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Für mich vermischst Du viel zu oft die Nachricht und den Überbringer der Nachricht. Jetzt hier wieder Hillary Clinton eine Mitschuld zu geben, weil sie den Missstand scharf angesprochen hat, ist nicht ok.
Man kann daran diskutieren, inwieweit ihre Politik bzw. die Politik der Regierung, an der sie beteiligt war, Missstände produziert hat. Aber die Kritik ist nicht die Ursache für Radikalisierung, die Radikalisierung ist schon längst passiert.
Für mich liegt das Hauptproblem im Einfluss der Medien, die immer mehr dazu übergehen, nicht Nachrichten weiterzugeben, sondern Nachrichten zu machen und Meinungen zu befördern um des Profits wegen. Trump hat riesige Einschaltquoten gebracht und dicke Umsätze. Das passt auch in den Gesamtkontext, dass alles nur noch nach einem wieauchimmer berechneten Geldbetrag bewertet wird. Nachrichten und auch Menschen haben in unseren kapitalistischen Systemen nur noch einen Geldwert, und dem wird alles skrupellos untergeordnet.
Es gibt keine Medienkompetenz, wobei ich auch zugeben muss, dass es immer schwieriger wird, Quellen zu bewerten und wirklich zu vertrauen. Das Fundament ist erschüttert, und dieser Funke Zweifel sitzt auch bei mir tief. Man muss da vorsichtig sein, aber gleichzeitig bieten viele Marktschreier einfache Lösungen an, und es ist leicht, da dem lautesten zu folgen.
Es gibt die Illusion der 15 Minuten Ruhm, und es gibt die Kaptialismus-Optimierung, dass das Ergebnis jedes Mittel rechtfertigt. Keine Nachhaltigkeit und auch keinen Willen, sich wirklich mit etwas auseinanderzusetzen.
Trump ist auch hier wieder schlau - er versucht, alte unangenehme achrichten zu verdrängen, indem wieder neue produziert werden - hat Derrick schon gesagt.
Er passt als Nachrichten-Produzent perfekt in dieses System.
Die USA sind nochmal eine andere Kiste, weil dort noch Sachen höher hängen, die hier schon (zurecht und glücklicherweise) stärker beiseite geschoben wurden, z.B. Säulen wie der christliche Glaube oder das Militär oder Waffen. Diese werden in den USA nicht hinterfragt und sind gleichzeig völlig hohl geworden. Wenn ich da gestern ein "The Hill: Rising"-Segment gucke, in dem ein Politik-Journalist meinte, er habe einen Politiker gefragt, wie er denn beten würde, könnte ich sofort ausrasten. Diesen Zwiespalt zwischen technischem Vorreiter der Welt und gleichzeitig einem stehengebliebenen Weltbild, dass aber gleichzeitig verkommen und leer ist, und nur strafend wirkt ist eine gefährliche Kombination.
Oder die Sicht auf das Militär, wo jede Kritik als unpatriotisch interpretiert wird, und zu wenig gefragt wird, wofür und mit welchem Plan Einsätze erfolgen. Wahre Patrioten würden mal fragen, warum überhaupt Leute für xyz zu Tode kommen, statt bei Kritik von Beleidigung der Dienstleistenden sprechen. Selber aber dann am besten noch garnicht selbst gedient haben.
Nur durch diese ganze Indoktrination ist es erklärbar, dass seine Anhänger in Trump ihren Champion sehen, der sie eigentlich noch krasser verarscht und betrügt. Keins ihrer Probleme löst. Und trotzdem wird von Konservativen erzählt, der Sumpf kehre jetzt zurück. Der war doch nie weg!
Und ich würde auch garnicht auf die USA zeigen - ich glaube, wir haben hier einfach nur Glück, dass es
1) keine "Rasse" gibt, die generell als Feindbild und Sündenbock herhalten kann. Es gibt nicht diese diffuse Bedrohungslage, dass uns weißen die Macht abhanden kommt, weil wir in der Minderheit sein könnten. Aber selbst bei uns schaffen es Boulevard-Medien, Moslems, Asylsuchende zum Feindbild aufzubauen, und ökonomisch wird auch nach unten getreten, siehe Florida-Rolf, "faule" Arbeitslose, Hartz4-Proletariat.
2) Es sind gottlob Waffen nicht so leicht verfügbar. Das macht auch schon viel aus. Und es gibt glücklicherweise noch ein gewisses Stigma bei Waffeneinsatz.
EDIT: fast Realsatire ist, dass die größte Konsequenz, den der Tod von Menschen hier hatte, 12h Twitter-Auszeit sind. Und das als Strafmaß sogar noch den größten Eindruck auf Trump machen dürfte.