Thema:
Re:Nochmal der Wald im Sauerland flat
Autor: gille
Datum:20.12.20 15:11
Antwort auf:Re:Nochmal der Wald im Sauerland von thestraightedge

>>>Übelst. Alles durch den Borkenkäfer? Es scheint ja nur eine Art Nadelbaum betroffen zu sein, plant man eine Wiederaufforstung mit Mischwald? Warum wird das in den Medien nicht stärker thematisiert, ich kann mich noch gut an den "Sauren Regen" von Anfang der 80er erinnern. Ich kann mich aber nicht mehr erinnern, ob das hier ähnlich schlimm war, aber in der DDR und Tschechien bestand das Problem ja auch lange danach.

Ja vom Buchdrucker (Ips Typograhus) ist nur die Fichte betroffen. Heiße und Trockene Jahre fördern die Entwicklung der Jungkäfer so das in einem Jahr bis zu 5 Generationen an Borkenkäfern entstehen können. Aber auch andere Baumarten hatten in den letzten Jahren schwer zu leiden. Die Europäische Lärche wurde regional stark durch den Lärchenborkenkäfer geschädigt. Die Buche wurde durch Trockenheit und Hitze ebenfalls stark geschwächt was stellenweise zu größflächigem Absterben führt.


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>>Hier wurden vor gut einem Jahr einige Flächen mit kranken Nadelhölzern gerodet. Da sprießen im Moment jede Menge Birken aus dem Boden. Hier hat es in den letzten Wochen/Monaten auch ergiebig geregnet und so langsam scheint sich das optisch wieder zu erholen.
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>Wobei Birke quasi ein Baum-Unkraut ist, und oft auch andere Kulturen verdrängt. Das ist eben keine Waldwirtschaft, sondern "wir gucken mal". Nicht schlimm, aber auch nicht Lösung. Unter Birken können sich Harthölzer wie Eiche oder Buche z.B. nicht entwickeln.
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Das ist nicht komplett richtig. Die Birke wurde evtl. früher als "unkraut" angesehen heute ist man froh über jede Fläche auf der sich eine Kultur aus Pionierbaumarten wie Birke, Vogelbeere, Aspe, Weide, Lärche , Fichte, Kiefer auf natürlichem Weg einstell
t. DIe Birke ist in ihrer Jugend sehr Wüchsig d.h sie verdrängt Baumarten wie die Buche oder Eiche. Aber wenn man erstmal einen sogenannten Vorwald mit Birke auf der Fläche hat kann man durch Vereinzelung der Birke in relativ kurzen Zeiträumen auch andere Baumarten die dann den Langfristigen Wald bilden sollen einbringen. Wir im Forst müssen einfach anderen Wege gehen und uns damit abfinden das wir in Zukunft nicht mehr nur die in Reih und Glied gepflanzten Fichten auf den Freiflächen haben werden sondern allen natürlich vorkommenden Pioniergehözen pflegen und erhalten müssen.

>>In unseren Wohanlagen haben wir dieses Jahre viele Nachpflanzungen vorgenommen, überwiegend mit Ahorn. Der ist auch sehr robust und kommt auch mit Trockenheit gut klar.
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>Stimmt, Ahorn ist aber für Aufforstungen im großen Stil viel zu teuer, so wie auch andere robustere Pflanzen. Viele Ahorn-Arten wachsen auch viel zu langsam, und sind daher eher im Zier- und Siedlungsbereich im Einsatz.


Ahorn ist nicht Zwangsläufig "viel" zu teuer. Ich arbeite hier viel mit Ahorn da wir nährstoffreiche Böden haben. Spitzahorn und Bergahorn kann man zudem auch als Großpflanze pflanzen d.h. die Bäume sind schon ca. 120cm-150cm bei ihrer Pflanzung groß. VOn diesen Großpflanzen werden dann ca. 2500-3000 Bäume pro Ha gepflanzt. Der große Vorteil ist das bei den Großen pflanzen das Rehwild nicht mehr zum Problem wird denn ohne Schutz vor Wildschäden lässt sich in vielen Waldflächen in Deutschland kein Baum mehr pflanzen. Kosten pro Pflanze sind ca. 2€. Kommunale und Private Waldbesitzer können zudem für Laubholzpflanzungen eine Förderung von 85% der Nettokosten beantragen(in Hessen).

In meinem Revier verabschiedet sich leider auch die Fichte komplett aus dem Wald. Was nicht 2007 vom Sturm geholt wurde fällt jetzt dem Borkenkäfer zum Opfer.


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