Thema:
Re:Wie mit Schulfreunden umgehen, die man nicht leiden k flat
Autor: Pezking
Datum:20.09.20 09:34
Antwort auf:Wie mit Schulfreunden umgehen, die man nicht leiden kann von Rocco

>Sohn ist ja nun in der 5. Klasse. Irgendein Mädchen hat eine Whatsapp-Gruppe für die Klasse gestartet (natürlich ohne Wissen der Lehrer). Erstmal für mich nicht so aufregend, wenn die Kids sich auf dem kurzen Weg austauschen wollen aber ich habe da natürlich einen Blick drauf.
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>Nach drei Wochen kann man die sinnvollen Nachrichten an zwei Händen abzählen - auch noch nicht dramatisch. Was aber nervt sind da 2-3 Jungs, die ausschließlich TikTok-Videos mit überwiegend halbstarken Typen inkl. Vokabular a la "ihr Hurensöhne" posten. Teils ist auch deren Umgang mit anderen im Chat unterirdisch ("Halt mal deine Fresse" etc). Da bekomm ich erstmal den Beschützerinstinkt und will alles Böse von meinem Kind fern halten ("Raus aus dieser Gruppe", "Geb dich nicht allzu sehr mit diesen Asis ab", "gewöhn dir nicht so eine Sprache an", etc...). Sind teils halt auch die Leute mit denen er dann Fortnite spielt und da fällt mittlerweile regelmäßig angesagter Straßensprech a la "du Ehrenloser" etc.
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>Dann denke ich wieder, dass das früher überhaupt nicht anders war. In der 5. Klasse hatte ich z.B. schon alles an indizierten Games mit Kumpels auf dem C64 gezockt und in meinem Stadtteil gab's auch (schon in Grundschulzeiten) immer mal wieder Stress mit anderen Kindern. Mit Sicherheit war auch die Sprache untereinander derb bzw. man wollte halt cool sein und haute dann eben den "Du Wichser!" etc. als 9-Jähriger raus. Die Eltern haben das mangels Smartphone-Kontrolle sowieso nicht mitbekommen.
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>Will meinem Sohn auf der einen Seite die (für mich) Volltrottel unter seinen Klassenkameraden nicht madig machen, auf der anderen Seite bekomm ich Puls, wenn er sie zu sich nach Hause einladen will. Dabei weiss ich wie oben beschrieben ganz genau, dass ich mich in dem Alter auch nicht nur mit Engeln umgeben hatte - und vermutlich auch keiner war.
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>Wie handhaben das denn andere Eltern mit dem (vermeintlich) schlechtem Umgang in diesem frühen Alter? Einfach mal das Kind machen lassen und sich (als "besorgte" Eltern) nicht so reinsteigern? Wäre so meine Tendenz mittlerweile.


Als Außenstehender und Ex-Kind würde ich sagen: Es ist utopisch, Kinder und Jugendliche von "bad language" fernzuhalten. Und das ist auch voll ok so - in manchen Kreisen und je nach Kontext ist das auch witzig und gesund.

Wichtig ist, dass man weiß (bzw. lernt), wo und wem gegenüber man welchen Ton anschlägt. Wenn man diese Klaviatur beherrscht, ist alles in Butter.

Ich wusste in der 5. Klasse ganz genau, wen ich Arschloch und dummen Ficker nennen darf, ohne dass ich damit eine Freundschaft aufs Spiel setze. Und dass das gegenüber Erwachsenen ein absolutes No-Go ist. Solange das funktioniert, ist lange Leine bei WhatsApp-Konversationen mit Leuten auf Augenhöhe IMO der richtige Weg.


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