Thema:
Kurzarbeit - Erklärt mir das Prinzip - hui oder pfui? flat
Autor: Maio4c
Datum:25.08.20 10:22
Antwort auf:Dinge, die Ihr schon immer mal erklärt haben wolltet 186 von Bandit

Hi zusammen,

heute wieder eine Diskussion zur Verlängerung zum Thema Kurzarbeit in den Nachrichten gesehen. Als verbeamteter Lehrer habe ich mit dem Thema gar keine Berührungspunkte, deswegen kenne ich mich nicht wirklich aus...

Auch nach ein bisschen Recherche werde ich noch nicht 100% schlau aus dem Instrument:

So wie ich das verstanden habe, kann ein Betrieb Kurzarbeit für (einen Teil) seiner Arbeitnehmer beantragen. Der Arbeitnehmer bekommt dann einen bestimmten Teils des Lohns (bis zu 87%) weiter, der Arbeitnehmer darf aber nicht arbeiten und bleibt zu Hause.
Das Geld zahlt dann aber nicht der AG, sondern der Staat (von Beiträgen, die vorher schon als eine Art Versicherung eingezahlt wurden).

Konkretes Beispiel: Mein Nachbar (mit dem ich mich gut verstehe) arbeitet bei einem großen Automobilzulieferer, bekommt fast sein volles Gehalt und arbeitet seit mehreren Monaten 4 Tage im Monat. Den Rest verbringt er auf seiner Baustelle und stellt sein Eigenheim fertig. In ein paar Monaten steigt er dann wieder zu den alten Konditionen in den Betrieb ein, als ob nichts gewesen wäre?

Wenn das wirklich so läuft, ist das Konstrukt doch schon absolut krass!
Win für den AG, Win für den AN. Es muss halt genug Geld vom Staat (bzw. indirekt von den Unternehmen als Rücklage) reingebuttert werden. Gibt es, bis auf die jeweiligen Prozent Gehaltseinbußen sonst noch einen Nachteil für den AN direkt, den ich übersehe? Hat das Auswirkung auf die Rentenansprüche?

Wahrscheinlich ist das aber schon sehr kurzsichtig gedacht. Während der Kurzarbeit macht das Unternehmen ja auch keinen Umsatz und gerät so wahrscheinlich in immer größere Schieflage (andere laufende Kosten und Verträge laufen ja weiter) und der Boommerang könnte dann nach Ende der Kurzarbeit auf das Unternehmen und den AN zurückfallen? Somit ist Kurzarbeit für ein Unternehmen wohl schon eine Katastrophe und ein Mittel, auf das man nur im absoluten Notfall zurückgreift?

Wie gesagt, bitte nicht als Wertung verstehen und die "Beamtenkeule" auspacken, das Beamtentum hat auch seine Nachteile...Nur ein Vorteil (?) Fakt ist eben, dass man sich niemals mit Arbeitsverträgen auseinandersetzen muss und so keinen Einblick in diese Thematik bekommt...




Gruß
Florian


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