Thema:
Re:Pfui: Politiker die meinen Knallerverbot sei undenkba flat
Autor: Telemesse
Datum:24.11.20 14:15
Antwort auf:Re:Pfui: Politiker die meinen Knallerverbot sei undenkba von Lord Chaos

>>Wir haben schon immer Hunde und alle haben bisher jedes Silvester ohne Probleme überstanden.
>>Unseren aktuellen juckt es nicht die Bohne. Unser vorheriger fand es jetzt zwar nicht sonderlich prall und hat sich meist in sein Körbchen verkrochen, mit etwas Zuwendung und Leckerlies konnte man den aber auch gut auf andere Gedanken bringen. Imo komt es auch schon darauf an wie man sich selbst verhält, ob man Ruhe und Gelassenheit auf sein Tier ausstrahlt oder ob man selbst nervös und hibbelig ist. Und nach bisheriger Erfahrung sollten Wildtiere doch ganz gut damit zurecht kommen. Von psychisch geschädigten Rehen oder Wildschweinen aufgrund Silvesterknallerei ist mir zumindest bisher noch nichts zu Ohren gekommen. Hier ist es allerdings auch so, daß im Wald, wo sich ja i.d.R. Wildtiere aufhalten auch kein Silvesterfeuerwerk stattfindet, sondern dieses ja eher im Urbanen oder zumindest ausserhalb der Wälder abgefeuert wird. Insofern dürfte der Streß für die Tiere auch nicht viel anders als bei einem Unwetter sein. (Aber bestimmt hat jetzt hier wieder eine ne brillante Studie an der Hand wie schlimm das doch alles ist.)
>>Das Problem ist imo eher das mittlerweile die Hundehaltung in kleinen Wohnungen zum urbanen Volkssport geworden ist. D.h. die Viecher werden da gehalten wo sie nicht hingehören und das ganze Jahr kaum Auslauf haben und tagsüber meist alleine in der Butze vor sich hin dümpeln; und deren Halter sind meist die, die sich dann bevorzugt über die Silvesterknallerei aufregen.
>>Mir geht diese ganze überdramatesiererei von jedem Scheiss jedenfall gehörig auf die Nüsse. Ja die Viecher werden es überstehen wenn es ab und an mal knallt wie Millionen Hunde in den letzten Jahrzehnten auch. Manche juckt es nicht, andere sind verängstigt aber tot umgefallen ist afaik bisher noch keiner. Kommt mal klar, kümmert euch um eure Viecher und hört auf immer bei anderen die Schuld für alles zu suchen.
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>Mal abgesehen davon, dass ich zig Hundebesitzer kenne, die städtisch wohnen & auf die dein Klischeebild in keiner Weise zutrifft - meine Eltern haben für Hunde einen Gnadenhof und wohnen ländlich, für die Tiere dort ist Silvester Stress pur, teils hallt das noch Stunden, wenn nicht sogar Tage nach. Und ich behaupte mal, dass meine Eltern sehr wohl sehr beruhigend auf Tiere einwirken können, sei dir versichert, die haben Jahrzehnte an Erfahrungswerten.
>Und das ist nicht nur bei Hunden so, siehe Katzen, Vögel und so weiter.
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Das ist kein Klischeebild sondern bittere Realität mit der ich als Hausverwalter tagtäglich konfontiert werde. Die Hundehaltung in innerstädtischen Wohnungen hat in den letzten Jahren massiv zugenommen und damit natürlich auch die damit verbundenen Probleme. Das dies nicht alle Hundehalter betrifft ist dabei auch selbstverständlich, habe ich auch nie behauptet.
Ich habe auch nie behauptet das die Knallerei für ein Tier keinen Streß bedeuten kann. Tiere sind aber keine Porzellanpüppchen, die können durchaus mit Streß umgehen und tragen i.d.R. auch keine bleibenden Schäden davon.

>Mit aus dem Grund wirst du auch keine Tierschutzvereinigung finden, die Feuerwerk gutheisst, mir wäre übrigens auch keine "brillante Studie" bekannt, die nicht davon ausgeht, dass dies für so ziemlich jedes Tier Stress ist, aber was wissen die schlauen Doktoren schon?
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Ich habe nie geschrieben das es für Tiere keinen Stress bedeuten kann.

>Ansonsten hat es Levi gut auf den Punkt gebracht.

Ach, es wäre ja auch sehr überraschend gewesen wenn es mal ein Thema gäbe bei dem du nicht umfassende Expertenexpertise aus aller erster Hand vorzuweisen hast;-)
Ich möchte dir dennoch mal meinen Punkt erklären: Wenn ich hier durch die Fußgängerzone laufe macht zur Zeit ein Laden nach dem anderen dicht. Das sind hier lokal auf etwa 150m Fußgängerzone C & A, S-Oliver, G-Fashion, Hallhuber und Bonita; und das haben wir hier nicht exklusiv sondern läuft derzeit ähnlich in allen Innenstädten in Deutschland. Die großen Städte sind dadurch noch deutlich stärker betroffen. Nachmieter sind weit und breit nicht in Sicht und die meisten Gastrobetriebe wissen nicht ob sie überhaupt noch mal aufsperren können. Das daran auch noch ganze Lieferketten hängen (Getränke- und Lebensmittelhändler) scheinen viele ja offenbar nicht mal zu erahnen. D.h. unzählige Menschen verlieren gerade ihre Arbeitsplätze, Innenstädte an Attraktivität und die Gemeinden massiv Gewerbesteuereinnahmen. D.h. auch wenn es noch so viele grundsätzliche Punkte für ein generelles oder regionales Böllerverbot geben mag ist jetzt einfach nicht der geeignete Zeitpunkt noch einer Branche den Todesstoß zu versetzen. Da klingt die Begründung „mein Hundi hat Streß und zittert vielleicht sogar am Silvesterabend“ für mich wie blanker Hohn den Menschen gegenüber denen gerade der Arsch massiv auf Grundeis geht weil deren Existenzgrundlage wegbricht.
Das ist in meinen Augen keine Regierungsarbeit mehr, die den Menschen Verläßlichkeit und Planungssicherheit zubilligt sondern planloser Aktionismus im Hauruck Verfahren ohne Rücksicht auf Verluste.
Und wenn jemand sagt er habe die Schnauze von dem Jahr 2020 gestrichen voll und möchte zumindest eine Rakete als Symbol für das Kackjahr in die Luft schießen und explodieren lassen, dann hat er dafür mein vollstes Verständniss.


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