Thema:
Re:Gewalt gegen Frauen flat
Autor: peppi
Datum:13.11.20 14:57
Antwort auf:Re:Gewalt gegen Frauen von suicuique

>Aber sind das wirklich noch akzeptierte "Konzepte"?

Ich würde Akzeptanz und (Nach-)Wirkung (im Sinne "sozialer Trägheitseffekte", d.h. soziale Praxis lebt obwohl verpöhnt/strafbar/delegitimiert usw.) unterscheiden.

>Ersteres (klassisches Victim-Shaming) ist seit längerer Zeit verpönt und jeder der es betreibt kriegt in der Regel entsprechend auf die Finger.

Diskursiv auf jeden Fall. So ganz ist das def. noch nicht überall angekommen.

>Und auch letzteres gilt doch so nicht, oder? Mir wäre jedenfalls neu, dass Gewalt staatlich nicht verfolgt wird solange sie zu Hause stattfindet. Explizit bei Kindern wird doch zb Verdachtsmomenten aus der Kita/Schule nachgegangen und auch entsprechende Stellen eingeschaltet. Ich will nicht behaupten dass es ausreichend oft passiert aber ich wehre mich schon gegen eine pauschales Feststellung der Art "Häusliche Gewalt wird als Privatangelegenheit verstanden". Ich tu das nicht, viele aus meinem Umfeld tun das nicht und Behörden tun das auch nicht AFAIK.

Würde ich von mir und meinem Umfeld ja auch behaupten. Woher aber diese krassen Zahlen? Dazu diese "Familientragödien" samt Umfeld das nie irgendwas gemerkt hat. Dass die Jugendämter überlastet sind wissen wir auch seit.. Jahrzehnten? Ernsthaft. Die Mutter von ner Freundin macht seit 40 Jahren die sog. Inobhutnahme und sagt, dass das mit der Überlastung eigentlich nie anders was.

Ich bin aktuell in der Sozialarbeit beschäftigt und kann schreiben: wo keine Klägerin, da wird halt auch (zu) selten gerichtet. Ich selbst habe nicht nur ein Gespräch mit Frauen geführt, die mir versichert haben, dass es jetzt vorbei ist, dass das alles ein Ende haben muss, wegen der Kinder usw.

Nur 24 Stunden später ist dann alles vergessen, es war alles so durcheinander, die Kinder brauchen doch ihren Vater, hach, die Großeltern verstehen das doch nicht, er wollte das ja eigentlich auch nicht - you name it. In diesen Moment bin ich sogar selbst dabei die Frau zu verurteilen (weil es so viel Arbeit und so viele Gespräche waren, weil du dich um Unterkunft bemüht hast, weil Behörden informiert wurden, nicht zuletzt weil es von außen so derbe unnachvollziehbar ist).

Die (patriarchale) Struktur lässt einen nicht einfach so gehen, da wird immer schön nach unten gezogen (die Sopranos, eine der großartigsten Serien die Menschen je gemacht haben imho, führen das soo gut vor, auch und sehr bemerkenswert bzgl. der Männerrollen).

>Also gehören auch Gewalt gegen Frauen und Beziehungsgewalt dazu. Beide sind weder Privatsache noch Naturgewalt, keine logischen Begleiterscheinungen von Liebe und Leidenschaft. Sie sind politisch.
>
>Wenn damit lediglich gemeint ist, dass sie die Politik des Problems endlich vernünftig annehmen und entsprechend Ressourcen zur Verfügung stellen soll?
>Klar, da gehe ich uneingeschränkt mit. Das gehört ganz oben auf die Agenda.
>Das ist selbstverständlich ein gesellschaftliches Problem. Und gehört gemeinschaftlich angegangen. Mit allen Mitteln.


So hab ichs gelesen.

>Es ist aber kein Problem der "inneren Sicherheit" und damit der Instrumentarien die ich damit verbinde. Da nehme ich das mit den Begrifflichkeiten schon genau :)

Es könnte aber eins sein. Wenn wir denn wollen. Oder nicht?

Zu den wichtigsten Aufgaben der Innenpolitik gehört es, die öffentliche Sicherheit zu gewährleisten. Sie umfasst den Schutz der Bürgerinnen und Bürger vor Gewalt, Verbrechen und Terror sowie den Schutz unserer verfassungsmäßigen Ordnung. Nur in einer Gesellschaft ohne Bedrohungen können Menschen frei leben. Der Staat ist verfassungsrechtlich verpflichtet, die Bevölkerung zu schützen.

[https://www.bmi.bund.de/DE/themen/sicherheit/sicherheit-node.html]


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