Thema:
Ich nicht. flat
Autor: Pezking
Datum:13.01.21 21:40
Antwort auf:Bin zwiegespalten bzgl. der Sperrungen von Twitter & Co. von thestraightedge

Meinungsfreiheit ist nicht gleichbedeutend mit einem Recht auf Publikation.

Niemand muss jedem eine Plattform anbieten. Und niemand muss jedem Hilfestellung beim Networking anbieten.

Noch besser wäre es natürlich, wenn nicht nur Unternehmen nach eigenem Gutdünken zu einem x-beliebigen ausmisten würden, sondern wenn es hierzu klare gesetzliche Vorgaben gäbe, die die Betreiber von sozialen Netzwerken umsetzen müssten. Und zwar immer.

Aber die gibt es leider (noch) nicht in ausreichendem Maße, dazu müsste man die Unternehmen haftbar machen. Vor solchen Reglementierungen haben sie gerade Schiss, und nur deshalb ziehen sie jetzt die Reißleine.

Deshalb hoffe ich, dass strenge Reglementierungen trotzdem kommen, MAGA-Purge hin oder her.

>Grundsätzlich denke ich aber auch: eine Demokratie müsste so etwas, was sich dann im Rahmen des Erlaubten bewegt, abkönnen. Wenn ein Service klein ist, dann mag er sich natürlich aussuchen, wenn er drauf lässt. Wenn ein Service aber die Größe von Twitter erreicht hat, dann muss man alle gleich bemessen. Und wenn ich scheiße fände, wenn Twitter den Account der linken Watchgroup sperrt, die eine Gegendemo zu ner Naziveranstaltung koordiniert, so muss ich Sperrungen von rechten Accounts und Trump bemängeln.

Ich würde beides begrüßen. Soziale Netzwerke können heutzutage Nazidemos potenziell eher verhindern als linke Watchgroups.

Und wenn es eine angemeldete und genehmigte Demo ist: Dann ist das etwas, was eine Demokratie aushalten muss! Nur war der Sturm aufs Capitol letzte Woche ja komplett anders gelagert. Da war nix angemeldet.

>Zudem wird das ganze von T. und seiner Anhängerschaft natürlich als Märtyrertum und Aufwiegelung des "wir gegen die"-Gefühls genutzt. Die Gräben werden tiefer.

Das ist völlig irrelevant. Diese Leute wollen tiefe Gräben und sind beim Graben nicht wählerisch. Das geht notfalls auch jederzeit mit Lügen oder Wahnvorstellungen. Das kann man nicht verhindern, also bringt es auch nichts, auf diese Leute Rücksicht zu nehmen - ganz im Gegenteil.

>Ich bin ja auch jemand, der sich sowas bewusst auf Social Media gibt und auch dort sagt: ausblenden, nicht hinschauen, zensieren bringts nicht. Damit passiert diese Realität ja nicht mehr, man blendet allenfalls aus.

Das kann schon mehr als die halbe Miete sein. Plattform entziehen, Vernetzung erschweren - in der Obskurität ist solches Gedankengut viel unbedeutender und damit auch ungefährlicher.

>Und ist es nicht sogar besser, wenn der Dummfug "in plain sight" passiert, statt im Hinterstübchen? Und glaubt jemand, dass Trump via Twitter viele Menschen mobilisieren konnte? Ich glaube eher, dass der Graben schon vorher da war, und seine Wähler auch bereits eingenordet waren.

Das war eindeutig das Werk von Trump und allen Republikanern mit Hang zu QAnon. Die Aufforderungen waren klar, die Geschenisse waren sein Wille. Sie hätten nur aus seiner Sicht gerne erfolgreicher und nicht so "low class" sein dürfen.

Ich fürchte eh, dass da noch einige Hochverrats-Bomben im GOP-Dunstkreis platzen werden:

Rep. Mikie Sherrill, during a live webcast Tuesday evening, said she witnessed some members of Congress leading people through the Capitol on Jan. 5 in what she termed a "reconnaissance for the next day," when insurrectionists took part in a deadly siege on the legislative branch.

[https://amp.northjersey.com/amp/6648386002?__twitter_impression=true]


Panic buttons installed in Ayanna Pressley’s congressional office were torn out before rioters stormed the Capitol last week, her staff have said.

[https://www.independent.co.uk/news/world/americas/us-election-2020/capitol-riots-ayanna-pressley-panic-buttons-b1786678.html]

>Ich rede hier nicht von Darknet-Gruppen für Terrorismus, Bombenbau und Co. - ich rede von dem, was sich im Rahmen der Legalität abspielt, so ärgerlich und fies diese oft ist. Auch tatsächliche Gewaltaufrufe und Co. sind natürlich auch auf Twitter, FB usw. selektiv zu moderieren.

Und genau darum geht es gerade. Das war kein spontaner Faschistumzug durchs Capitol. Das war ein Putschversuch. Provoziert von Faschisten, ausgeführt zum Glück "nur" von verblendeten Verlierern - aber genau aus solchen Leuten setzte sich schließlich auch das Fundament der NSDAP zusammen. Natürlich auch damals mit Hang zu Verschwörungstheorien bzw. "Okkultismus". Alles die gleiche Scheiße.

Insofern sehe ich da keine Überreaktion oder Hysterie. Sondern nur Konsequenzen, für die es inzwischen auch durchaus schon hätte zu spät sein können.


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