Thema:
Wie Trade Republik Geld verdient flat
Autor: Fritz Schober
Datum:03.02.21 08:42
Antwort auf:Nur der Vollst. halber: erneute Erklärung von TR von Gice

Sieh haben einen etwas anderen Ansatz als Robin Hood:

"Wie verdient man Geld, wenn man Kunden außer einer Transaktionskosten-Pauschale von einem Euro je Order nichts berechnet (und auch die übrigen wesentlichen Depotleistungen tatsächlich kostenlos sind)?

Im Grunde ist das Modell ein alter Hut und fußt auf einem Vorgehen, das  auch Sparkassen, Genossenschaftsbanken und selbst Strukturvertriebe nutzen: Man verengt schlicht die Palette angebotener Produkte und Handelspartner auf hauseigene Produkte und einige wenige Partner, an denen man verdient und die technisch möglichst wenig Arbeit machen.

Im Falle von Trade Republic heißt das, dass Kunden aktuell in einem virtuellen Käfig stecken, in dem sie Transaktionen ausschließlich über die elektronische Handelsplattform LS Exchange oder direkt mit dem Zertifkateanbieter HSBC Trinkaus durchführen können. Mal eben ein paar Bayer-Aktien an der Börse Frankfurt kaufen? Geht nicht. „Am anderen Ende“ der Transaktion stehen entweder die Händler der Plattform LS Exchange – oder die von HSBC Trinkaus.  „Eine Anbindung an mehrere Ausführungsplätze würde auf Seiten von Trade Republic einen erheblichen administrativen Mehraufwand mit sich bringen“, heißt es in den AGBs.

Natürlich vereinfacht und verbilligt das Prozesse in der Abwicklung. Vor allem aber stellt es sicher, dass die Kunden nur Geschäfte tätigen, die Trade Republic auch etwas bringen – weil man, wie in der klassischen Anlageberatung in Deutschland auch, die Rückvergütung von den Plattformen und dem Partner, etwa HSBC, bekommt. Und man eben die transparenten Kosten von Orderspesen mit eben jener Rückvergütung – im AGB-Deutsch von Trade Republic „Abwicklungskosten-Zuschüsse“ genannt – substituiert. „Im Zusammenhang mit der Ausführung der Wertpapier-Geschäfte kann Trade Republic Zahlungen von den Betreibern der Ausführungsplätze bzw. Kontrahenten der Ausführungsgeschäfte für die Platzierung der Aufträge (…)  erhalten. Diese Zahlungen z.B. sog. Abwicklungskostenzuschüsse belaufen sich auf bis zu € 3,00 pro Kundenorder“, heißt es in den AGB.

Verboten ist das nicht. Im Gegenteil, derlei Provisionen sind auch bei anderen Online-Brokern üblich. Und: Während der klassischen Börsen-Handelszeiten (und auch nur dann!) schreibt die Richtlinie Mifid II vor, dass Kunden auf alternativen Handelsplattformen nicht schlechter gestellt werden dürfen als an den Börsen. Klar ist aber auch: Die Händler bei Handelsplattformen wie LS Exchange und HSBC – ob menschlich oder automatisiert – haben nichts zu verschenken. Und machen ihrerseits ihren „Schnitt“ an den Kundenordnern. Bei Zertifikaten kommt hinzu, dass Laien den fairen Wert der Zertifikate und somit faire Kursstellungen kaum beurteilen können.

Das Prinzip Overconfidence
Online-Broker sind in einem üblen Gewissenskonflikt: Je mehr Kunden handeln, desto unprofitabler agieren sie in der Regel für sich selbst. Desto größer aber der Gewinn für die Broker. In der Verhaltensökonomik wird dies mit dem „Overconfidence Bias“ beschrieben: Viele handeln sehr häufig, weil sie sich für klüger als der Markt halten. Trade Republic und andere verdienen an Aktivität, nicht an Stillhalten.

Die rasante Simplifizierung auf nur drei Schritte und die Niederschwelligkeit des Smartphone-Einsatzes sind somit in jedem Fall optimal für einen Anbieter. Aber sind sie es auch für den Kunden, die „Tap, Tap, Trade“ praktizieren?"

[https://finanz-szene.de/fintech/das-klandestine-geschaeftsmodell-des-null-gebuehren-brokers/]


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