Thema:
Re:für nichts flat
Autor: waldmeister
Datum:20.01.21 18:13
Antwort auf:Re:für nichts von DJS

>>>Der Satz suggeriert, dass die böse Alkoholindustrie etwas macht, was sonst keiner tut. Jede erfolgreiche Firma der Welt macht es. Das Produkt spielt an dieser Stelle gar keine Rolle. Der Bericht möchte etwas aufdecken, wo es nichts aufzudecken gibt, weil es völlig selbstverständlich ist.
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>>Das sehe ich auch weiterhin anders. Sony richtet keine Leben und Familien mit ihrem Produkt hin. Die Alkoholindustrie weiß, dass das in erschreckender Quote passiert.
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>Es passiert nicht in erschreckender Quote. Vermutlich die halbe Welt hat schon mal Alkohol getrunken, 3 Millionen sind letztes Jahr daran gestorben. Das sind 0,04%.


Was ist denn das für eine Rechnung? Grob überschlagen saufen bei dir auch Säuglinge und kleine Kinder mit?
Und ein Anteil an den Toten durch Krankheit wäre wohl sinnvoller als an der gesamten Bevölkerung.


>Und natürlich ist Alkohol ein ganz spezielles Produkt. Wenn man will, kann man kritisieren, dass er überhaupt industriell hergestellt und frei verkauft wird. Die Industrie ist nun aber da und so wie es aussieht wird sie von vielen Menschen sehr gerne in Anspruch genommen. Weil es ihnen Spaß macht Alkohol zu trinken. So wie es anderen auch Spaß macht Playstation zu spielen. Sehr viele Produkte auf der Welt gibt es nur, weil sie den Menschen Spaß bereiten.
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>Und wenn ich mich also entschieden habe mein Geld mit Alkohol zu verdienen, dann ist es selbstverständlich, dass ich dafür auch werben muss.
>Es bezog sich ja alles auf diesen Satz:
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>Er reist um die Welt von Deutschland über England nach Nigeria, um die aggressiven Handelspraktiken der globalen Alkoholindustrie aufzudecken, die in neuen Märkten mit allen Mitteln Wachstum sucht.
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>Imo ist das deswegen billigster Sensationsjournalismus. Man deckt etwas auf, das völlig normal ist.
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>>Gleichzeitig weiss sie, dass junge Menschen besonders gefährdet sind - und richtet dennoch die Werbung und Produkt gezielt an diese.
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>Man richtet seine Produkte vor allem an potenzielle Neukunden. Und die sind in dem Zusammenhang logischerweise eher jung als 80 Jahre alt. Das war beim Rauchen nicht anders. Wer sich erstmal an eine Marke gewöhnt hat, ist oft bei ihr geblieben.
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>>Das ist nicht "business as usual", als würdest Du Netzwerkkabel, Windeln oder Fenster verkaufen und Dein Geschäft voran bringen.
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>Doch, genau das ist es. Entweder ich finde die ganze Alkoholindustrie zum Kotzen und arbeite nicht für sie. Wenn ich mich aber dafür entscheide, dann ist solche Werbung "business as usual".
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>>>Wie sollen sie sonst werben? Willst du als Alkoholiker sterben, dann trink Carlsberg? Haribo wirbt auch nicht mit Diabetes sondern mit fröhlichen Kindern. Diese Verbrecher!
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>>Wow, Diabetes - die Whataboutisms werden ja noch schlimmer! :(
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>Ernsthaft? Als ob Du mich einfach nur provozieren wolltest. Wo ist das Problem? Ich will nicht über Haribo reden und vom eigentlichen Thema ablenken. Es war ein Beispiel zur Unterstützung meiner Argumentation, dass ALLE Firmen ihr Produkt in Werbungen positiv darstellen. Wenn es ALLE tun, warum sollte man es der Alkoholindustrie vorwerfen? Und das hast Du getan mit dem Satz: Auch der Werbespot von Carlsberg in dem Film spricht doch Bände: willst gut drauf, musste trinken!
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>Warum hat Thomas einen Penis und keine Vagina? Alle Jungs haben einen Penis, auch der Jürgen! Was? Jürgen? Whataboutism! Wir reden hier doch über Thomas, wie kann man da mit Jürgen argumentieren?
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>Nee, ernsthaft, imo wird hier im Forum der Begriff des Whataboutism meistens falsch benutzt.
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>>>Was meinst Du mit Naivität? "Scheißegal-Haltung" unterschreibe ich sofort, aber Naivität sehe ich da nicht.
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>>Na dass es ja jeder selbst in der Hand hat weil er Bock drauf hat oder eben nicht. So einfach ist das nicht. Es gibt Menschen, die sind anfällig, manipulierbar, schützenswert. Nicht jeder rennt sehenden Auges komplett bewusst ins Verderben.
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>Jeder ist seines Glückes Schmied. Für geistig gesunde Erwachsene sehe ich das tatsächlich so einfach. Mir ist bewusst, dass es die meisten nicht so sehen, aber für beide Einstellungen gibt es imo keine echten Argumente.
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>Bei Kindern/Jugendlichen sehe ich das natürlich wie Du. Ich finde es absolut katastrophal, dass man in Deutschland z.B. Bier schon ab 16 kaufen/trinken darf. Das macht einen sprachlos und man fragt sich, warum das überhaupt so ist.
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>>>Ich denke spätestens in den 70ern wusste man, dass rauchen sehr ungesund ist. Und wie gesagt, natürlich versucht man sein Produkt als möglichst attraktiv darzustellen. Heutzutage steht auf jeder Packung, dass man durchs Rauchen stirbt, trotzdem greifen viele zu.
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>>Das steht da, weil der Staat es vorschreibt.
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>Ich weiß. Es ging darum, dass es nicht abschreckend wirkt und manche trotzdem weiter rauchen. Wie gesagt, als Erwachsener entscheidet man selbst was man tut.
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>>Und noch in den 80ern und 90ern haben Eltern ohne rot zu werden im Auto mit 2 Kids auf der Rückbank gequarzt. Talking about "Eigenverantwortung" und "ist ja alles bekannt"...
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>Ja dumme Eltern halt, was will man machen? Man führt sinnvolle Gesetze ein und hofft, dass sich die Menschen daran halten. Aber wie gesagt, Menschen machen Fehler, nicht die Bierflasche. Es gibt Eltern, die den 14-Jährigen Bier mittrinken lassen obwohl es verboten ist. Darüber sollte man imo einen Bericht machen und versuchen dagegen zu wirken.
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>>>Werden sie weggelächelt? Sehe ich nicht so. Man wird mit den Folgen vielleicht nicht genug konfrontiert, aber weglächeln sehe ich da auch nicht.
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>>Schau dir an, wie weit Alkohol und auch exzessiver Konsum gesellschaftlich mitgetragen wird und "dazu gehört". Schau Dir an, wieviele schleichende Feierabend-Alkis das für sich selbst oder in ihrem Umfeld nicht akzeptieren, ansprechen, angehen.
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>>Insofern: jo, das wird weggelächelt.
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>Diese Erfahrungen habe ich nicht gemacht um ehrlich zu sein. Ich bin in einem Land aufgewachsen in dem gern und viel in allen Gesellschaftsschichten getrunken wurde. Trotzdem: sobald es "ernst" wurde, hat man sich um die entsprechende Person gekümmert und weggelächelt/auf die leichte Schulter genommen, wurde da nichts.
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>>Du bist immer noch auf dem "wer das halt will". Ich habe selbst Situationen erlebt, da war die betroffene Person weit von "sie wollte es halt so" entfernt. Ich finde krass, wie Du diese unkontrollierbaren Sucht-Aspekte der ganzen Debatten komplett ausblendest und immer wieder sagst "hat ja jeder selbst in der Hand".
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>Ja, das tue ich wirklich. Es ist mir klar, dass manche anfälliger sind als andere. Das ist traurig, ändert aber nichts daran, dass man selbst dafür verantwortlich ist, damit zu leben. Ich rede hier natürlich die ganze Zeit von zurechnungsfähigen Erwachsenen und nicht von Minderjährigen.
>Niemand wird nach seinem ersten Bier alkoholabhängig. Wenn ich aber merke, dass es mir immer mehr Spaß macht und ich immer öfter zur Flasche greife, dann muss ich entsprechend reagieren.
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>>>Ich will nicht in Frage stellen, ob Berichte über Alkoholismus wichtig sind. Natürlich sind sie das. Mich stört nur diese Sensationsgeilheit und angebliche Bloßstellung der Alkoholindustrie. Mach einfach einen Bericht über die Folgen, nenne Zahlen, damit die Menschen eine Vorstellung haben wie schlimm es wirklich ist und fertig.
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>>Das war u.a. Teil des Berichtes. Dass eine Industrie mit geschicktem Marketing genau diese Zahlen bewusst fabriziert, ist eine Erwähnung wert.
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>Genau da bin ich anderer Meinung. Bzw.: "Eine Erwähnung" ist OK, es ist imo aber nicht OK es wie einen Skandal darzustellen und anzuprangern.
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>Dein letzter Satz ist ein perfektes Beispiel dafür, was mir an dem Bericht nicht gefällt. Der Industrie ist bewusst, dass ein sehr kleiner Teil der Alkoholkonsumenten mit dem Produkt nicht umgehen kann. Ja klar, und? Mit geschicktem Marketing will man mehr verkaufen und mehr Geld verdienen, nicht mehr Menschen umbringen. Das suggeriert aber Deine Formulierung imo.


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