Thema:
Re:Zverev gegen Thiem im Finale flat
Autor: token
Datum:14.09.20 13:44
Antwort auf:Re:Zverev gegen Thiem im Finale von Derrick

>Edit: Ich tu mir auch schwer mit tokens Aussage dass ab Satz 2 für Zverev alles gelaufen war. Das lässt sich im nachhinein natürlich leicht sagen, vereinfacht aber mir vieles zu sehr in einem Sport bei dem Dynamik sich schnell ändern kann.

Gelaufen war da nichts, nur hätte ich da keinen Pfifferling mehr auf ihn gewettet.
Es ist eine, wenn man Sport schaut, tausendfach erlebte Dramaturgie.
Wenn sich jemand aus dem Griff einer absoluten Dominanz befreien kann und dann Augenhöhe kriegt, kennt der Rest des Abends eigentlich so gut wie immer nur noch eine Richtung.

Was es bei Zverev gebraucht hätte wäre der Versuch gewesen wieder zu seinem eigenen Spiel zurück zu finden. Und dafür gab es keine Indizien, im Gegenteil, es wurde immer schlimmer. Erstmal aus Nervosität große Möglichkeiten liegen lassen, obwohl Thiem da noch immer in der Selbstfindungsphase war. Dann die Sicherheit bei seinen Basics verloren. Statt sich diese zurück zu erarbeiten, war er dann auf schnelle Punkte aus, siehe die ganzen zweiten Aufschläge die er versucht mit Tempo +200 reinzuballern. Das war Verzweiflung weil er Schiss vor dem Ballwechsel hatte, obwohl es dafür keinen Grund gab, er hatte das was notwendig war um Thiem auch mit dem zweiten sicher zu bezwingen ja im Repertoire und war eigentlich im Flow. Die Returns von Thiem waren auch in der Anfangsphase phasenweise ziemlich gut, aber es war egal, weil er selbst sackstarke Returns ohne Rücksicht auf Verluste zurückgeprügelt hat, und nicht irgendwie, sondern richtig geile Dinger, wie oft hat er kaum zu erreichende Bälle noch Longline ins Eck gesetzt?

Nichts war mehr da, schon bevor er Aufschläge wie im Seniorencenter ausgepackt, aber spätestens da war klar, Zverev findet keinerlei Ankerpunkt um sich wieder hochzuziehen und statt wieder ins Spiel zu finden zunehmend darauf angewiesen war Glück zu haben. Das mag im Fußball oftmals reichen um einen Vorsprung ins Ziel zu krüppeln und dann den Mantel des Schweigens über so ein Spiel zu hüllen, aber bei einem Sport wie Tennis musst du halt selbst liefern sobald du einen Gegner auf dem Platz hast. Und der Lieferdienst von Zverev hatte spätestens in der Schlussphase von Satz zwei die Koffer gepackt. Ab da hat er eigentlich nur noch gepunktet wenn Thiem Fehler gemacht hat, oder seine Harakiri-Aktionen mit mehr Glück als Verstand gut gingen.


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