Thema:
Re:SZ: Warum Intervallfasten nicht funktioniert flat
Autor: Atlan
Datum:05.10.20 16:23
Antwort auf:Re:SZ: Warum Intervallfasten nicht funktioniert von JPS

>16/8 ist auch nicht gerade super-wirksam was Deinen Effekt des automatisch weniger Essens angeht. Bei einem Zeitfenster von 8 Stunden lässt man ja gerade Mal ein Essen ausfallen. Das macht jeder der z.B. das Frühstück ausfallen lässt evtl. schon seit Jahren ohne dass es dafür ein toller Begriff nötig gewesen wäre oder das als Fasten durchgehen würde.
>Das kann man auch locker in den 8 Stunden wieder aufholen. Für Deinen angesprochenen Effekt müsste man also schon extremere Formen wie 23/1 oder OMAD anwenden. Dann wird es ohne Fastfood und Industrie-Nahrung schon deutlich schwieriger zu viel zu essen.
>Zammensetzung der Nahrung entscheidet daher über den langfristigen Abnehmerfolg und die gesundheitliche Wirksamkeit. Von daher ist es IMO zu kurz gedacht zu sagen, dass man einfach nur Kalorien zählen muss - das hält man mit der falschen Nahrung einfach nicht dauerhaft durch und der Gesundheit bringt es auch nichts, wenn die Nahrung trotzdem einen viel zu hohen Anteil an Kohlenhydraten hat, was eigentlich immer der Fall ist, wenn man sich nicht bewusst ernährt, sondern das nimmt was einem unkompliziert im Supermarkt oder in Gaststätten angeboten wird.


Das sehe ich doch fast alles genau so und habe ich hier im Forum auch schon tausendmal geschrieben.

Selbstverständlich geht es um mehr als KalorienZÄHLEN, wenn man langfristig gesund abnehmen und das Gewicht für den Rest des Lebens halten können möchte:

Weniger "high calorie dense foods" (=hochverarbeitete Industienahrungsmittel mit viel Zucker und Fett) essen, stattdessen zu 80% von "low calorie dense foods" (= möglichst unverabeitete, ballaststoffreiche Vollwertkost, Gemüse, Obst, magere Proteinquellen, etc.) ernähren, weil sie eben länger und besser sättigen. Und nebenbei auch noch voller Vitamine und Mineralstoffe sind.

Das alles ändert aber nichts daran, dass jede erfolgreiche Gewichtsreduktion (egal ob Low Carb, Low Fat, Vegan, Carnivore oder eben Intermittend Fasting) immer darauf hinausläuft, dass die Person durch sie - bewusst oder unbewusst - am Ende des Tages weniger Energie aufnimmt als sie verbraucht.

Wenn ich 2000 kcal am Tag verbrauche, kann ich mich ausschließlich von 1500 kcal purem Raffinadezucker ernähren: Ich werde abnehmen. Dass das auf Dauer schrecklich ungesund ist und ich ständig unter einem enormen Hungergefühl leiden werde, weil mich der pure Zucker nicht sättigt, steht auf einem ganz anderen Blatt.

Wenn ich 2000 kcal am Tag verbrauche, kann ich mich hingegen auschließlich von 2500 kcal Blattsalat ernähren: Ich werde trotzdem zunehmen. Dass 2500 kcal mit Blattsalat in der Praxis nicht essbar sind und es daher nie passieren wird, steht wiederum auf einem anderen Blatt.

Am Ende geht es immer um Calories in VS. Calories out.

Und die beste Diät ist immer diejenige, die man sein Leben lang einhalten kann. Jemand der morgens am liebsten Bacon mit Rührei isst, wird niemals mit Low Fat glücklich und ist mit Keto sicher gut beraten. Jemand, der wie ich, am besten auf Kohlenhydraten funktioniert und morgens sein 500g Haferbrei mit Früchten braucht, wird hingegen niemals mit Low Carb glücklich werden. Und ein Schichtarbeiter oder jemand, der morgens kein Essen runterbekommt und eher abends isst, wird nicht mit der Regel glücklich, nach 18 Uhr nichts mehr zu essen. Und ein Morgenmensch, dem abends essen schwer im Magen liegt und schlecht schlafen lässt, wird auf Dauer nicht mit dem Skippen des Frühstücks glücklich. Etc. pp.

Ergo: Ernährung und erfolgreiches Abnehmen ist immer hoch individuell.

Was hingegen zu 99% wissenschaftlich wackliger Blödsinn ist, sind die ganzen Wunderwirkungen über ein Kaloriendefizit hinaus, die die "Jünger" der jeweiligen Trend-Ernährungsform ihrer Lebensweise zuschreiben.

Und darum geht es ja gerade bei besagter Studie, die, wie schon unzählige vor ihr, mal wieder gezeigt hat: Wenn "calories equated" sind, gibt es zwischen normalem Essen und Intervallfasten keinen statistisch signifikanten Unterschied für erfolgreiches Abnehmen. Weil es am Ende eben doch immer wieder auf die Gesamtkalorien ankommt. Dass es Faktoren gibt, die das Abnehmen gefühlt (!) erleichtern (Adherence, Hunger Hormons, etc.) steht auf einem ganz anderen Blatt und ändern an diesem Grundprinzip nichts. Nur leider lassen sich damit keine Bestseller schreiben und Coachings verkaufen.

In einer Welt mit wenig Bewegung und voller im Labor erschaffener, möglichst viel Heißhunger erzeugender Nahrungsmittel, tendieren Menschen halt dazu, einerseits ihren Energieverbrauch extrem zu überschätzen und andererseits ihre Energieaufnahme massiv zu unterschätzen. Deswegen werden die Leute immer fetter und kommen dann immer diese berühmten Sätze wie "Ich esse doch SOOOO wenig und nehme trotzdem nicht ab!" und die anschließende Anfälligkeit für Scharlatane, die ihnen Märchen von Starvation Mode, Thyroids und Insulin als den Hauptschuldigen erzählen, statt ehrlich zu sagen "put the fucking fork down!". Aber das ist ein anderes Thema.

>16/8 ist auch nicht gerade super-wirksam was Deinen Effekt des automatisch weniger Essens angeht. Bei einem Zeitfenster von 8 Stunden lässt man ja gerade Mal ein Essen ausfallen.

Na "nur" eine von den üblichen 3-5 Mahlzeiten ausfallen zu lassen, sind dann bei vielen Menschen schon automatisch die 20-25% tägliche Kalorienreduktion, die für eine gesunde Abnahme empfehlendwert sind. Deswegen schwärmen ja auch so viele Leute von TRE - und fallen dann auf falsche Begründungen herein, die über diese unbewusste Kalorienreduktion hinausgehen.

>Und das ist halt dann der nächste Punkt. Die Zusammensetzung der Nahrung entscheidet auch darüber wie gut und lange man sich gesättigt fühlt und wie stark welche Organe bei der Verarbeitung in Anspruch genommen werden. Zammensetzung der Nahrung entscheidet daher über den langfristigen Abnehmerfolg und die gesundheitliche Wirksamkeit.

Ja, logisch. Grehlin, Leptin, zum Teil auch Insulin, und dann noch so Sachen wie der Thermic Effect spielen alles eine sehr große Rolle, wie erfolgreich man einer Diät folgen kann.

>Von daher ist es IMO zu kurz gedacht zu sagen, dass man einfach nur Kalorien zählen muss

Sagt doch niemand. Bitte bedenken: Zu sagen, dass die Kalorien-/Energiebilanz der grundlegende Faktor für eine Gewichtsreduktion sind und nicht die magische Insulin Fee, heißt nicht, dass man dafür (bewusst) Kalorien zählen muss. Das wird oftmals fälschlicherweise in einen Topf geschmissen.

Darauf begründet ja gerader der Erfolg von Diäten, die eine Kalorienreduktion unbewusst erreichen (wie eben Intervallfasten).

Ich selbst habe übrigens gerade einen vierwöchigen Mini Cut hinter mir, um etwas überschüssiges Fett loszuwerden und das Sixpack temporär wieder Freizulegen, bevor es jetzt für sechs Monate in den nächsten Lean Bulk vor Beginn meiner Contest Prep im Führjahr des kommenden Jahres geht.
Damit habe ich gerade wie geplant 4 Kilo in 4 Wochen verloren. Ganz einfach, in dem ich meine Kalorien vier Wochen lang von täglich 4.200 auf 3.100 reduziert habe. Dazu habe ich schlichtweg die letzte große Mahlzeit des Tages (1.400 kcal Thunfisch-Sandwiches vegane Hähnchen-Wraps um Mitternacht kurz vorm Schlafengehen) durch einen Becher Skyr mit Süßstoff ersetzt. Schon habe ich wegen dieses Kaloriendefizits pro Woche genau 1 Kilo verloren ohne das geringste Hungergefühl zu verspüren (was bei 3.100 kcal aber auch kein Wunder ist, gebe ich zu :D).

Meine Makros sind dabei exakt gleich geblieben. Very High Carb (weiterhin jeden Abend nach Training ne Tüte Gummibärchen, um schnell die Glykogenspeicher wieder vollzukriegen vor der nächsten großen Protein-Mahlzeit) mit täglich 55% Kohlenhydraten, 30% Protein und 15% Fett. Nach den Behauptungen der Low Carb und Insulin-Jünger eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. ;)


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