Thema:
Re:Ach was für eine Überraschung flat
Autor: Xtant
Datum:10.08.20 18:14
Antwort auf:Re:Ach was für eine Überraschung von sad

>Bei manchen Themen wäre die heutige AFD wahrscheinlich links der 60er-90er CSU

Das ist IMO nicht vergleichbar. Ich bin der Letzte, der die CSU verteidigen will (FJ Strauß ist einer der ekelhaftesten Politiker aller Zeiten), aber die Grundlagen, das "Warum" der Standpunkte ist einfach ein anderer.

Wenn du bei der AfD nicht gerade auf einen ganz gemäßigten "links"-Flügler triffst, ist das ein Haufen Quasi-faschistischer, ausländerhassender, verschwurbelten Ansichten nachhängender, sich alte Zeiten zurückwünschender, geschichtsrevisionistischer "Deutschland über alles"-Idioten.

"Frühere" Politiker waren einfach erzkonservative Spießer. Auch die "linken" oder echten Liberalen unter Ihnen wie Baum, Wehner, Genscher, HJ Vogel, etc.

Das ist nicht mit heutuigen Zeiten zu vergleichen. Wenn man sich nur ein bisschen mit den 68ern und allem, was dazugehört (z.B. auch den ganzen RAF-Komplex) befasst, muss man erschrocken sein, was für Parallelwelten damals zwischen Spießbürgertum und progressiven, "unangepassten" Bevölkerungsschichten existierten.

In Bayern haben sie dieses Spießbürgertum halt besonders lange und besonders extensiv ausgelebt. Teilweise bis heute. Mitsamt einem ganz klassischen Populismus, seiner ebenso enorm spießbürgerlichen wie mehrheitsbringenden Wählerschaft geschuldet.

Ein schönes "neuzeitliches" Beispiel ist der Günni Beckstein. Ultraspießig, aber in dem Sinn auch kein wirklicher, klassischer Rechter, kaum ein anderer war z.B. so vehement für ein NPD-Verbot. Zudem ist er über die Jahre ein bisschen moderner und altersmilder geworden. Vieles von dem, was er sagt(e), kann oder muss man superscheiße finden; von der Attitüde eines typischen AfDlers unterscheidet sich das trotzdem komplett.

Schau dich doch mal im Forum um. Auch hier gibt es noch jede Menge dieser ultrakonservativen Spießbürger; die erkennt man nur hinter einer pseudo-progressiven Technikaffinitäts-Fassade und ihren Tom-Tailor-Klamotten nicht mehr so leicht. Die hetzen auch nicht gegen Ausländer oder gegen die Mainstream-Presse; die haben einfach nur vor allem Angst, was das Eigenheim im Grünen und den dicken Benz vor der Tür gefährdet. Und die üblichen gesellschaftliche Probleme sind nur dann ein Thema (bzw. werden sie überhaupt als Problem anerkannt), wenn man selbst (negativ) davon betroffen ist.


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