kreisen unglaublich erweitert und machte offene Fremdenfeindlichkeit hoffähig. Rechtlose Arbeitsmigranten aus Zentralasien, aber auch russische Bürger aus dem Nordkaukasus, die häufig Opfer von Polizeigewalt und Erpressung werden, stellt er als eine wichtige Quelle eben dieser Missstände dar. Den korrupten Politikern unterstellt er, Einwanderung aus nichteuropäischen Teilen der Ex-UdSSR bewusst im eigenen Interesse voranzutreiben.

Migranten sind für ihn vor allem "illegale Einwanderer". Er spricht zwar nicht von Rassentheorie, aber von Überfremdung und natürlicher Unfähigkeit der Nichteuropäer, sich zu integrieren. Einwanderer und russische Bürger aus dem Nordkaukasus (Tschetschenien und Dagestan, Anmerkung der Redaktion)  werden von ihm als Barbaren, organisierte Kriminelle, Drogendealer, Schläger und Sexualtäter dargestellt. Mit dieser manipulativen Sprache ruft er offen zu Ausgrenzung auf.

Nach der russischen Invasion in Georgien 2008 sprach er sich beispielsweise für ein noch härteres Vorgehen gegen das Land aus. Alle georgischen Bürger sollten doch aus Russland deportiert und "das Hauptquartier der Nagetiere" mit Marschflugkörpern zerstört werden. Nawalnys Rhetorik ist übrigens voll von Tiervergleichen. Er schreibt in einem Blogeintrag: "Die gesamte nordkaukasische Gesellschaft und ihre Eliten teilen den Wunsch, wie Vieh zu leben. Wir können nicht normal mit diesen Völkern koexistieren."

Er argumentiert dabei mit frei erfunden Zahlen, zitiert Statistiken unsauber. Bereits bei den Moskauer Bürgermeisterwahlen 2013 behauptete Nawalny zum Beispiel, dass jedes zweite Kapitalverbrechen in Moskau von Einwanderern begangen würde, was nicht stimmt.

Früher beschimpfte er Bürgerrechtler und Schwule. Die einen seien "quasiliberale Wichser" oder "senile Trickbetrüger", die anderen "Schwuchteln", die weggesperrt gehörten.


Aber wahrscheinlich sieht er das alles nach den letzten paar Jahren im westlichen Rampenlicht mit westlichen Geldern auch komplett anders!

Der Dichter Lew Rubinstein beschrieb ihn als "talentiert, aktiv und sehr gefährlich, da er kein Wertesystem habe (...) Ob er die Positionen, die auf Kritik stießen, aufgegeben hat oder nur nicht mehr öffentlich vertritt, könne man nicht genau wissen.

[https://de.wikipedia.org/wiki/Alexei_Anatoljewitsch_Nawalny#Politische_Positionen]

So jemand hätte auch in Deutschland zig Prozesse am Hals und säße wahrscheinklich im Knast. Aber diesem Rechtsaußen rollen unsere Politiker seit Monaten den roten Teppich aus und bringen ihm sogar weit mehr Solidarität entgegen als einem Assange, Snowden oder Manning. Einfach weil: Gegen Putin, unseren Feind. Dabei ist Nawalny ja bloß gegen Putin, weil dieser ihm nicht RECHTS genug ist. Das muss man auch erst mal hinbekommen...

Nirgends wird aktuell so deutlich, wie sehr moralische Maßstäbe von geostrategischen Aspekten abhängig sind, wie bei der Kausa Nawalny. Dass die "Realos" bei den Grünen da ganz vorne dabei sind, wundert mich inzwischen aber nicht mehr. :/


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