Thema:
Re:Nochmal der Wald im Sauerland flat
Autor: thestraightedge
Datum:24.11.20 16:56
Antwort auf:Re:Nochmal der Wald im Sauerland von Maxiplus

>Übelst. Alles durch den Borkenkäfer? Es scheint ja nur eine Art Nadelbaum betroffen zu sein,

Es sind fast ausschließlich Fichten, die Mitte des letzten Jahrhunderts nach Rodung der natürlich Wälder quasi als schnellwachsende Monokultur angelegt wurden. Gehören hier eigentlich nicht her, sind aber dennoch Teil der Natur hier - in großem Umfang wie man sieht.

Die Ursachen liegen in der Trockenheit durch Klimawandel: das Sauerland war immer nass, die Kreishauptstadt hier stets in den Top 5 Niederschlagsorten. Das ist seit 3 Jahren vorbei. Die Bäume sind geschwächt und bilden kein Harz mehr. Als Kinder war Nadelholz unser Feind, ständig hatte man nach dem Klettern diese super-klebrige Zeug überall, ging kaum von der Hand ab, aus Klamotten eh nicht. Das Harz ist das natürlich Abwehrmittel gegen den Borkenkäfer. Heute harzen die Fichten hier einfach nicht mehr. Früher schlugst Du mit der Axt untern rein, und 10 Min später lief Harz raus. Heute ist das Holz knochentrocken. Ohne diese Abwehr frisst der sich durch die Rinde und die äußere Holzschicht, und dann geht der Baum kaputt. Millionenfach.

Ich hatte mal ein Foto einer befallenen Rinde gemacht - die sehen hier ALLE so aus:
[https://i.imgur.com/I3YpoXR.jpg]

> plant man eine Wiederaufforstung mit Mischwald?

Man weiß im Moment nicht, welcher Baum die gute Antwort auf den Klimawandel ist. Es gibt Testwälder, es gibt auch Bauern die einfach schauen was auf den Brachflächen nun passiert. Hoffnungsvoll macht, dass einige aus dem letzten Jahr schon wieder grün sind. Oft haben sich Birken usw. selbst gesäht. Sind tlw. schon 3m hoch.

Viele haben auch kein Geld für Wiederaufforstung mit (teuren) Bäumen, die geeignet sind. Einige Waldbauern resignieren, weil der Ertrag gerade mal die not-Rodung und Bergung deckt. Nur China kauft dieses Holz überhaupt in großem Stil. Hier stehen morgen 20-30 40 Fuss Container auf dem LKW in Schlange. Der Harvester (diese Maschinen, die man im Video sieht) packt die dann voll, sägt hinten ab, und ab gehts nach China. In Europa gibts keinen Bedarf an diesem Holz. Kleine Leuchtturmprojekte wie Tiny Houses (hier, aus der Nachbarschaft, mein ehemaliges Pilzsammel-Gebiet: [https://www.youtube.com/watch?v=m8TGyUjfVjU]) sind noch mit ungewissem Erfolg beschieden. Meine Frau kennt die Leute, hat noch einen Fotojob gehabt um den Wald VOR der Fällung zu fotografieren. Das Video von dem Hang auf dem gefällt wird ist 10 Minuten von hier und Teil meiner MTB-Abendrunde. Bzw. wars das.

>Warum wird das in den Medien nicht stärker thematisiert, ich kann mich noch gut an den "Sauren Regen" von Anfang der 80er erinnern. Ich kann mich aber nicht mehr erinnern, ob das hier ähnlich schlimm war, aber in der DDR und Tschechien bestand das Problem ja auch lange danach.

Zumindest für unserer Region ist dies das erste Waldsterben überhaupt. Ich glaube, in den 80ern war das tatsächlich v.a. Alaramismus, der Politik gemacht hat. Sieht man ja auch daran, dass die Wälder hier meist 50+ Jahre auf dem Buckel haben.

Die aktuelle Situation ist nie dagewesen. Keine Ahnung warum man so wenig liest. Die Landschaft hier verändert sich absolut krass.


< antworten >