Thema:
Re:Find ich nicht. flat
Autor: token
Datum:24.02.21 12:21
Antwort auf:Re:Find ich nicht. von Telemesse

>Stimm alles was du sagst. Deswegen muss man eben auch Regularien finden die Auswüchse irgendwo einzudämmen. Gehaltsobergrenzen o.ä. wie sie in USA im Football oder Basketball praktiziert werden wären z.b. mal ein Model.
>Denn klar ist ja auch. Die Vermarktung dient dazu soviel Geld reinzuholen um für die Spieler und die Vereine die besten Vorraussetzungen zu bieten ihr Leistungslimit zu erreichen; Ob aber z.b. ein ein Thomas Müller im Jahr 2 Millionen oder 10 Millionen verdient dürfte keinen wirklichen Einfluss mehr auf sein Leistungsniveau haben; und hier kommt man dann nämlich auf ein Level wo es nicht mehr darum geht Leistung entsprechend zu honorieren sondern nur noch darum wer hat die meiste Kohle um die besten Spieler zu verpflichten.


Exakt das ist der Teufelskreis der dabei entsteht.
Im absoluten Spitzenbereich CL funktioniert der Fußball in jedweder Hinsicht natürlich herausragend, aber eben mit dem nach unten abstrahlenden Scherenproblem wo es kein gesundes Maß im dortigen Gefälle gibt.
Da kompensiert sich auch nix, noch pendelt sich was ein, diese Schere geht nur zunehmend weiter auseinander.

Im Grunde passiert da das gleiche was auch in der Wirtschaft passiert, eine Verklumpung zu Megakonzernen mit einhergehender Manifestation von Machtverhältnissen.
Und Fußball ist nun mal in einem Mischbetrieb aus Superduperliga und Alltag, und selbst auf der höchsten Stufe Bundesliga wirkt es teils schon so, als wenn Kinder einen Straßenflohmarkt machen, und plötzlich kommt da der Amazon-Truck vorgefahren und macht auch einen Stand auf.

Und da braucht man den Kids auch nicht erzählen dass sie halt besser werden müssen wenn sie mit Amazon mithalten wollen, denn dieser Schritt erfordert nicht nur Kompetenzen sondern in erster Linie Zugang zu Investionskapital. Und zwar massivem Kapital und nicht irgendwelchen Sponsoringkinkerlitzchen. Dieses wird dann auch von Unternehmen oder gelangweilten Milliardären gewährt, aber nur unter der Maßgabe eines eigenen Gestaltungsrahmens.

Jetzt könnte man sagen, okay, so läuft das Spiel heutzutage, dann hören wir doch auf das Feigenblatt des Vereinsbegriffs weiter zu strapazieren, sprechen konsequent von Sportunternehmen, und öffnen den Markt für Investoren.
Das Problem, jetzt werden traditionsreiche "Vereine" mit unzähligen Mitgliedern im Hinblick auf ihre eigenen Gestaltungsräume komplett weggeräumt und der Verein hängt am seidenen Faden der Kompetenzen und Launen des Investors. Denn dieser geht zwar mit Kapital rein, hat aber nix zu verschenken. Heißt, einerseits investiert er schon, andererseits dehnt er aber auch die Bilanz an die Grenzen der Verschuldbarkeit, hierbei geht es um dreistellige Millionenbeträge für die er gar nicht selbst haftet. Und wenn er DANN den Rückzieher macht, gibt es halt schönen Dokustoff der Marke Sunderland, aber eben auch die Möglichkeit eines vollständigen Kollaps.

Diese zwei Welten von einem durchaus professionalisierten Vereinswesen und einem nur marginal regulierten Kapitalwettstreit (Feigenblatt finanzielles Fairplay was auf links gedreht wird, oder auch das Feigenblatt des Vereinsrechts, was ebenso auf links gedreht wird) prallen ungefiltert aufeinander. Wer nur Interesse an der CL hat bekommt den besten Fußball geboten den man geboten kriegen kann, das sind halt die besten der besten der besten.
Aber der Mischbetrieb in den Ligen wird zunehmend zur Farce. Und die Problematik wird nicht rückgebaut, stattdessen entstehen zunehmend analoge Kapitalungleichgewichte zwischen den Ligen die nun ihrerseits Superduperverträge abschließen wo es bald nicht mehr groß wundern würde wenn ein Existenzkampf in der PL darüber geführt wird, dass man Personal von CL-Teilnehmern abwirbt.

Gleichwohl mache ich mir keinerlei Hoffnung dass hier noch irgendwas zurückgebaut wird nach bspw. amerikanischen Vorbild. Die unterschiedlichen Interessen von den Gewinnern und Verlierern dieses Kapitalkampfs sind nicht unter einen Hut zu bekommen. Und die Gewinner sitzen am deutlich längeren Hebel. Falls überhaupt was passiert ist es meines Erachtens der weitere Abbau von Regulierungen und Öffnung des Sportbetriebs aller Ligen für Investoren.
Dann heißt es bald FC Alibaba vs. SC Mohammed bin Raschid Al Maktoum.


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