Thema:
Re:Bzgl der „Nazi-Anhänger“... flat
Autor: Fritz Schober
Datum:30.09.20 09:16
Antwort auf:Re:Bzgl der „Nazi-Anhänger“... von Doc Ower

>Ich mag ja Hitlervergleiche nicht, aber ich frag mich ob die Öffentlichkeit Anfang der 30er auch immer gedacht hat. "Der ist doch blöd", "So ein Dampfplauderer", "Der wird doch nicht..."

Ja haben sie. 1928 bei der Wahl zum 4. Reichstag stimmen gerade einmal 2,6 Prozent der Wähler für die Nationalsozialisten. Die Weltwirtschaftskrise trieb dann die Leute in Hitlers Arme da er das Ende von Korruption (die wurde als Ursache der Wirtschaftskrise gesehen), Arbeit, Brot und Frieden versprach.

[https://www.welt.de/kultur/article9614241/Wie-die-Demokraten-Hitler-zum-Wahlsieg-verhalfen.html]

Zwischen 1928 und 1930 kamen die Nationalsozialisten in Sachsen auf 14 Prozent, in Thüringen auf 11,3 Prozent und in Lübeck auf 8,1 Prozent.

Das „Berliner Tageblatt“ prognostizierte, dass auf „die radikale Flut“ auch wieder Ebbe folgen werde: „Vernünftige Zeitgenossen wird der nationalsozialistische „Sieg“ nicht aus der Gemütsruhe bringen.“ Im Gegenteil: „Es wäre eine Kapitulation vor dem Augenblickserfolg“, warnte der „Berliner Börsen-Courier“.

„Die Berichterstattung war absolut naiv und blauäugig“, sagt Falter. „Nach 1930 ging es mit den Wahlerfolgen der NSDAP ununterbrochen aufwärts. Bei jeder Landtagswahl hatten sie Zugewinne. Erst Mitte 1932 kam es zu einem Rückgang.“ Wäre man damals auf dem Kenntnisstand der modernen Wahlforschung gewesen, hätte man feststellen müssen, dass große Teile der Wählerschaft politisch völlig entwurzelt waren, meint er. Prognosen nach heutigem Standard hätten klar gemacht, dass die nationalsozialistische Bewegung 1930 erst am Anfang stand.


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