Thema:
Re:"Woke" in 10 Schritten flat
Autor: token
Datum:18.08.20 09:50
Antwort auf:Re:"Woke" in 10 Schritten von ChRoM

>>Der Bauerntrick ist dann halt so zu tun als sei das alles ein Spiel mit nur zwei Mannschaften, und diese Verhaltensformen hätten stellvertretenden Charakter für den politischen Standpunkt.
>
>Weiß nicht, wie man zu dem Schluss kommen will, ich seh in dem Video nichts dergleichen.
>

Nun, das hab ich geschrieben, du hast entsprechendes Zitat wieder rauskürzt:
>Genau das versucht auch das Video zu vermitteln, sie beschreibt das Verhalten einer spezifischen Gruppe, holt jedoch zum Rundumschlag aus, weil sie die eigentliche Haltung, die nicht zwingend mit diesem Verhalten einhergeht, zum Aufhänger macht.

So schwer zu verstehen ist das ja auch nicht.
Was die Dame beschreibt ist ein Ausschnitt von Strategien aus dem Sachbuch:
"Wie gewinne ich Diskussionen im Internet, losgelöst von Standpunkt, Faktenlage und Intellekt."
Diesen "Waffen" ist es egal wer sie trägt, sie funktionieren für Jedermann.
Entpsrechend werden sie auch grundsätzlich von jedermann genutzt.
Nur sind halt bestimmte Dinge in bestimmten Lagern eher verpönt als in anderen.

Als Beispiel etwa die Lüge. Die ist links eher nicht gerne gesehen, die Lügner sind ja die anderen. Und das ist ja auch so, dieses Lager spricht von Freiheit, macht die Lüge auch mal eben zur Meinung, die man halt haben könne.
Entsprechend wird dort das streuen von "Gerüchten" mit viel Erfindungsgeist eher vorstellig als Links, das Suchen nach Leichen im Keller wiederum eher links als rechts. Nichtsdestotrotz passiert alles überall, nur eben unterschiedlich gewichtet.

Oder anderer Punkt. Das entfernen von Inhalten.
Das rechte Lager spricht hierbei natürlich immer von "Zensur", losgelöst vom Hintergrund, und dank ganz ganz ganz viel Freiheitsliebe geht sowas natürlich gar nicht. Also wie entledigt man sich des politischen Gegners? Nun, man geht einerseits über zum Mittel der Projektion, da hätten wir dann die Systemmedien und die Lügenpresse. Man zieht Propagandakanäle hoch, die sogenannten alternativen Medien.
Der Witz, diese Plattformen sind geschlossene Gesellschaften.
Sprich, wir haben auf der einen Seite grob gesagt ein wir schmeißen euch raus.
Auf der anderen Seite haben wir ein, wir lassen euch nicht rein.
Das läuft im Ergebnis auf das gleiche hinaus, dennoch sollen die einen Demokratiefeinde sein und die anderen nicht? Ist halt Blödsinn.

Weiter, während die eine Plattform einen Kodex hat, und sowas wie Outsourcing von Reportagen, wo monetäre Motive einen Anbieter von Inhalten dazu bringen Inhalte zu erfinden weil die sich halt gut verkaufen, avancieren bei der sogenannten Lügenpresse zu Skandalen, denn diese hat ja einen Kodex.
Auf den "alternativen" Plattformen sind solche Inhalte jedoch Alltag, nur kümmert es da halt keinen. Wie lächerlich solche Plattformen entsprechend sind, liegt auf der Hand, dennoch bezichtigt man per Projektion den "Feind" genau der Dinge welcher man sich selbst schuldig macht, und das nicht im erklärbaren Ausnahmefall, sondern im systematischen Dauerbetrieb.

Whatever, wir sehen einfach nur, dem Katalog an unsachlichen Strategien ist der politische Standpunkt egal, diese Strategien funktionieren für jedermann. Bei der Wahl der Mittel sind aber je nach Standpunkt aus Gründen der Haltung bestimmte Mittel genehmer und populärer als andere, trotz solcher Tendenzen gibt es dennoch eine riesige Schnittmenge.

Wir haben also durchaus eine Grundsatzproblematik die einen immer zerfahrenen Diskurs katalysiert und so zunehmend einen gesellschaftlichen Graben schürt.
Diskurs wird zum Wettbewerb den es mit allen Mitteln zu gewinnen gilt.
Statt Konsens gibt es Krieg.

Wir haben also eine allgemeine Problematik die grundsätzlich jeden betrifft, wenn auch nicht überall mit den gleichen Schwerpunkten.

Und nun zurück zur besagten Dame.
Was ist hier der Bauerntrick?
Sie betrachtet nicht die Strategien und stellt diese an den Pranger.
Sie sagt, "Woke sein bedeutet", stellt also eine Bewegung an den Pranger und sagt, dieser Bewegung anzugehören bedeutet dass man sich so und so verhält.
Und das ist natürlich eine unsachliche, gezielte und in dieser Form auch gewünschte Provokation eines Lagers dem vollumfänglich etwas untergejubelt wird und keine wertfreie Kritik an einem Verhalten.

Und klar kann man dann mit Satire kommen, ist halt Humor, ist halt gezielt überzeichnet blablabla. Nur, Satire haut um sich, Satire zieht Idiotie am Nasenring durch die Manege, ungeachtet dessen wer diesen Ring trägt.
Das hier ist keine Satire sondern Humor als Deckmantel für einen Lagerangriff.


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