Thema:
Re:Genau das flat
Autor: king_erni
Datum:13.11.20 16:31
Antwort auf:Genau das von Atlan

>Auch in Telemesses harmloser Schilderung schimmert eine Art von Gutsherrenmentalität der besagten Familie durch, die uns Normalbürgern aber eben gar nicht als solche auffällt, weil wir es über Jahrzehnte und Jahrhunderte so verinnerlicht haben und als normal empfinden, dass die Reichen halt auf einer anderen Ebene/Augenhöhe mit Politik und Verwaltung kommunizieren und generell, wenn sich auch zunehmend zivil gebärdend, mit einer "Von oben herab"-Attitüde der Gesellschaft gegenübertreten: "IHR wagt es, zu widersprechen?! Nach allem, was wir euch gegeben haben und jederzeit wieder nehmen könnten???"
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>Dieses gar nicht wahrgenommene Buckeln gegenüber dem großen Geld ähnelt ein wenig dem immer noch anhaltenden Verhalten der Normalbevölkerung gegenüber Adeligen. Eigentlich vollkommen ungerechtfertig, aber aufgrund von tradiertem Bewusstsein und dem Respekt gegenüber großem Geld und pompösem Auftreten eben als etwas vollkommen Natürliches wahrgenommen.
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>Sowas erlebt man auch schon bei größeren mittelständischen Familienunternehmen in Kleinstädten und Dörfern. Was die sich dort alles erlauben dürfen und wie sehr Politik und Verwaltung vor ihnen kuschen, weil... Steuereinnahmen, Arbeitsplätze und natürlich generationenlange Beziehungen, etc.


Das ist halt das, was man in anderen Ländern unter der Hand gerne als "the German Filz" beschreibt. Ich muss auch immer wieder ein wenig schmunzeln, wenn am Stammtisch von den ach so bestechlichen italienischen und spanischen Politikern gesprochen wird, während in der eigenen Provinz gut betuchte mittelständische Unternehmer-Familie auf Gutsherrenart zu herrschen und gestalten versuchen und damit oft durch kommen. Die oben geführte Nazi-Debatte zum Firmengründer passt da ja auch perfekt zu: da wird relativiert und verharmlost, nur damit man dann die einfachsten Fakten nicht mehr erkennen können will oder muss. Brose war ein Nazi und das ziemlich unzweifelhaft belegbar durch den frühren Parteieintritt in die NSDAP und sein erweitertes Engagement für Nazi-Deutschland. Nach so jemandem benennt man keine Straße, egal wie "wichtig" seine Nachfahren jetzt für die Region auch sein mögen.


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