Thema:
Das stimmt irgendwie so gar nicht flat
Autor: lichtschalterer
Datum:14.09.20 15:39
Antwort auf:Soziale Gerechtigkeit: Klasse ist kein Unwort mehr von K!M

kann den Artikel leider nicht lesen, aber das was du rauszitierst klingt wie clickbait pur.
ich hab da so ein paar in meinem Umfeld, direkte Freunde, damalige Mit-Azubis, die sich von sich aus da durchgearbeitet haben. Step by step. Gleichzeitig, durch diese Freunde, die sich von Hauptschule zu Ausbildung zu Ausbildung hochgehangelt haben, haben sie auch oft gesehen, wer damals in der Schule sich hängengelassen hat, und wo er jetzt gelandet ist.

Das ist aber nicht die Verantwortung der Schule, wenn sich die Schüler grundlegend verweigern. Im Falle der anderen sieht man ja, dass die Lehrer es ja versucht haben. Nur kommt es eben nicht an alle an.

Das ist aber nicht das rührselige wie da unten "eine Lehrerin die an dich geglaubt hat", sondern es ist einfach ein Teil des funktionierenden Prozess.

Natürlich lassen sich überdurchschnittlich viele hängen, das hat aber mehr mit dem sozialen Umfeld zu tun, an dem man mehr arbeiten müsste. In der Hauptschule gilt es nunmal als xtrem uncool und loser, wenn man die Hausaufgaben macht.
Auf dem Gymi ist es zwar auch uncool, aber du gilst als loser, wenn du dabei auffällig bist.
Diese Diskrepanz der Auffassung müsste angegangen werden.

Allerdings ist diese unterschiedliche Auffassung von Hausarbeiten international flächendeckend anzutreffen.
Hier ist das Warum oder das Angehen dieser fragwürdigen Sichtweise auf Dauer vielleicht interessanter,hilfreicher.

Gleichzeitig ist es zum Beispiel auch so, dass viele Jugendlichen den Lehrern kein Vertrauen schenken, wenn sie daheim von Älteren bzw. Eltern ebenso alleingelassen werden.
Eine Freundin arbeitet in Tübingen in einem Pflegeheim für Jugendliche, die zuhause auf unterschiedlicher Weise misshandelt oder verwahrlost werden/wären. Da ist grundlegend das Vertrauen schief und muss erarbeitet werden.

Natürlich sind nicht alle Hauptschüler Pflegekinder Kandidaten, das gibt es auch unter Realschüler und Gymnasiasten, trotzdem geht es da viel Hand in Hand, dass wenn man sozial abrutscht im Kindesalter und dementsprechend eben keiner Schulbildung mehr beiwohnt, es eben umso schwerer wird das als Chance für sich selbst zu sehen.

Tatsächlich sind alternative Bildungswege möglich und auch kostendeckend möglich. Und da hilft eigentlich jede Institution/Behörde, und ist auch nicht ein "Glücksfall" sondern schon ein funktionierendes System. Nur muss halt auch der Wille da sein, und das ist leider durch verschiedene soziale "Trees" nicht immer gegeben.





>Ich fühle mich ertappt...
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> Solange eine verhätschelte Mittelschicht frohlockt, weil wegen der coronabedingten Pflicht zu Reservierung und bargeldlosem Zahlen keine Proleten mehr im Schwimmbad stören, ist wenig erreicht.

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>...
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>Deutschland ist eine Klassengesellschaft, die so tut, als wäre sie keine. Gerade das macht sie besonders undurchlässig, wie jede vergleichende Statistik zur "sozialen Mobilität" in Europa von Neuem belegt.
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>Vor allem die Illusion zu einer höheren Klasse zu gehören als man es tatsächlich tut.
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>Als sei "Hartz IV" ein Schicksal und kein Ausweis falscher Politik. Als seien Armut, soziale Ächtung und die so gerne naserümpfend unterstellte "Bildungsferne" allein den Betroffenen selbst anzulasten.
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>Ja, genau! Noch so ein Treffer. Seifleißig, sei gut in der Schule, dann wird auch was aus dir! Nein, stimmt nicht. Eine Lüge.
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>Außer vielleicht ein paar Pop- oder Fußballstars, die sich für das neoliberale Lieblingsmantra Du musst es nur wirklich wollen, dann schaffst du es auch einspannen lassen, bestätigt fast jeder Mensch mit "Aufstiegsbiografie", dass es reine Glückssache ist, einen Ausweg aus der Herkunftsmisere zu finden.
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>Eine Lehrerin, die an dich geglaubt hat. Ein Sozialarbeiter, der im entscheidenden Moment zu dir durchdrang.  Eine beherzte Tante, die dir half, dein Leben zu ordnen, nachdem sich der gewalttätige Vater aus dem Staub gemacht hat: Immer sind es solche Geschichten, immer ist das Ende des Elends ein unwahrscheinlicher Zufall. Davon erzählen die genannten Bücher – und nicht von "Chancen", die man bloß nutzen muss;

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>[https://www.zeit.de/kultur/literatur/freitext/soziale-gerechtigkeit-corona-krise-chancengleichheit-klassengesellschaft?wt_zmc=sm.int.zonaudev.twitter.ref.zeitde.redpost.link.x&utm_medium=sm&utm_source=twitter_zonaudev_int&utm_campaign=ref&utm_content=zeitde_redpost_link_x]


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