Thema:
Re:Würde ich so unterschreiben und ergänzen flat
Autor: Pezking
Datum:12.08.20 17:48
Antwort auf:Re:Würde ich so unterschreiben und ergänzen von phaxy

>>>>So hab ich sie mal für mich definiert. Liest sich vielleicht ein bisschen sperrig. Ich habe versucht, bei einer Definition zu bleiben und möglichst noch keine Deutung einzubringen. Was haltet Ihr davon?
>>>>
>>>>Cancel "Culture", weil es eine Kulturtechnik ist.
>>>>Ein (meist über Social Media) organisierter Boykott von Angeboten, weil dereen Urheber, Anbieter etc. ("Antagonisten") sich diskriminierend, übergriffig und/oder menschenfeindlich geäußert oder so gehandelt haben. Aktivisten der Cancel Culture nutzen ihre Macht als Teilnehmer eines Marktes ("Markt" ist nicht nur auf Güter oder Dienstleistungen beschränkt, können aber auch andere "Märkte" sein, z.B. der Aufmerksamkeit). Sie versuchen, auch die Macht anderer Marktteilnehmer zu mobilisieren, um für materielle Konsequenzen zu sorgen, die Antagonisten mindestens an ihrem Tun hindern, oder sogar dafür strafen sollen.
>>>
>>>Vielleicht noch um Gruppenzwang ergänzen. Dass Personen welche sich weigern den Boykott mitzumachen oftmals als Sympathisanten gebrandmarkt werden selbst wenn die Weigerung eine ganz andere Motivation haben kann als den Vorfall des Antagonisten gut zu heißen oder zu relativieren.
>>
>>Ja, da wird's dann schnell eklig. Da sind ja z.B. die Hoschis von dieser BDS-Kampagne gegen Israel immer verdammt schnell dabei. Komplett anmaßend. Am besten ignorieren - denn letztendlich haben die halt auch keine wirkliche Macht.
>>
>>Letztendlich muss jeder für sich selbst wissen, wie er mit solchen Dingen im Einzelfall umgeht.
>>
>>Es ist nur sehr fragwürdig, Kritik oder Ablehnung gleich als boshaften und zerstörerischen Angriff umdeuten zu wollen, wenn das die betreffende Kritik in ihrer Formulierung eigentlich gar nicht hergibt.
>>
>>Letztenlich muss man Bemühungen zur Etablierung des Sammelbegriffs "Cancel Culture" bekämpfen wo es nur geht. Bei "Political Correctness" hat man da viel zu lange gezögert, und jetzt hat man seit ein paar Jahren den Salat.
>>
>>Jeder Einzelfall ist anders, und es gibt kein Patentrezept für passende Reaktionen.
>
>Also ich weiß nicht ob sich sowas aufhalten lässt..
>So ein sprachliches Werkzeug dient letztenendes zur Abgrenzung und einer "Vereinfachung" in der Konfrontation. Die Debatte im Internet hat gar nicht die Geduld sich mit einer genauen Defintion auseinanderzusetzen.
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>Früher wurde hier ja auch eine Diskussion mit einem "Fanboy"-Vorwurf unterbunden.
>Und das war noch harmlos.
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>Der Begriff Cancel Culture ist noch nicht mal einem politischen Lager fest zugeordnet.
>
>Und auch die (gemäßigte) Politik hält sich diesbezüglich nicht zurück, siehe "Anti-Abschiebe-Industrie".


Zumindest was den Online-Diskurs angeht bin ich da leider auch eher pessimistisch. Das Internet ist einfach kein gutes Spielfeld für solche Debatten. Weil, wie Du schon richtig sagst, laufend nach Abgrenzungen und Vereinfachungen gesucht wird.

Und dann hat man den nächsten Grabenkampf und der Karren steckt dauerhaft im Dreck fest.

Aber man kann ja trotzdem drauf hinweisen. Und hoffen.


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