| Vorsicht vor tiktok - Das ist besser als sein Ruf |  |
Hab vorgestern tatsächlich mal tiktok installiert, wollte mal reinschauen, warum es so beliebt ist.
Tja, gestern den kompletten Abend (4,5 Std. nonstop) mit verbracht, sogar Genshin Impact liegen lassen.
War dem Dienst vor allem deshalb negativ eingestellt, weil es ja diesen Ruf hat Pädos zu bedienen (indirekt) und weil ich keinen Bock auf selbstdarstellerische Karaoke-Teens hatte. Bin auch nie an Instagram rangekommen, Facebook nutze ich auch kaum.
Zunächst einmal muss man sagen, dass der Flow der App und die technische Umsetzung absolut Top sind. Das funktioniert alles super und man versteht sofort wie es funktioniert.
Inhaltlich ist die ursprüngliche Grundidee ja schon, dass man die Nutzer auf Basis einer vorhandenen Audiospur (ursprunglich Musik) kurze Karaoke-Videos machen. Tatsächlich erstreckt sich das aber auch auf sozusagen nachgespielte Comedy und Memes, wie auch originären Content, und natürlich "Challenges". Mit halbnackten Teens hat zumindest mein Algorhytmus nix zu tun.
Das Grundniveau bei den Content-Creatorn sind allerdings tatsächlich eher Selbstdarsteller, typische Prollpärchen (Tätowierter Mucki-Typ und Pornomässige Alte), diese typischen Teeniegirls, die schön sein wollen und ziemlich viele Personen mit internationalem Hintergrund. Gerne gezeigt oder veralbert werden aber auch Mütter, Omas, Babies und Haustiere. Gut, dass kann auch alles am Algorhitmus liegen, aber der muss mich ja erst noch kennen lernen.
Ich hab mit den genannten Millieus kein Problem und finde es eigentlich ganz erfrischend, dass die o.g. jetzt auch mal ein Social-Medium dominieren/ definieren und nicht die typischen Gruppen wie Linksliberale (Twitter), Rechtspopulisten (Facebook, Alternative Medien) oder eben Techniknerds (Reddit, 9Gag).
Viele Sachen, die lustig sein sollen, sind übrigens überhaupt null witzig, also gar nicht. Zum Beispiel mein realer Dönermann und seine Frau, absolut unwitzig, haben aber 800k Follower. Keine Ahnung warum.
Dann kommen die Sachen dazu, über die die Zielgruppe vermutlich noch keinen moralischen Diskurs führen konnte oder von außen darüber belehrt wurde. Menschen filmen, ohne dass sie es wissen, viel zu viele Kleinkinder (ist "unserem" Millieu ja eher ein No-Go) und Behinderte vorführen (mit positivem Ansinnen).
Tja, warum also hat es mir gefallen? Es ist die schlichte Faszination, was als nächstes kommt. Man weiß es einfach nicht. Alles kann passieren. Und ab und an entdeckt man ja wirklich was Witziges oder Interessantes. Außerdem gewöhnt man sich total an die wiederkehrenden Protagonisten. Wird die Mutter (heiße Milf) von @typischcalvin ihm ein Minischwein kaufen und wann darf er seine Party feiern? Welches sexistischen Spruch wird "Och Micha, Dein Ernst?" als nächstes aufsagen? Was machen Chris und Oma Lisbeth grad? Wird die seltsame Frau heute wieder ein Blumenbeet bepflanzen? Usw. Man kann einfach nicht aufhören.