Thema:
Re:Es würde sich verdammt viel verbessern. flat
Autor: Pezking
Datum:26.10.20 13:39
Antwort auf:Re:Es würde sich verdammt viel verbessern. von Doc Ower

>>- Biden steht nicht auf Kriegsfuß mit der Wissenschaft. Das ist in Pandemiezeiten nochmal so wichtig als sonst ohnehin schon.
>
>Das stimmt
>
>>- Mit Präsident Biden würden die USA das Austrittsverfahren aus der WHO stoppen.
>... für die auch zu Obama-Zeiten keine Beiträge gezahlt wurden.


AFAIK ist das nicht richtig. Die Regierung Reagan hat nur seinerzeit veranlasst, dass die WHO-Zahlungen der USA nie mehr steigen dürfen.

[https://www.youtube.com/watch?v=7g0Jh4h5E1E]

Verzögerte Zahlungen waren in den letzten Jahrzehnten wohl leider keine Seltenheit, jedoch nie so hoch wie während der Präsidentschaft von Trump:
[https://www.npr.org/2020/05/07/850326053/u-s-was-behind-on-payments-to-who-before-trumps-cutoff?t=1603714773511]

>>- Stichwort Klimawandel: Biden will 3 Trilliarden Dollar in Forschung und Infrastruktur investieren. Ob er das kann, hängt vom neuen Kräfteverhältnis im Senat ab - aber wenigstens hält er den Klimawandel nicht für einen Hoax und würde republikanisch regierten Bundesstaaten keine Hilfe bei Naturkatastrophen nach dem Motto "Selbst schuld!" vorenthalten. Außerdem würden die USA unter ihm wieder zum Übereinkommen von Paris zurückkehren.
>Die USA haben doch nicht im Ansatz die Infrastruktur, noch das Mindset, noch die Wirtschaftliche Grundauslegung um ansatzweise die Ziele von Paris zu erreichen. Da hilft's nicht nur Geld reinzupumpen. Ist halt ein schönes Wort so


Besser ist besser. Das mag vielleicht immer noch nicht genug sein, aber ein Fortschritt im Vergleich zu den vergangenen vier Jahren wäre es allemal. Und das ist nicht Nichts.

>>- Die USA würden unter Biden außenpolitisch nicht mehr primär auf Isolation und "America First" setzen. Fände ich beruhigend, wenn die anderen potenziellen Großmächte China und Russland heißen. Im Konflikt mit dem Iran könnte wieder die Diplomatie die Oberhand gewinnen.
>Das heißt also wieder mehr Polizei spielen in der Welt, unliebsame Regime kippen, Drohnenmorde und Flugzeugeinsätze, was zu noch mehr Flüchtlingen hier in Europa führt.


So zynisch sehe ich das nicht. Die Amerikaner sind wahrlich keine Engel, aber dennoch mit Abstand diejenige Großmacht, deren internationale Einmischung und "Rumpolizeierei" mir die geringsten Bauchschmerzen bereitet. Und wenn es nur amerikanische Dickmoves und Muskelspiele sind, die eine stärkere Zurückhaltung seitens Russland und China bewirken. Das ist noch lange kein Wunschszenario, aber IMO allemal besser als ein zunehmend zurückhaltendes Amerika, dessen Präsident sich mehr als nur insgeheim etwas anderes als Demokratie wünscht.

>>- Biden will in den ersten 100 Tagen seiner Regierung die Grenzpolitik von Trump umkehren und dadurch getrennte Familien wieder zusammenführen. Zudem will er die "Dreamer" schützen.
>Das ist gut.
>
>
>>Das fällt mir so aus dem Stehgreif ein. Dazu kommt natürlich noch die Tatsache, dass Biden kein narzisstischer Vollidiot ohne jegliches politisches oder diplomatisches Talent ist, der Faschisten und Rassisten im besonderen Maße beflügelt.
>Er ist ein alter, dementer Law & Order Typ, der in seinem Leben im Hinterzimmer so viele Scheiss Gesetze mit auf den Weg gebracht hat (Three Strikes), dass es egal ist ob er ein Narzisst ist oder nicht.


Finde ich nicht. Und mich interessiert nur, welche Art von Politik und Diskurs Joe Biden im Jahre 2020 repräsentiert. Und wir brauchen heutzutage dringend funktionierende, stabile und respektable Demokratien. Und selbst wenn diese in der Praxis ihren eigenen Ansprüchen nicht gerecht werden, so ist das immer noch 1.000x besser als ein Präsident, der sich aus der ganzen Staatsform nicht wirklich etwas macht. Und besser als eine Partei, die diese Staatsform akut torpediert wo sie nur kann.

Das ist keine schöne Feststellung. Aber bevor die USA ihre größten strukturellen Probleme anpacken und reparieren können, muss man dort erst einmal dafür sorgen, dass die Demokratie selbst nicht mehr verhandelbar erscheint. Man hat durch diesen Bullshit schon mehr als genug Jahre vergeudet.

Der Knackpunkt ist IMO der Senat. Wenn die Republikaner den halten, werden sie Biden und den Demokraten immer wieder die Hände binden. Dann wird Biden den Trump'schen Trümmerhaufen bestehend aus Pandemie und Rezession nicht effektiv genug reparieren können, und die Republikaner machen die Demokraten zu den Sündenböcken, um in vier Jahren wieder an die Macht zu kommen.

Sollte jedoch Biden zusammen mit dem Senat und dem Repräsentantenhaus richtig Gas geben können, können die Republikaner derartige Pläne begraben. Und das erachte ich gerade als größte Chance für eine bessere Zukunft.


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