Thema:
Warum setzen sich Chromebooks hier nicht durch? flat
Autor: BOBELE
Datum:14.08.20 14:52
Antwort auf:Dinge, die Ihr schon immer mal erklärt haben wolltet 186 von Bandit

Sind denn alle Leute so borniert und voller Vorurteile wie ich?

Ich habe vor vielen Jahren auf der Arbeit mal einen Blick auf ein Chromebook werfen dürfen, als wir testen sollten, ob das eine Alternative zu teuren und wartungsintensiven Notebooks für die anspruchslosen Anwender sein könnte. Konnte es natürlich nicht. Es gab so gut wie keine Anwendungen, das Teil konnte faktisch nichts und offline noch nicht mal das. So hab ich das abgespeichert und die Teile abgeschrieben. War ja auch leicht: Chromebooks finden in der (deutschen) IT Landschaft, Presse, im Handel oder überhaupt nicht statt.

Ein Chromebook kam mir erst wieder ins Gedächtnis, als ein Kollege, der in den USA studiert hatte, mit so einem Ding in einem Meeting saß. Ich hab nach einigen Seitenhieben meinerseits eine etwa zweistündige Vorführung erhalten, und jetzt... nachdem mein Macbook kaputt gegangen ist und ich des Geizes wegen kurz mein Glück mit einem Surface versucht habe (keine Chance, Windows ist und bleibt ein einziges Ärgernis) ist jetzt ein Chromebook seit gut 3 Monaten mein Arbeitsgerät für unterwegs, und nachdem ich nun auch im Urlaub nur noch dieses Teil dabei habe und absolut NICHTS vermissen, frage ich mich, warum sich die Dinger nicht mehr durchsetzen.

Von den Mängeln der frühen Jahre ist ja quasi nichts mehr übrig. Durch die Integration des Playstores gibts ja wirklich keinen Anwendungsfall mehr, den nicht irgendeine Software oder App bedient. Das System ist unglaublich performant, stellt auf unterirdisch schlechter Hardware in Sachen Benutzererfahrung Macs und vor allem PCs locker in die Ecke (ich rede jetzt nicht von rechenintensivem Kram wie Videobearbeitung, einfach der Reaktion beim üblichen Arbeiten), ist offenbar unkaputtbar und so anwenderfreunlich und vor allem so elegant wie macOS, dabei aber vor allem in Sachen Hardware schon fast obszön billig. Ich sitze hier an einem 250 Euro Gerät und es wirkt in Sachen Nutzererlebnis meinem alten Macbook für den sechsfachen Preis völlig ebenbürtig. Und das sage ich als ansonsten komplett in der Apple-Welt verhafteter User, der erst mal ein bisschen fummeln musste, um den Austausch von Daten und so sinnvoll hinzukriegen. Für Android-Benutzer muss das ja alles noch flockiger sein.

Das Argument "Datenschutz" kann man ja kaum noch gelten lassen. Es legt doch eh so ziemlich jeder seine Daten irgendwie in die Cloud. Warum also finden diese Geräte in Deutschland (und Europa) so gar nicht statt? Die Händler bewerben sie nicht, google pusht das nicht, die Presse schweigt die tot... versteh ich nicht. Nachdem ich das jetzt ausgiebig nutze und kenne, finde ich das System für den alltäglichen Gebrauch den beiden Platzhirschen zumindest ebenbürtig, in vielen Belangen sogar angenehmer und schöner. Das hätte eine deutlich stärkere Verbreitung verdient.


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