Thema:
Re:Giffey macht den Guttenberg flat
Autor: _bla_
Datum:14.11.20 19:01
Antwort auf:Re:Giffey macht den Guttenberg von Matt

>Prinzipiell kann man aber zustimmen, dass ein Doktortitel, wenn man diesen mal isoliert betrachtet, noch keinen Nachweis erbringt, was den Menschen dahinter wirklich auszeichnet. In vielen Bereichen wird die Doktorarbeit geschrieben und danach wird gearbeitet und dort das Fachwissen erlernt.

Naja. Ich würde mal behaupten, das das Fachwissen selbst, dann doch meistens von der Uni stammt. Im Beruf werden dann eher praktische Fähigkeiten gelernt, aber weniger Fachwissen. Man muss sich auch schon etwas genauer anschauen, in welchen Fächern und wie promotiviert wird. Es ist schon etwas deutlich anders, ob Leute für viele Jahre an einer Universität oder Forschungseinrichtung forschen, ihre Arbeitsergebniss zwischendurch schon auf wissenschaftlichen Konferenzen und in Zeitschriften präsentieren und dabei nicht nur von ihrem Professor begutachtet werden, sondern anonyme Peer-Reviews überstehen müssen oder ob jemand berufsbegleitend eine Doktorarbeit schreibt, die lediglich vom seinem Doktorvater und ein paar Kumpels gelesen wird und von Anfang an klar ist, das es nicht um ein wissenschaftliches Interesse geht, sondern nur um den Titel.

>Ich behaupte mal, dass mehr als 70% der Leute, welchen keinen Titel und keinen Zugang zu diesen Stellen haben, da der Titel die Eintrittskarte in den Club bedeutet, exakt über die gleiche Erfahrung verfügen würden, hätten sie die gleiche Vita abzüglich Doktorarbeit (und sogar Studium).

Es gibt doch kaum Stellen, bei denen ein Doktor wirklich Zugangsvorraussetzung ist.
Die eine große Ausnahme ist der Beruf des Professor und da wird auch tatsächlich das benötigt, was während einer Promotion erlernt wird. Ich bin auch der Meinung, das eine richtige Promotion tatsächlich Sachen beibringt, die in der Industrie tatsächlich schwierig nebenbei zu lernen sind.

>Da bleibt dann lediglich noch die menschliche Komponente, so dass man sich fragt, was die Leute dazu antreibt den Titel zu „erschleichen“.

Natürlich braucht Fr. Giffey keinen Doktortitel. Es wäre mir auch völlig egal, wenn Fr. Giffey nie einen Doktor gehabt hätte. Aber die ganze Geschichte wirft imho ein ziemlich schlechtes Licht auf sie, auch dann wenn man Ende der FU in einem zweiten Verfahren entscheiden sollte, das sie den Titel behalten kann. Denn unabhängig von der Entscheidung sorgt der Vorgang bei mir für das Gefühl, das es bei ihr weniger um tatsächliche Inhalte geht, sondern viel mehr um die Aussenwirkung. Das ist auch schon vorher mal aufgefallen:
[https://taz.de/Designierte-Familienministerin/!5491086/]
Mein Eindruck ist das es mit ihrer Politik möglicherweise ähnlich aussieht. Tolle Aussendarstellung, aber am Ende doch nicht wirklich viel Substanz.


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