Thema:
Eine neue Wohnung ist wie ein neues Leben flat
Autor: Slapshot
Datum:24.09.20 08:55
Antwort auf:Immobilien 5 - Mieten? Kaufen? Wohnen! von Steppenwolf

lalalalalalaaaa

(viel Text!)

Anfang September hatten wir Besuch von unserem Vermieter. Den wir damit überhaupt das erste mal gesehen haben. Was auch damit zusammenhängt, dass er die Wohnung von seinem Bruder übernommen hat, mit dem wir bis dahin zu tun hatten.

Da wir in der Zeit auch weder Mieterhöhungen noch Nebenkostenabrechnungen bekommen hatten, war das für uns auch ok. Während die Mietpreise um uns herum speziell seit 2018 rum heftig anstiegen, waren wir in unserer Oase der Seligkeit. Einzig der etwas begrenzte Wohnraum wurde langsam ... naja ... jetzt nicht zum Problem, aber erforderte einige Kompromisse.

Kompromisse, die in den letzten Monaten zumindest schon mal dazu führten, dass wir uns wieder langsam auf dem Wohnungsmarkt umsahen. Und was wir sahen, gefiel uns nicht. Aber wir hatten ja keine wirkliche Not.

Bis zu diesem Besuch, bei dem uns der Vermieter mitteilte, dass er Eigenbedarf anmelden muss. Seine Gründe schienen nachvollziehbar und glaubhaft. Und ich sach ma so: selbst wenn nicht, vielleicht war das der Tritt in den Arsch, den wir brauchten, um uns doch mal nach einer größeren Wohnung umzusehen.

Nun würd ich lügen, würde ich behaupten, dass mich das komplett kalt gelassen hat. Plötzlich waren wir dem Mietmarkt ausgesetzt. Mit einer Kündigungsfrist von immerhin 9 Monaten. Aber trotzdem. Was vorher eher vage war, wurde jetzt wieder zur Bestimmtheit. Und Gott, ich hasse umziehen. Umziehen ist ... Krieg. Und die letzten 16 Jahre hat sich halt auch wirklich viel angesammelt. Aber vielleicht ist das auch endlich die Gelegenheit mal auszumisten. Mal mit dem Besen durch den Keller kehren und alles rauskehren, was da nicht länger sein muss. Vielleicht find ich dann auch endlich wieder meinen Saturn und Bomberman. Öhöm.

Aber so oder so: es lag mir im Magen. Es betrübte mein Gemüt. Und die ersten Anzeigen auf Immoscout24 oder CS-Dingens, was hier auch mal empfohlen wurde, trugen nicht zwingend dazu bei, meine Laune zu steigern. Alles war mit mehr oder weniger großen Kompromissen verbunden und die Preise für die schönen Objekte waren auch durchaus ... sportlich.

Die ersten Besichtigungen waren eher zum eingrooven. Wir wollten das Gefühl bekommen, wie es ist, mit Vermietern zu interagieren. Klar, sind auch nur Menschen. Aber ich wollte einfach was tun. Die erste Wohnung war überraschend schön geschnitten, hatte einen großen Gartenanteil, einen fest montierten Pavillon im Garten und die Vermieter hätten auch nix dagegen gehabt, wenn wir uns noch zusätzlich ein kleines Gartenhäuschen da rein gestellt hätten. Schön eigentlich. Vom Preis her auch durchaus attraktiv und unter dem marktüblichen Kurs. Etwas weiter vom Bahnhof entfernt, was durchaus ein Kriterium ist, aber mit Rad wär das jetzt auch kein großes Ding gewesen. Dazu noch eine eigene Garage (mit Strom!!!) und ein zusätzlicher Stellplatz.

Aber wie es halt so ist: irgendwas ist immer. Und in dem Fall war es die direkt am Grundstück vorbei führende Bundesstraße. Bzw. ehemalige Bundesstraße. Aber deswegen fahren da auch nicht weniger LKWs, Motorräder und normale Autos. Es gibt eine 70er Geschwindigkeitsbegrenzung, aber die halte nicht mal ich so richtig ein.

Also, um es zusammenzufassen: es war laut. Echt laut. Mit geschlossenen Fenstern ging's. Das waren Lärmschutzfenster und haben den Lärm gut draußen gehalten. Hilft nur nix, wenn man mit offenem Fenster schläft. Im Garten zu sitzen, während draußen LKWs vorbeirauschen, die da gern mal ein Teilstück der Autobahn abkürzen, ist dann aber auch nicht sooo entspannend.

Also lange Rede, kurzer Sinn: entgegen dem milden Widerstand von Frau und Sohn hab ich abgesagt. Ich hab schon überlegt, ob man nicht so ne Art Lärmschutzwand hinmachen könnte, also dass es zumindest im Garten leiser ist. Aber nach etwas einlesen hab ich das auch wieder verworfen. Funfact: 100 Meter weiter gibt es eine Schallschutzwand für die dort liegende Kleinsiedlung.

Die zweite Wohnung war schön geschnitten, hatte aber andere Probleme. Der Balkon lag direkt zu den Schienen/Bahnhof raus. Zwar auch wieder tolle Fenster, die den Lärm draußen halten, aber siehe oben. Dazu keine Garage, noch nicht mal ein Stellplatz für's Auto und auch nix für die Fahrräder. Als uns dann der Vermieter noch erzählte, dass sein Roller erst vor kurzem entwendet und demoliert aufgefunden wurde, war für uns klar, dass wir vielleicht ein anderes Viertel wählen sollten. Und ein verschließbarer Raum für die Fahrräder zur Pflichtvoraussetzung wird.

Jetzt gibt das aber zweifellos auch ein gutes Gefühl, wenn man absagen kann. Es gibt so ein Gefühl, dass man noch die Wahl hat, dass man die Kontrolle über das Spiel hat. Auf der anderen Seite kamen neue Anzeigen nur tröpfelnd rein.

Zwischenzeitlich haben wir auch unser Limit erhöht, bzw. die 30 % unseres Nettoeinkommens voll ausgelastet. Immerhin mehr als das doppelte von dem, was wir jetzt bezahlen. Da meine Frau seit Anfang des Jahres wieder in Lohn und Brot steht, halten sich die damit einhergehenden Einbußen in Grenzen. Auf der anderen Seite wollten wir damit ein finanzielles Polster aufbauen. Also schneller ein finanzielles Polster aufbauen. Das bremst uns jetzt natürlich wieder ein Stück weit aus.

Aber egal. Wohnraum kostet Geld. Und wer nicht kauft, muss mieten. Und kaufen war mangels Eigenkapital keine Option. Leider keine reichen Verwandten, die uns da unter die Arme hätten greifen können. Und mit 47 wird's schwierig, noch was zu finanzieren. Zumindest bei den lokalen Preisen. Da nutzt es mir leider nix, wenn es in Niederbayern in Hintergugelhapfing ein Haus für 250K im Topzustand gibt.

Aber der Betreff nimmt's ja schon vorweg: gestern haben wir dann doch recht überraschend den Zuschlag für eine Wohnung erhalten. Die haben wir uns erst am Montag angeschaut. Ich muss ja dazusagen, dass ich jetzt nicht vom Stand weg begeistert war. Die Wohnung liegt neben einer viel befahrenen Straße (vorne raus) und nem Steinmetz (hinten raus). Der ist auch gleichzeitig der Vermieter. Der Preis reizt unser Limit voll aus, es gibt nur einen überdachten Carport rund 50 Meter vom Haus entfernt (also auch kein Stromanschluss). Dafür Bahnhofsnähe, fünf Minuten zu Fuß. Für meine Frau, die ja noch täglich nach München reinfahren muss, definitiv ein Vorteil. Der Schulweg meines Sohns ist auch etwas kürzer. Immerhin.

Auf der anderen Seite: viel Platz. Ein wirklich großer Keller, den ich nicht als Kellerabteil bezeichnen würde. Eher ein großer Raum, den jetzt der Vormieter zum Beispiel als Hobbyraum genutzt hat. Auf jeden Fall viel Platz für unseren Krempel.

Die Wohnung selbst zieht sich über drei Stockwerke. Das Haus ist laut Exposé ein Dreifamilienhaus, wird aber derzeit nur von zwei Familien bewohnt, bzw. bietet auch nur Platz für zwei Parteien. Im Erdgeschoss zur Straße raus ist ein Laden, bzw. Nagelstudio, es gäb noch ein Büro zu mieten. Also überschaubar und wenig Nachbarn, mit denen man sich arrangieren muss. Vom Prinzip her also eher wie ein Reihenhaus.

Das Gespräch mit dem Vermieter nach der Besichtigung verlief gut. Sehr gut. Ohne jetzt das wertend zu meinen, aber ich glaub schon, dass es geholfen hat, dass sowohl Vermieter als auch wir Dialekt gesprochen haben. Und ja, Bazis, mia sand mia, blablabla. Mag ja alles stimmen. :) Aber am Ende ist es halt auch eine Gemeinsamkeit und Gemeinsamkeiten fördern Sympathie. Ob jetzt bewusst, oder unbewusst.

Auf jeden Fall als ich am Ende meinte "Würde mich freuen, wenn wir uns wieder sehen" meinte er sinngemäß "Och, das glaub ich schon". Ab da hatte ich eigentlich ein gutes Gefühl. :)

Dann ging's aber plötzlich sehr schnell. Gestern kam der Anruf der Maklerin, dass wir den Zuschlag erhalten hätten. Noja, Kompromisse gehören zum Leben und mir ist tatsächlich auch ein Stein vom Herzen gefallen.

Termin für den Einzug ist vorauss. der 01.12.2020. Also noch genügend Zeit, um auszumisten (braucht wer Videospielzeitschriften der letzten 16 Jahre? Check For Sale! :)), Sachen umzumelden, DSL-Umzug zu beauftragen und ein Umzugsunternehmen zu finden. Full Service. Kein Bock auf einpacken, abbauen, aufbauen ... Preislich mit rund 2000 Euro noch durchaus im Rahmen. Gestern hab ich zwar auch ein Angebot über 1500 bekommen, aber das erschien mir dann etwas suspekt. Und auf Kritik auf Google antwortet das Unternehmen mit Sätzen wie (Zitat)

"Antwort vom Inhaber vor einem Monat
Du bist so krank geh zum Psychater!!!"

"Antwort vom Inhaber vor 3 Monaten
... In dir steckt viel böses Mädchen. ... Aber keine Sorge, Klage wg. Rufmord und Verleumdung läuft gegen Dich. Anwalt ist eingeschaltet!! Das wird teuer für Dich du Lügnerin und Betrügerin. Dein Karma wird doch schon einholen!"

"Antwort vom Inhaber vor 3 Monaten
... wie deine Boshaftigkeit, nicht zu überbieten, Du bist eine Person in Teufelsgestalt. Fahr zur Hölle du Daemon"

"Antwort vom Inhaber vor 9 Monaten
Böses und kriminelles Mädchen. Kein interesse je gehabt und sich auch noch grundlos rächen. Ein Schelm von uns Du Ganovin. Hinter Gitter du gehörst."

Joa, ich äh glaub, ich zahl lieber woanders mehr.

War jetzt viel Text, aber ich wollte mir das einfach mal von der Seele schreiben. Und irgendwie ist das Forum ja mein digitales Tagebuch. Hab euch alle lieb!


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