Thema:
Re:Der Norwegen Vergleich hinkt und nervt flat
Autor: Telemesse
Datum:10.01.21 11:51
Antwort auf:Re:Der Norwegen Vergleich hinkt und nervt von DJ Wisdom

>>>>Die Fakten dazu wurden schon hundertfach gebracht und die ganze Situation ist auf andere Länder und insbesondere auf Schland Null übertragbar.
>>>>Aber ausnahmsweise für dich nochmal in Kurz- und Schnellfassung.
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>>>>1. Stromproduktion in Norwegen zu 99% aus Wasserkraft
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>>>Ich rede nicht davon das sie einen 100% grünen Energy Footprint anstreben, sondern das sie die Transformation zur Elektro Mobilität hart pushen.
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>>Weil Strom aus erneuerbaren Energien dort in hohen Kapazitäten verfügbar, leicht erzeugbar und zuverlässig ist. Die hängen eine Turbine in einen Wasserfall im Fjord und die liefert 365 Tage im Jahr kontinuierlich Strom. Hier gibt es leider kaum brauchbare Wasserfälle und Wind- und Solar liefern hier auch nicht konstant. Insofern ist der Material- und Kostenaufwand zur Erzeugung der Energie aus Erneuerbaren hierzulande um einiges  höher.
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>Verstehe ich, aber darum geht es bei der Umstellung auf eMobility nicht wirklich. Der großen Masse an Autofahrern ist es egal wie der Strom erzeugt wird welcher ein BEV oder PHEV antreibt. 45 mil fahren schließlich täglich mit dreckigen ICE Antrieben. Der Umweltgedanke ist (noch) nachrangig. Wenn wir in Deutschland 20 AKWs betreiben würden und damit ebenso stabil wie Norwegen Strom erzeugen würden, würde dies aus ökologischen Gesichtspunkten beim Endkunden kaum einen Unterschied in seinem Kaufverhalten erzeugen.
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Autos waren in Norwegen schon immer teuer. Aufgrund von hohen Zöllen oder Steuern massiv teurer als bei uns. Die E-Autos sind überwiegend von diesen Kosten befreit und für den Kunden einfach günstiger im Erwerb als vergleichbare Verbrenner. Da auch der Strom günstiger ist als bei uns und das Ladenetz in den Ballungszentren gut ausgebaut ist, ist es für den Endverbraucher eigentlich ein Nobrainer. Niedrigerer Kaufpreis und niedrigere Unterhaltskosten. Verbrenner machen da nur noch Sinn für Leute die auf hohe, verlässliche Reichweiten angewiesen sind oder für die die Ladeinfrastruktur nicht ausreichend ist. Da die meisten Norweger aber im bevölkerungsreichen Süden wohnen, wo sich in einem Radius von 2-300 km alle relevanten Städte erreichen lassen, ist der tatsächliche Bedarf an hohe Reichweiten sicher auch merklich geringer als bei uns. Im dünn besiedelten Norden wird das sicherlich noch anders sein, da sind die paar Autos die da rumfahren aber ökologisch auch ziemlich irrelevant.
Und klar, da die Stromerzeugung in Norwegen nahezu komplett aus erneuerbaren, unerschöpfbaren und zuverlässigen Quellen kommt ist dies natürlich auch für das Land ein Nobrainer dies zu nutzen und zu pushen.
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>>>>2. Strompreise in Norwegen deutlich günstiger als in Schland
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>>>20 vs 30 cent ([https://strom-report.de/strompreise-europa/]). Ja, ist ein Unterschied, aber nicht das Killerkriterium warum es in DE noch zu langsam voran geht.
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>>Das sind 50% Unterschied. Imo nicht gerade wenig. Zumal in Norwegen in Innenstädten häufig noch gratis geladen werden kann. Elektroautos zahlen auch keine Straßenmaut und fahren  afaik auf vielen Fähren gratis. D.h. das alles wird durch staatliche Gelder finanziert. Für den Verbraucher ist unterm Strich ein E-Auto einfach günstiger als ein Verbrenner. D.h. die Menschen entscheiden dort ganz simpel (wie eigentlich überall auf der Welt) mit dem Geldbeutel.
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>Exakt, es sind primär ökonomische Gründe. Bei 30 Cent/KWh in Deutschland ist das aber nicht wirklich ein Blocker - WENN man den überall auch 30 Cent bezahlen würde, und nicht bis zu über einem Euro in manchen Fällen, mit drastisch unterschiedlichen Preisstaffelungen und einem Wirrwarr an Zahlungssytemen... Bei einem Strompreis auf diesem Niveau wäre dieser keine Hürde. Sind 20 Cent/KWh NOCH attraktiver? No doubt.
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>>>>3. Norwegen finanziert/subventioniert den ganzen Spaß indem es in großem Stil fossile Brennstoffe (Aka Öl und Gas) fördert und verhökert. Dabei werden die Fördermengen laufend erhöht.
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>>>In welcher Form? Wird der Strompreis dadurch künstlich niedrig gehalten? Das sich der Staatshaushalt dadurch mitfinanziert ist klar ([https://businessportal-norwegen.com/2020/10/07/norwegens-staatshaushalt-2021-im-storting-praesentiert]), aber für mich kein Argument.
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Naja. die Einnahmen finanzieren eben den Ausbau der gesamten Infrastruktur und ermöglichen es eben die E-Autos ohne die sonst üblichen hohen KFZ Steuern zu veräußern. D.h. dadurch werden wohl vermehrt auch wegfallende Einnahmen durch die Besteuerung von Verbrennern kompensiert.

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>>>>4. Vor kurzem haben die Norweger erst ein Ölfeld vor der Küste mit einer Kapazität con 2,7 Milliarden Barrel Öl eröffnet und afaik haben die nicht vor das im Boden zu lassen.
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>>>Siehe Punkt davor.
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>>>>Solange man mit fossilen Brennstoffen ordentlich Kasse machen kann scheint das das ökologische Gewissen des „Vorbildlandes“ also nicht so sehr zu belasten. Das ist in etwa so als ob man den Drogendealer abfeiert weil der seine Drogen nur an andere doofe vertickt, selber aber clean bleibt.
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>>>Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Die Golf Staaten schwimmen ebenso in den Erträgen aus fossilen Brennstoffen, da ist man aber noch Jahrzente von Norwegen entfernt. Mir geht es um den politischen Willen. Das ist es was bei uns fehlt.
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>>Nicht nur. Es geht auch um die geographischen und klimatischen Vorraussetzungen und die Wirtschaftlichkeit der Stromerzeugung. Eine Photovoltaikanlage in Marokko und ein Wasserkraftwerk in Norwegen sind selbst für Betriebswirtschaftsnoob Nobrainer und laufen profitabel, ein Wind- oder Solarpark in Schland muss aber häufig quersubventioniert werden um den Strom überhaupt noch für bezahlbare Preise anbieten zu können.
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>Genau, was dazu führt das es keine wirklich gut ausbalancierte Energiestrategie gibt. Das Problem könnte man mit AKWs lösen (nicht das ich dahinterstehen würde, im Gegenteil, aber es wäre eine Alternative). Man will aber gleichzeitig eine Markttransformation im Bereich Energieerzeugung/-verteilung als auch Mobilität heben (was an sich machbar ist), und schafft es nicht eine klare Vision und v.a. eine Execution Strategie zu definieren.
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>1 mil Ladepunkte my ass. Wie sollen die geschaffen werden? Mit welcher Strategie? Da gibt es zu wenige Antworten. Ab wann werden ICE Antriebe nicht mehr neu zugelassen werden? No Answer, Autolobby sei dank. Man ist da politisch zu wenig konsequent, und sorgt damit im Gegenzug für Unsicherheit. Das ist politisches Versagen...


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