Thema:
Re:Ulf Poschardt findet: FFF und Querdenken in einen Top flat
Autor: Telemesse
Datum:18.12.20 22:52
Antwort auf:Re:Ulf Poschardt findet: FFF und Querdenken in einen Top von token

>>>>>https://www.welt.de/debatte/kommentare/plus222562688/Populismus-in-neuem-Gewand-Querdenker-und-Klimaradikale-eint-ihr-ueberheblicher-Moralismus.html
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>>>>>Leider Paywall!11!! Die Überschrift legt das zumindest nah.
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>>>>>Die bourgeoise Elite staffiert zu Weihnachten ihr moralisches Schaufenster wieder besonders idyllisch aus, findet WELT-Chefredakteur Ulf Poschardt
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>>>>>So die Bildunterschrift, rofl.
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>>>>>Wen meint er damit eigentlich?
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>>>>Der Vergleich ist Käse. Das Klimaradikale auch sehr oft durch einen überheblichen Moralismus auffallen würde ich durchaus unterschreiben. Bei Querdenkern kann ich allerdings keinen überheblichen Moralismus als prägendes Merkmal erkennen. Da sehe ich eher Ignoranz, Naivität und Dummheit.
>>>
>>>Wie definierst du den Begriff Klimaradikale?
>>Ich hab den Begriff lediglich aus dem Artikel übernommen. Würde dem aber am ehesten z.b. die Sprachrohre von Organisationen wie Extension Rebellion o.ä. zuordnen.
>>
>Du verwendest den Begriff und führst ihn aus.
>Das ist kein Kommentar dazu, du adaptierst ihn.
>Das ist ja der Punkt.
>Wenn die Welt vom Neger schreibt und ich dazu schreibe, der Neger schnackselt gern, und ich werde auf die Verwendung angesprochen, kann ich mich nicht hinstellen und sagen, ich hab den Begriff lediglich vom Artikel übernommen.
>

Deswegen habe ich dir geschreiben was ich darunter verorten würde. Insofern verstehe ich nicht was du mir jetzt sagen möchtest und deinem Vergleich mit dem „Neger“ kann ich jetzt auch nicht wirklich folgen.

>>>Ach, ich will es gar nicht wissen.
>>>Beiden Problemkomplexen ist imo eine Leugnungsstrategie gemein. Was Querdenker einfach herauszeichnen ist lediglich dass diese Form der Ignoranz auch von relevanten Teilen der Bevölkerung praktiziert werden kann wenn einem die Problematik gerade im Gesicht explodiert, beim Klimawandel steht's halt eher am Horizont und ist noch komplexer. In einer freiheitlichen Gesellschaft ist es denke ich wichtig dass gewisse Grundsäulen als vertrauenswürdig erachtet werden.
>>>Staat, Wissenschaft und Presse etwa.
>
>>Vertrauenswürdig ist ja absolut OK. Was aber eben nicht geht ist wenn man diesen eine Unfehlbarkeit attestiert;
>
>Das macht keiner, auch nicht die Wissenschaft, entsprechend mühsam ist das "beweisen" und abschließend kannst du eh nix beweisen.


Es gibt nicht „Die Wissenschaft“ als homogenes Konstrukt. Es gibt wissenschaftliche Thesen, die anhand ihre Faktenbasis mehr oder weniger belastbar sind.

>Und selbst in der Mathematik, wo der abschließende Beweis möglich ist, wird mit unbewiesenen Formeln gearbeitet, wo man mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgeht dass diese korrekt sind.
>Diesen Konsens hat man auch beim Klimawandel.

Es gibt den Konsens das es einen Klimawandel, sprich Erderwärmung gibt. Über die Prognosen wieviel Grad in welchem Zeitraum gibt es dagegen keinen allgemeinen Konsens sondern nur Prognosen mit jeder Menge unbekannten mit eben mehr oder weniger großen Wahrscheinlichkeiten, die von der an Sicherheit grenzenden Wahrscheinlichkeit der von dir angesprochenen mathematischen Formeln ein ordentliches Stück entfernt sind. D.h. jetzt nicht das man aus den Prognosen für das worst case Szenario nicht die notwendigen Schritte ableiten sollte, das heißt aber eben nicht das das worst case Szenario auch das ist was auf jeden Fall eintritt.
Die moralische Erhöhung hat imo auch gar nichts damit zu tun von einem worst case Szenario auszugehen was ja durchaus legitim und anhand der Faktenlage nachvollziehbar ist. Die moralische Erhöhung symbolisiert sich aber in der kollektiven Schuldzuweisungen an andere und der vermeintlichen, eigenen Integrität.

>Hätte ich noch Haare, sie würden mir schon bei diesem Argumentationsansatz zu Berge stehen.
>
>>Und das fällt mir eben zunehmen auf im Bezug auf wissenschaftliche Thesen. Da wird nicht selten mit "ja aber die Wissenschaft" argumentiert und suggeriert das diese Thesen unumstößlich und alternativlos ist. Wissenschaft ist aber eben auch nur eine Zusammenfassung der aktuellen Erkenntnisse und da spielen eben auch viele Unwägbarkeiten, Wahrscheinlichkeiten und Prognosen mit rein.
>>
>Ja, Dr. Prof. Telemesse.
>Schöner Treppenwitz sowas zu schreiben und die Querbezüge zur Covidiotie nicht zu checken.
>Immerhin darf jemand wie du seinen Kids in 20 Jahren erklären wie clever er war.
>Diese Moral muss auch nicht zwanghaft injiziert werden, die kommt ganz von selbst.
>

Ich lerne meinen Kids selber zu denken, Fakten zu suchen, Quellen zu prüfen, unterschiedliche Ansichten zu hören und sich daraus eine eigene Meinung zu bilden. Meine eigene Meinung ist dabei vollkommen irrelevant bzw. nichts weiter als eine Einzelmeinung von vielen ohne Anspruch auf Unfehlbarkeit. Ich weiß nicht ob du selber Kinder hast, falls ja wirst du aber irgendwann merken das die Kinder ab einem gewissen Alter gerne konträre Meinungen besetzen und eher die Konfrontation suchen; Und das ist auch gut so, da sich nur aus konträren Positionen ein brauchbarer Diskurs entwickeln kann.

>>>Altright-Populismus destabilisiert diese gezielt und zieht eigene Kanäle hoch. Eine Partei, "alternative" Medien und Einzelmeinungen von Wissenschaftlern respektive Esoterikern die viel zu lange hofiert wurden statt klar zu machen was diese Leute tun und was sie tatsächlich sind.
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>>Einzelmeinungen von Wissenschaftlern sind eben auch nur Meinungen. Fundierte Thesen brauchen da schon ein stärkeres Fundament als eine Einzelmeinung oder kontextfreie Stichpunkte. Insofern lassen sich Deppenthese üblicherweise recht simpel widerlegen. Problematisch ist eher das jeder gerne nur die These hört die in sein Narrativ passt und Gegenrede eben ignoriert. Das ist sicher bei den Altright Populisten extrem ausgeprägt aber auch die andere Seite des politischen Spektrums kann sich hier nicht gänzlich von frei sprechen.
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>>>Das alles stimmt nicht gerade zuversichtlich für die Zukunft, eine Extrapolation dieses Trends sieht man etwa in den USA und sollte sich auch nicht allzu sicher wähnen dass es nicht auch hier in sowas abkippen könnte. Um das zu verhindern könnte man auch mal damit anfangen sich obwohl man es besser weiß nicht selbst zum Zugpferdchen dieser Bewegung zu machen. Das fängt im Kleinen an, etwa damit nicht solche Denunziationsstrategien zu bedienen mit sagen wir mal Greta-Trolling oder dem unreflektierten Gebrauch von Begriffen wie "Klimaradikale" ;-*
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>>Das Problem ist eben das die Deppen zar nicht mehr geworden sind aber eben heutzutage ein deutlich größeres Forum mit idiotischen Thesen bedienen können; und je größer die Prominenz des Urhebers umso größer wird deren Akzeptanz in ihrer Fanbase/Blase.
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>Klar werden sie mehr, du selbst turnst doch wunderbar vor wie Intelligenz nicht vor Selbstbetrug schützt. Da wird auch die letzte Unwahrscheinlichkeit aus dem Loch gezerrt, wichtigtuerische Quacksalberei die sich gegen einen globalen Konsens stellt legitimiert und in ihrer Relevanz hoffnungslos überhoben, Leute die Einsatz gegen diesen Irrsinn zeigen mit Kampfbegriffen denunziert und im Internet selbst noch schön mitgetrollt.
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Ich weiß echt nicht was dein Problem ist. Den „Kampfbegriff“ habe ich lediglich aus der Headline übernommen und dir ebenfalls gesagt was ich damit verbinde. Ich muss auch nicht jeden Knallkopf der sich von einer Autobahnbrücke abseilt oder in der Londoner Ubahn den Horst macht toll finden auch wenn das vielleicht deine Helden sind.
Du sagst die Deppen werden mehr. Woher kommt diese Erkenntnis? Ich sehe das nicht so. Ich sehe eher das die Leute die früher ihren Käse am örtlichen Kneipen Stammtisch abgesondert haben, wo es letztendlich nie bis zur Tür herausgekommen ist, ihren Senf jetzt eben im Netz raushauen und damit direkt die Gleichgesinnten Stammtische der gesamten Republik erreichen.

>Jeder dieser Einzelfälle ist für sich betrachtet vollends egal, aber das Konglomerat dieser Einzelfälle sieht im Ergebnis halt nicht anders aus als der aktuell stattfindende Unfug.


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