Thema:
Re:VW schummelt mal wieder flat
Autor: Michael M.
Datum:13.02.21 10:46
Antwort auf:VW schummelt mal wieder von Fritz Schober

Die Zahlen in dem Artikel sind sicherlich korrekt, nur scheint der Autor nicht wirklich zu Wissen, wie Neufahrzeuge seit vielen Jahren schon nach kurzer Nutzung als Firmenfahrzeug dann als Jahreswagen in den Markt gebracht werden. VW, und vermutlich auch andere Firmen, bieten jedem Mitarbeiter mit Festanstellung die Möglichkeit, über die 1% Regelung einen Firmenwagen zu fahren. Welches Fahrzeug sie wählen können hängt von der Position im Betrieb ab. Manche Fahrzeuge sind komplett gesperrt (Up, Polo) andere (Passat, Touareg) können nur Mitarbeiter in höheren Positionen bekommen. Die meisten Mitarbeiter können zwischen Golf/T-Roc/Tiguan wählen. Es gibt dafür einen extra Fahrzeugkonfigurator im Intranet, welcher andere Optionen hat, als der normale Konfigurator. Darüber wird dann verhindert, dass jemand ein Auto konfiguriert, welches später nur schlecht verkäuflich ist.

Die Mitarbeiter wählen also ein Auto, zahlen (bei einem Verbrenner) die Steuern für 1% des Bruttolistenpreises jeden Monat und dürfen das Auto ohne weitere Zuzahlungen neun Monate fahren. Nach neun Monaten bekommen sie dann wieder ein neues Auto. Die Zulassung der Fahrzeuge erfolgt auf VW. Das sind genau die Autos, die man jetzt (und auch schon immer) in der Zulassungsstatistiken sieht. Also rechnerisch 1.3 Fahrzeuge für jeden Mitarbeiter je Jahr, der das Angebot annehmen möchte.

Jetzt müssen Mitarbeiter für P-Hybride aber nur 0.5% statt 1% zahlen. Für BEV sogar nur 0.25% statt 1%. Somit erhalten sie also ein solches, höherwertiges Auto für eine geringe Zuzahlung. Zudem erhält VW für jedes Auto die staatliche Förderprämie und gleichzeitig sinkt noch der Flottenwert für CO2. Eine Win-Win Situation.

Mogeln sie? Nicht wirklich, sie machen nur das, was sie seit Jahren eh machen. Ob das nun richtig oder falsch ist steht auf einem anderen Blatt. Die steuerliche Situation ist halt grad für alle beteiligten extrem vorteilhaft für das oben beschriebene Szenario. Was sie aber nicht machen ist massenweise Autos zulassen und auf Halde stellen, wie in dem Artikel suggeriert wird.

Diese Werksfahrzeuge sind übrigens die, die dann beim Händler als Jahreswagen stehen. Kein Mensch der halbwegs bei Verstand ist würde ein Auto nach einem Jahr abgeben, weil der Wertverlust viel zu hoch ist. Für die Händler ist es gut, weil sie die Fahrzeuge nahezu ohne Risiko aus zuverlässiger Quelle bekommen. Alle Autos sind so ausgestattet, dass sie gut verkäuflich sind. Die Fahrzeuge, die am leichtesten zu verkaufen sind stehen auch in den größten Mengen zur Verfügung.

Und zuletzt noch das eindeutigste Argument gegen den Schummelvorwurf: VW hätte auch einfach die Autos an die normalen Käufer ausliefern können, um die Zahlen nach oben zu treiben. Sie kommen nur mit der Produktion nicht nach. Manche Kunden, so wie ich, müssen vier Monate zusätzliche Wartezeit in Kauf nehmen. Mein Auto war für November geplant, kommt jetzt im März, wäre also in die 2020er Zulassungsstatistik eingeflossen und hätte ihnen vermutlich mehrere tausend Euro Strafzahlungen gespart. Und das ist noch harmlos, die Nachfrage ist so groß, dass man teilweise ein Jahr warten muss bzw. die Bestellannahme für manche Modelle geschlossen wurde und man schlicht kein Auto mehr bestellen kann.

Michael


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