Thema:
Re:Wir sind hier in Deutschland. flat
Autor: Telemesse
Datum:27.07.20 12:07
Antwort auf:Re:Wir sind hier in Deutschland. von Pezking

>>>>Neulich, Studentin auf Twitter: "Hab gar kein Bock mehr auf Kunstgeschichte, seit ich gesehen hab, dass es da von weißen Dudes nur so wimmelt". Beispiel, dass mir grade einfällt.
>>>
>>>Und warum darf sie nicht dieser Meinung sein?
>>
>>Das darf sie, abr wenn man das umdreht und sagt: eh, nur schwarze in der afrikanischen Kunst, hab deshalb da kein Bock drauf. Und das dann twittert. Was passiert dann wohl?
>
>Dafür würde sie in Deutschland zurecht als Rassistin beschimpft werden.
>
>Aber dieser hypothetische Tweet ist eben nicht das Umdrehen ihres Tweets! So einfach ist das nicht.
>
>>Beides ist meiner Ansicht nach daneben.  Mal ganz abgesehen von der himmelschreienden Naivität, die sich darin ausdrückt. Aber es ist nicht verboten, doof zu sein.
>>
>>Denkst du bei dem Tweet von der Frau echt: ja, nö, voll ok? Kann ich mir irgendwie nicht vorstellen.
>
>Zumindest halte ich ihren Tweet nicht für schädlich oder diskriminierend. Es ist ihre Sache, wenn sie sich derart einschränken will. "Weiße Männer" werden in Deutschland oder den USA nun mal nicht unterdrückt oder marginalisiert. Wenn sich jemand für seinen Alltag Lücken sucht, in denen diese Dominanz weniger stark ausgeprägt ist, dann schadet das nicht dem Ansehen oder dem Standing von weißen Männern.
>

Der Begriff „weiße Männer“ ist an sich schon großer Bullshit und wird durch seine permanente Wiederholung nun mal nicht besser. Überall wird, imo völlig zu Recht, beklagt das es eben keine homogenen Massen einer Ethnie, Religion etc. gibt. Nur bei „weißen Männern“ avanciert das zum politischen Kampfbegriff der plötzlich als Totschlagargument ein unumstößliches Fakt darstellen soll.

>Ich persönlich finde das auch arg dogmatisch und engstirnig und IMO kann man durch selbstbewusste Interaktion gerade mit männerdominierten Bereichen viel mehr erreichen. Aber wenn die Dame diesen Kreisen aus dem Weg gehen will, dann macht sie damit niemanden zu ihrem Opfer.
>

Doch. Ihr Beweggrund sich gegen den Kurs zu entscheiden sind ja ganz pauschal „weiße Männer“. Sie bedient also damit das Narrativ der homogenen Masse und suggeriert damit ja auch die negativen Konotationen, die über dieses Narrativ bedient werden.
Klar ist das jetzt kein großer Aufreger aber eben ein kleines Mosaik in der ungleichen Beurteilung von Individuen, indem man sie eben in Stereotypen einteilt.

>>Das ist natürlich ein undramatisches Mini-Beispiel, und bewusst ein solches.
>>
>>Für "cancel" meint man meist mehr, sowas hier:
>>[https://thehill.com/blogs/blog-briefing-room/news/502975-california-man-fired-over-alleged-white-power-sign-says-he-was]
>
>Beispiele wie dieses sorgen dafür, dass der Begriff "Cancel Culture" bei mir inzwischen die linke Augenbraue aufsteigen lässt, ähnliche wie "Political Correctness" oder "SJW".
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>Stets geht es darum, anderen die Schuld dafür zu geben, wenn man selbst durch asoziales Verhalten in der Öffentlichkeit unter die Räder kommt. Als wäre man ein unbescholtenes Opfer zerstörerischer Kulturkriegstreiber - wenn man im Angesicht einer BLM-Demo das White-Power-Handzeichen rockt und dabei fotografiert wird?!? O_o
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>Wenn ein Arbeitgeber diesen Beweis als ausreichend für eine Kündigung erachtet, dann ist daran ganz sicher nicht irgendein Internet-Mob schuld. Sonst würde das einem vor dem Arbeitsgericht ratzfatz um die Ohren fliegen,
>Vielleicht wäre es ohne den Internet-Mob gar nicht erst auf dem Radar des Arbeitgebers gelandet - aber wer will das bedauern? Und dass diese Möglichkeit besteht, sollte sich inzwischen rumgesprochen haben. Und dass die meisten Arbeitgeber die öffentliche Zurschaustellung von Rassismus als PR-Katastrophe und Dealbreaker für ein Angestelltenverhältnis erachten, ist zweifellos ein gesunder Umstand.


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