Thema:
306 ist ja nicht mehr knapp -nt flat
Autor: Fritz Schober
Datum:16.11.20 19:36
Antwort auf:Varoufakis: Knapper Sieg ist schlimmer als Sieg Trumps von Rand al'Thor

>"Joe Biden hat gewonnen. Donald Trump hat verloren. Sind Sie glücklich?
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>Ich habe vor der Wahl einige Artikel verfasst und Videos aufgenommen, in denen ich mich ausdrücklich für Joe Biden aussprach. Trotzdem ist für mich klar: Dieses Ergebnis ist für linke und grüne Reformen das Schlimmste, was passieren konnte.
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>Warum?
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>Die Demokratische Partei hat erneut Bernie Sanders verdrängt und somit daran gehindert, Trump eindeutig zu schlagen. Ich bin davon überzeugt, dass Sanders das gelungen wäre. Anders als vor vier Jahren gab es heute aber ein Einverständnis zwischen den Lagern von Biden und Sanders: Joe Biden wollte zwar auf gar keinen Fall einen Green New Deal, musste dieses Zugeständnis aber machen, wenn er die Unter­stützung der Linken wollte. Sie unterstützte ihn, Alexandria Ocasio-Cortez und ihre Leute machten massiv Wahlkampf für Biden, und die Polls zeigen deutlich, dass Biden ohne die Progressiven nicht Präsident geworden wäre. Aber nun heisst es bereits, schuld am knappen Sieg seien die Linken. Medicare for All müsse zurück­gefahren werden, man müsse jetzt gegenüber den Republikanern eine Appeasement-Politik fahren, um sie zu besänftigen. Die Linke sei schuld, dass man den Senat nicht gewonnen habe. Mit dieser Ausrede befreit man sich von den Abmachungen mit den Progressiven.
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>Immerhin hat Joe Biden bereits verkündet, dass er das Pariser Klimaabkommen wieder beleben wird.
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>Ein symbolischer Akt, mehr nicht. Das bestmögliche Ergebnis wäre ein substanzieller Sieg von Joe Biden gewesen. Man hätte ihn auf seine Versprechen verpflichten können, und die Republikaner wären in zwei Lager zerbrochen.
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>Was wäre denn das zweitbeste Ergebnis gewesen?
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>Ein Sieg von Trump."
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>[https://www.republik.ch/2020/11/14/das-alte-system-ist-tot-aber-das-neue-weigert-sich-geboren-zu-werden]
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>Ich schließe mich der Einschätzung an, dass die progressiven Kräfte in den USA nicht als Sieger aus der Wahl hervorgegangen sind und jetzt über den Tisch gezogen werden könnten von den Moderaten in der Partei.
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>Allerdings teile ich nicht die Meinung, dass Obamas Reaktion auf die Finanzkrise 2008 Schuld ist am Sieg Trumps. Eine Wall-Street-freundliche Politik haben ja auch alle seine Vorgänger gemacht und 2016 haben da sicher viele nicht mehr dran gedacht bei der Wahl. Die Hälfte der Trump-Wähler hat ja sogar gesagt, dass es ihnen finanziell besser geht als 2016. Viele haben in Aktien investiert. Der kulturelle Riss hat sich in den Obama-Jahren vergrößert. Und nach dem ersten schwarzen Präsidenten als nächstes die erste Frau im Amt war vielen wohl zu viel Fortschritt.


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