Thema:
Fragwürdige Modellgrundlagen flat
Autor: Masakari
Datum:03.08.20 11:28
Antwort auf:Ende menschlicher Zivilisation in 20-40 Jahren von SidVicious

Die Basis für die Berechnungen bildet eine äußerst einfache Korrelation zwischen Waldbestand und einem nicht weiter definierten Zivilisationskollaps. Das über eine sehr simple Formel, die zudem noch eine Selbstreferenzierung ist.
Der eigentliche Clou sind aber die Eingangsdaten bzw. das Vergleichssystem: Die Osterinsel, deren Besiedlungsgeschichte sowie die Modellannahme, dass der Niedergang der Rapanui fest mit dem Grad der Abholzung verknüpft ist. Dabei ist diese Annahme mehr als umstritten und es wird als wahrscheinlich angesehen, dass die Inselbewohner sehr wohl gut mit dem kleinflächigen Baumrestbestand zurechtkamen und es eher ein anderes Ereignis war, das ihrem Inseldasein ein Ende bereitet hat - die Ankunft der Europäer und der damit verbundene Sklavenhandel sowie die kulturelle Einflussnahme (z.B. https://peerj.com/preprints/27706v2.pdf).

Diesen Mikrokosmos nun auf den ganzen Globus anzuwenden, führt zu einer sehr eingeschränkten Aussagekraft, um es mal milde zu formulieren. Lieber ergehen sich die beiden Autoren im Wettrennen zwischen Technologiefortschritt und Verbrauch an Ressourcen, Dyson spheres, Dyson limits, in außerweltlicher Expansion und Rückschlüssen auf die Existenz extraterrestrischen Lebens. Das ist mal ein Rundumschlag. Und wahrscheinlich ein notwendiger, um die recht dürftig unterfütterte Kernhypothese zu einem vollwertigen Report aufzuumfangen. Mich würde da eher mal die Ersteinreichung interessieren.

So sehr ich mir einen Impact wünschen würde, der auch dem Letzten, der die Wirtschaft über alles andere stellt, mal wachrüttelt. Dieser Report mit seinem mageren Modell und der im besten Fall grenzwertigen Grundannahme wird eher keinen Beitrag dazu leisten. Solche Arbeiten ärgern mich massiv, auch wenn sich die Zahlen grob mit denen anderer Forschungsarbeiten zu decken scheinen.


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