Thema:
Mein Mitgefühl, aber vor allem gilt jetzt Ruhe bewahren flat
Autor: PartyPaul
Datum:01.11.20 20:22
Antwort auf:Ich hab seit 6 Tagen Tinitus... von Snatcher

Mach dir auf keinen Fall zusätzlichen Stress durch eigene Vorwürfe was du hättest anders machen sollen, insbesondere was eventuell das Thema früher zum Arzt gehen angeht, was die anderen hier zwar richtiger Weise erwähnen, das in der Praxis aber gar nicht so einfach erfolgreich umzusetzen ist.

Oft lassen das die Arzthelferinnen aufgrund der Terminvergabe gar nicht erst zu, außer du machst richtig Terz, zweitens heißt das noch lange nicht das dir dann adequat geholfen wird.
Das was man in der Empfehlungsliteratur ließt (so früh wie möglich Therapien wie Kortisonstoßtherapie etc.) macht nach meiner Erfahrung kein Arzt wenn du noch ansonsten normal hören kannst. Ich wurde sogar schon mal als ich einen akuten Anfall hatte als Hypochonder rausgeschmissen, weil ich mich nur als angeblicher Notfall ja vorgedrängelt hätte, nur weil ich beim Hörtest perfekt abgeschnitten hab. Nur weil ich aber alle Frequenzen noch hören kann, heißt das ja nicht das ich trotzdem Geräusche wahrnehme, aber irgendwie wollen das die wenigsten HNOs wahrhaben. Hab 5 HNOs durchgehabt, bis ich bei einem war, dem ich wenigstens etwas vertrauen konnte und der mir an einer Stelle mal wirklich geholfen hatte. Leider jetzt weggezogen und bin aktuell auch auf der Suche nach einem Neuen, da ich auch wieder verstärkt Probleme habe.

Ich hab jetzt seit über 8 Jahren immer wieder mit verschieden Formen des Tinnitus zu tun und hab auch ein paar permanente Geräusche an der Stelle behalten. Auch für mich was am Anfang das Schlimmste die Macht- und Hilfslosigkeit dagegen was wirklich tun zu können inkl. die mangelnde Hilfe der Ärzte. Der erste Tinnitus hatte mich dann auch echt schwer beschäftigt (ist so ein schöner in der Frequenz leicht vibrierender Klingelton, relativ leise, d.h. leicht zu überhören bzw. wird von Außengeräuschen maskiert, aber in ruhigen Situationen hatte er mich wahnsinnig gemacht), bis ich ihn dann gelernt hab zu akzeptieren. Der ist nie wirklich weggegangen, aber ich hör ihn tatstächlich nicht mehr, außer ich konzentrier mich zu 100% darauf. Ursprung war auch eher physischer Natur (Abnutzung durch vieles lautes Kopfhörer hören).

Mittlerweile hab ich mit weiteren Geräuschen zukämpfen und hab hin und wieder akute Schübe wo ich alles stärker wahrnehme, vor allem unter Stress, aber kann damit deutlich besser umgehen. Vereinzelt taucht auch hin und wieder mal ein richtig lauter Tinnituston auf, Töne wie von der Stimmgabel oder das Testfernsehbild nach Sendeschluss wie früher. Die krieg ich aber i.d.R. immer relativ zeitnah (also innerhalb von Sekunden/Minuten) wieder weg, in dem ich mit dem Verschluss des Ohres das Ohr pumpend verschließe und wieder öffne, wodurch ein Unterdruck entsteht, der u.a. die Durchblutung fördert und dadurch das wieder weggeht.

Ich hab mit allem eigentlich schon leben gelernt und für Jahre keine psychichen Probleme (Angst, Verärgerung usw.) mehr gehabt, aber leider bin ich jetzt seit diesem Jahr eine Stufe weiter und mein aktuell größtes Problem ist, dass ich ein arg hochfrequentes Fiepen/Rauschen wahrnehme, was sich nicht maskieren lässt und sich anhört/anfühlt, dass es linkseitig im Hinterkopf und nicht in den Ohren liegt. Es wird auch von externen Quellen nicht mehr maskiert, was dazu führt, dass man es permanent hört und nur versuchen kann zu ignorieren, aber eben nie wirklich Ruhe hat.

Nach Monaten (grade weil ich es eben so gewohnt war, mit solchen Problemen umzugehen) dann doch mal zum (jetzt neuen) Arzt. Aber Hörtest natürlich immer noch 10/10 und Arzt keine wirkliche Hilfe, da keine Erklärung was es sein könnte... Ab und zu gibts sogar mal nen Tag, da ist es so gut wie weg, selbst wenn ich mich drauf konzentriere, was mich noch hoffen lässt, dass es mein Kopf zumindest irgendwann komplett wegrechnet.

Ich kann jedenfalls nur sagen, das extrem laute Wahrnehmen ist alle Geräusche betreffend irgendwann immer weggegangen und von deiner Beschreibung sollte das genauso sein und du musst dir definitiv keine Angst machen, dass das in der Form wie du das jetzt wahrnimmst bleibt.

Mach dir aber umgekehrt auch keinen Kopf wenn dann was (leises) übrigbleibt. Du bist da nicht der erste, altern ist halt scheiße und auch sowas kann dazu gehören, aber wenn man es akzeptiert und den Kopf lernen lässt es auszublenden, kann man auch schnell wieder beschwerdefrei leben.

Hilft dir der Arzt morgen gefühlt nicht weiter kann ich gern noch ein bißchen mehr ausführen was man noch so in der Richtung machen kann, wenn du magst.

Hatte Simon nicht auch damit lange zu kämpfen? Was sagt der denn dazu?


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