Thema:
Re:Das fragwürdige ist nicht einmal die Sperrung flat
Autor: Atlan
Datum:12.01.21 15:57
Antwort auf:Re:Das fragwürdige ist nicht einmal die Sperrung von Derrick

Sie sind aber nicht "einfach nur größer". Denn ab einer gewissen Größe / Monopolstellung ändert sich alles. Dann haben diese undemokratischen Tech-Giganten nämlich de defacto eine staatliche Rolle in der öffentlichen Kommunikation und Meinungsbildung. Sowas einfach nur mit "Is halt deren Hausrecht, ne?" abzutun, ignoriert die gesellschaftliche Tragweite und interdisziplinäre Bedeutung für unsere Demokratie.

Klar gelangt man bei diesen Gedanken dann irgendwann an einen Punkt, wo man im Sinne der Demokratie über Zerschlagung oder gar Verstaatlichung dieser mittlerweile "Grundbedarfe" abdeckenden Giganten und Monopole diskutieren muss.

Bis dahin sollte man ihnen aber nicht freiwillig noch mehr demokratisch nicht legitimierte Macht zusprechen.

Das mag gutgehen, wenn's nen Bösewicht wie Trump erwischt, und in der Einzelfallbetrachtung empfinde ich da natürlich auch Genugtuung. Aber auch nur kurz. Denn wird es langfristig dabei bleiben? Was, wenn mal ein linker Kandidat echte Chancen hat oder gar bereits Präsident ist und den Fehler macht, mit realen Chancen zur staatlichen Kontrolle von Facebook oder deutlich höhere Steuern für Milliardäre aufzurufen? Wird sein Kanal dann plötzlich auch vom Netz genommen? Ist ja schließlich Hausrecht, und warum sollte FB/Zuckerberg Nachrichten verbreiten lassen, die seinen eigenen Interessen diametral entgegenstehen? Oder die Postings des Kandidaten werden in der Verbreitung vom Algorithmus zumindest zugunsten wirtschaftsfreundlicherer Kandidaten subtil benachteiligt? Etc. pp.

Denn was superreiche Oligarchen und Tech-Giganten noch viel weniger mögen als Faschisten, sind linke Politiker, die ihrer wachsenden Macht demokratisch wirklich etwas entgegenstellen möchten.

Nicht vergessen: Wenn sich das Kapital zwischen Faschismus und Wachstum entscheiden muss, wird letzteres immer den Vorrang haben. Lieber ein wirtschafts- und kapitalfreundlicher Faschist als ein linker Demokrat, der auch nur ein Promill einer jeden Milliarde an die Menschen zurückgeben will. Und so wird es auch immer bleiben.

Aber wahrscheinlich ist es eh schon zu spät und der jetzige Präzedenzfall wird an der langfristigen Entwicklung auch nichts mehr schlimmer machen.


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