Thema:
Solche Definitionen sind immer schwierig flat
Autor: Telemesse
Datum:18.02.21 15:03
Antwort auf:Wie wohlhabend sind Sie? von Boabdil

Imo ist eigentlich eher das wirklich frei verfügbare Einkommen einigermaßen aussagekräftig.
Wenn du z.b in München ein Reihenhaus aus den 80ern besitzt bist du nominell schon mal einigermaßen vermögend. Wenn an dem Ding aber in Kürze Dach, Heizung und Fenster erneuert werden müssen kannst du mit einem mittleren Einkommen auch keine großen Sprünge mehr machen, da dann ein nicht unerheblicher Teil der Kohle erst mal für Instandhaltungen drauf geht.
Letztendlich schaue ich eher danach was einem am Ende des Monats wirklich übrig bleibt; und das nicht nur nach Abzug der Fixkosten sondern auch nach allem anderen was man sonst so gewöhnlich ausgiebt. Denn nur das was wirklich übrig ist ermöglicht Vermögensaufbau oder eben die Möglichkeit zu Luxuskonsum; Und genau da trennt sich nämlich imo auch die Spreu vom Weizen. Mit 500 Euro übrig kannst du ein bißchen was sparen, mit 3-5.000 Euro kannst du aber schon ganz anders planen und mit 10k oder mehr übrig sind finanzielle Alltagssorten eher ein Fremdwort.
Dabei ist auch die Ausgangsbasis des Vermögen relativ egal. Wenn du eine abbezahlte 100qm Eigentumswohnung und monatlich 2k zur freien Verfügung übrig hast fühlt sich das i.d.R. schon mal sehr gut an. Wenn du jetzt aber ne Riesen Hütte, 2 Autos und 3 Kinder und trotz deutlich höerem Einkommen aber vielleicht am Ende nur noch 500 Euro im Monat frei verfügbar hast fühlt sich das merklich angespannter an obwohl du ja eigentlich vermögender bist.
Ich würde also mal sagen: Frei verfügbares Einkommen schafft Unabhängigkeit. Gebundenes Kapital dagegen ist imo nicht klar zu bewerten. Das kann mal Einkünfte generieren, kann aber genauso gut Aufwand und Kosten verursachen.
Ich habe z.b. einen Bekannten der ist Schlossbesitzer. Hat das Teil von seinem Großvater geerbt. Das ist jetzt kein Prunkschloss sondern ein ehemaliges Jagdschlößchen von dem es hier in der Gegend einige gibt. Jeder Außenstehende würde den sofort als Reich bezeichnen. Letztendlich ist der aber permanent am kämpfen um den alten Kasten irgendwie zu erhalten; und der Unterhalt verschlingt Unsummen. Daher nutzen die also das Schloss auch teilgewerblich (Reiterhof mit Einstellpferden, Eventlocation u.ä.) da sonst so ein Karton gar nicht bezahlbar ist. Der sitzt da also nicht wie der König und instruiert seine Diener sondern ist eigentlich permanent am Buckeln um den nominellen „Reichtum“ zu erhalten. Ich würde mal vermuten das von den Allermeisten die ihn als reich bezeichnen nur die wenigsten wirklich tauschen wollen würden wenn sie seinen Alltag mal für ein Jahr mitmachen würden.
Da dürfte ein durchschnittlicher Bundesliga Lederballtreter schon deutlich vermögender sein im Bezug auf freie Verfügbarkeit der Einkünfte.


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