Thema:
BMW 330e - Zwischenfazit nach 4 Monaten flat
Autor: Zinkhal
Datum:09.11.20 22:20
Antwort auf:Auto-Thread #28: Gefahren wird immer von thestraightedge

So, Zwischenfazit nach guten vier Monaten und knapp 2.500 km.

Im Juli war der 330e wider erwarten beim Händler eingetroffen. Zwischenzeitlich war lt. Händler nicht einmal sicher, ob er überhaupt noch in 2020 ausgeliefert wird. Genaue Konfiguration sieht wie folgt aus: [https://configure.bmw.de/de_DE/configid/o6e3g8z9]
(Link zu Bildern folgen am Schluss)

Da es sich um einen Firmenwagen handelt und momentan Hybrid-Fahrzeuge massiv subventioniert werden (BAFA-Prämie und 0,5%-Versteuerung) und ich auch viel Kurzstrecke zurücklege, war schnell klar, dass es ein Hybrid werden soll. Ein reines Elektrofahrzeug kam für mich (noch) nicht in frage.

Das schöne am 330e ist, das BMW den Hybrid lediglich als weitere Motorenvariante sieht und die Konfiguration nicht einschränkt (einzige Ausnahme: keine Tieferlegung beim adaptiven M-Fahrwerk aufgrund des Akkus).

Fange ich mit der Optik an. Ich finde, dass der aktuelle 3er (G20) wirklich schön geworden ist. Keinen übertriebenen Kühlergrill (siehe u.a. Audi) oder sonst irgendwelche designtechnischen Schnitzer. Die Lackierung in Tansanitblau II ist in natura wirklich super und den Aufpreis definitiv wert gewesen. Gerade in Verbindung mit den zahlreichen schwarzen Elementen gefällt mir die Kombi echt gut. Die Verarbeitung und die Qualität des Interieurs des G20 hat auch deutlich angezogen im Vergleich zum Vorgänger. Viele „Premium-Hersteller“ haben ja schon länger ausprobiert, wie weit der Kunde mit Billigmaterialien im Interieur mitgeht und trotzdem noch bereit ist, Premium-Preise zu bezahlen. Von diesem Kurs scheinen viele Hersteller so langsam wieder abzurücken.

Die Kombination aus 184 Benziner-PS und 113 Elektro-PS harmoniert wunderbar. Der Wechsel zwischen beiden Antriebsarten ist kaum wahrnehmbar. Vorrangig merke ich es am leicht erhöhten Geräuschpegel und am Gaspedal, da der Benziner minimale Vibrationen erzeugt. Dank der Akustikverglasung ist der Wagen im Innenraum auch dann sehr leise, wenn der Benziner aushilft. Leistung ist immer mehr als ausreichend verfügbar, wenn man diese mal benötigt. 252 PS im permanenten Hybrid-Antrieb und für 10 Sekunden (bei Kickdown) sogar bis zu 292 PS. Da ich mit dem 7-Gang-DSG im GTI nie vollends zufrieden war, war ich schon sehr gespannt, wie sich die 8-Gang-Automatik von ZF in der Praxis schlägt. Kurz und knapp, diese schaltet deutlich sanfter und überlegter, als es das DSG je gemacht hatte. Die 8-Gang-Automatik von ZF wird zurecht von vielen gelobt.

Die knapp 2.500 km habe ich fast genau im Verhältnis 50/50 abgespult. Mit vollem Akku (12 kWh) komme ich rein elektrisch ca. 40 km weit. Laden an einer einfachen Schuco-Steckdose dauert etwa 6 Stunden. Klappt ohne große Probleme. Die 113 Elektro-PS reichen i.S. Leistung für reine Stadtfahrten völlig aus. Den Weg zur Arbeit und zur Muckibude fahre ich inzwischen fast ausschließlich im E-Modus.

ABER: Ob ein Hybrid wirklich eine positive Öko-Bilanz hat und ob es wirklich die Zukunft der Automobilbranche ist, würde ich dennoch stark bezweifeln. Nutze ich einen Hybriden so, wie es eigentlich angedacht ist, kann die Bilanz durchaus positiv ausfallen. Leider werden viele ihren Hybriden niemals an der Steckdose aufladen und den Wagen lediglich über den Verbrenner laden, was aus ökologischer Sicht völliger Schwachsinn ist. Hier werden viele die Eingangs erwähnten Subventionen mitnehmen und auf den so fabrizierten Mehrverbrauch scheißen. Der Wagen zieht sich im sog. „Battery-Control-Mode“ gute 10 bis 12 Liter rein... Da wäre der einfache 320i mit 300 kg weniger Gewicht sicher besser für die Umwelt gewesen. Auch wenn ich davon profitiere, hätte ich persönlich Hybride nicht gefördert.

Die Bedienung mit dem iDrive ist im Vergleich zur ausschließlichen Touch-Bedienung in meinem vorherigen Wagen (Golf 7 GTI Performance Facelift mit Discover Pro) eine Wohltat. Selbst im Stand nutze ich die Touch-Bedienung so gut wie überhaupt nicht, da sie einfach keine Vorteile bringt; höchstens um mal einen Song bei Spotify als Favoriten zu markieren. Generell finde ich es sehr gut, dass BMW noch viele (altmodischen) Knöpfe zur Bedienung zur Verfügung stellt. Gerade die frei konfigurierbaren Memorytasten (8 Stück) sind wirklich so genial wie simpel. Dieses konsequente wegrationalisieren von klassischen Bedienelementen bei anderen Hersteller ist eine - meiner Meinung nach - völlig falsche Entwicklung und hoffentlich nur ein Trend, der bald wieder vorbei ist. Wenn ich nur an die (zugegeben optisch gelungene) Touch-Bedieung in aktuellen Audis denke, wo zum Teil selbst die Klimaanlage per Touch gesteuert wird, bekomme ich Zustände (bin öfters den aktuellen A8 gefahren). Die Ömmel von Audi haben sogar den MMI-Controller wegrationalisert. Klar, die Sprachbedienung wird immer besser (auch im BMW), aber ich will einfach nicht mit meinem Auto reden! Ich will es bedienen, nicht anweisen. Mag sehr subjektiv sein, aber mir geht diese Scheiße auf die Eier. Hoffe echt, dass BMW den Weg der recht klassischen Bedienung nicht auch bald verlässt.

Unterm Strich bin ich echt zufrieden mit dem 330e. Klar, ein größerer Akku und eine damit einhergehende erhöhte E-Reichweite wäre schön gewesen. Da es sich um einen Firmenwagen handelt und dieser nach drei Jahren wieder zurückgegeben wird, habe ich auch keine allzu große Bindung zu dem Karren und bin beim nächsten Wagen offen für alles und kann in aller Ruhe die weitere Entwicklung abwarten.

Bilder:
[https://ibb.co/dD7Smq4]
[https://ibb.co/vkGD63t]
[https://ibb.co/n7K5s0k]


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