Thema:
Re:Gewalt gegen Frauen flat
Autor: peppi
Datum:13.11.20 11:13
Antwort auf:Re:Gewalt gegen Frauen von suicuique

>kurz: ich sehe viele mögliche private und singuläre Aspekte für häusliche Gewalt.

Die würde ich auch sehen, es dabei aber nicht belassen wollen.

Terre des femmes dazu:

Es gibt in unserer Gesellschaft Konzepte, die gewalttätiges Verhalten in Familien tolerieren oder begünstigen und es Frauen (und deren Kindern) erschweren, Hilfe zu erhalten:

- So wird oft dem Opfer die Schuld für die Gewalt gegeben ("Sie hat ihn doch provoziert").
- Die Familie wird vor die Sicherheit ihrer Mitglieder (Frauen und Kinder) gestellt.
- Der Gebrauch von Gewalt (in der Familie) wird toleriert.
- Männer werden privilegiert (in allen Bereichen der Gesellschaft).
- Häusliche Gewalt wird als Privatangelegenheit verstanden.

Auf der individuellen Ebene spielen Konfliktlösungsmuster und individuelle Erfahrungen eine ursächliche Rolle. Denn Gewalt wird gelernt. Wer in der eigenen Kindheit nur gewalttätiges Verhalten und Dominanz des Stärkeren erlebt hat, wird auch als Erwachsener sehr wahrscheinlich dieses Verhalten zeigen. Gewalttätiges Verhalten ist oft auch Ausdruck von Fehlentwicklungen und Traumatisierung in der Lebensgeschichte der Täter. Manche der misshandelnden Männer sind emotional von ihren Partnerinnen abhängig und besessen von der Angst, sie zu verlieren. Dies versuchen sie mit totaler Kontrolle, mit psychischer und physischer Gewalt zu verhindern. Sie lassen von der Frau auch nach einer Trennung nicht ab.

Dennoch: Die Verantwortung für die Gewalt kann nicht auf gesellschaftliche Gegebenheiten oder die individuelle Biographie abgewälzt werden. Sie liegt immer auch beim Aggressor, denn zuzuschlagen oder nicht ist - bei einem psychisch gesunden Menschen - immer eine freie Entscheidung. Jedes Mal.


[https://www.frauenrechte.de/unsere-arbeit/themen/haeusliche-und-sexualisierte-gewalt/146-was-ist-haeusliche-gewalt/403-ursachen-haeuslicher-gewalt]

Ursachen von Gewalt wären demnach in der Person und der Gesellschaft zu suchen.

>Und jeglicher Gewalt ein politisches Motiv aufzudrücken erscheint mir weder zielführend noch sinnhaft.

Würde ich gar nicht machen. Lese ich im Kommentar auch nicht.

Wenn Politik die Frage nach dem "wie wir zusammen leben wollen" stellt, dann ist es imho wichtig, drüber zu reden, wieso es jedes Jahr zu steigenden Tötungszahlen kommt, die politischen Anstrengungen dbzgl. aber (zu) klein erscheinen.

Bspw. wird sich mit rel. viel Tamtam um das Thema Einbrüche gekümmert:

2020 stellt das BMI 65 Millionen Euro für "Einbruchschutz" zur Verfügung.

[https://www.kfw.de/KfW-Konzern/Newsroom/Pressematerial/Themen-kompakt/Einbruchschutz/]

Für das Jahr 2020 veranschlagt das BMFSFJ 35 Millionen Euro im Programm "Gewalt gegen Frauen".

[https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/aktuelles/presse/pressemitteilungen/bmfsfj-mit-rekord-haushalt--staerkung-von-familien-und-engagement/138310]

Schon ne Debatte wert, denk ich.


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