Thema:
Re:Reichweiten-und Ladetest von Car Maniac flat
Autor: Michael M.
Datum:26.07.20 17:02
Antwort auf:Reichweiten-und Ladetest von Car Maniac von Telemesse

Das Problem verschärft sich noch mal wenn man bedenkt, das es keinen Sinn macht, das Fahrzeug voll zu laden, weil die Ladegeschwindigkeit ab 80% Ladestand stark abnimmt und man ihn ja auch nicht komplett leer fährt. Gehen wir doch mal mit den von ihm ermittelten Werten (gerundet) aus, um Fahrzeiten für eine Beispielstrecke zu ermitteln. Ich hab das ganze grad im Kopf gerechnet, Fehler bitte melden und richtigstellen :)

Gehen wir mal als Beispiel davon aus, dass ich nach Frankfurt möchte um den Held der Steine leerzukaufen. Das ist eine Entfernung von 300 Km je Weg. Ich plane keine Übernachtung ein, denn ich will ja nur kurz was kaufen und bin dann ganz hibbelig die neu erworbenen Sachen zusammenzustecken. Ich lade also über Nacht meinen fiktiven id.3 komplett auf und mache mich auf den Weg.

Nach 250 Km (=etwa zwei Stunden) habe ich noch 10% Ladung und stelle mich an eine 100 KW DC Säule. Nach 30 Minuten bin ich auf 80%, womit ich dann wieder etwa 200 Km fahren kann, bis ich wieder an der 10% Ladegrenze bin. Damit schaffe ich es also locker bis nach Frankfurt, Ankunft mit einem Ladestand von 70%, wo ich dann clevererweise an einer Ladesäule parke. Diese hat einen 11 KW AC Lader. Ich benötige in Sachsenhausen zwei Stunden,, weil ich mich auf dem Weg zum Laden drei mal verlaufe und anschließend kein Restaurant finde, we ich mal was essen kann ohne mit mutmaßlich den Magen zu verderben. Wenn ich mich auf den Rückweg mache hat das Auto einen Ladestand von 90%. Nachdem ich 200 Km gefahren bin, was etwa 100 Minuten gedauert hat, lade ich nochmal nach, weil meine Ladestand wieder auf 10% ist. 100Km muss ich noch fahren, also reicht es, wenn ich 15 Minuten lade, da es mir etwas mehr als 100Km Reichweite gibt (Anfangs wird ja wesentlich schneller geladen). Danach fahre ich noch 50 Minuten und ich bin zuhause. Ergibt also folgende Zeiten:

Hinweg:
120 Minuten Fahrt
30 Minuten Laden
30 Minuten Fahrt
(Aufenthalt am Ziel zwei Stunden mit Nachladen von 20KWh)
Rückweg:
100 Minuten Fahrt
15 Minuten Laden
50 Minuten Fahrt

Ich hatte also je Weg 150 Minuten reine Fahrtzeit und auf dem Hinweg 15 Minuten mehr Ladepause, weil ich auf dem Rückweg nur soviel Nachgeladen habe, dass ich das Auto danach Nachts wieder an der Wallbox lade. Gesamtfahrzeit mit Ladepausen: 345 Minuten

Jetzt die gleiche Rechnung für die Variante mit der großen Batterie:

Hinweg:
150 Minuten Hinfahrt, Ankunft mit einem Ladestand von etwa 15%
Rückweg:
30 Minuten Fahrt (Abfahrt mit einem Ladestand von 40%)
30 Minuten Ladepause um 200 Km Reichweite nachzuladen
120 Minuten Fahrt

Gesamtfahrzeit mit Ladepausen: 330 Minuten. Effektiv durch den großen Akku also 15 Minuten gespart. Dafür einen erhöhten Stromverbrauch von 3% gegenüber dem Modell mit der kleinen Batterie, einen Sitzplatz weniger, weniger Zuladung, eine schlechtere Beschleunigung und einen Kaufpreis der um 5300 € höher ist. Jetzt muss man sich fragen wie oft man denn wirklich solche Strecken fährt und es sich wirklich lohnt die große Batterie zu nehmen, wenn man dafür die ganzen anderen Nachteile in Kauf nimmt. Ich hab sowas vielleicht 10 mal im Jahr. Also etwa 2,5 Stunden "verlorene Zeit" im Jahr die ich mit 5300 € kompensieren kann. Dazu die ganzen anderen Nachteile. Für mich keine Überlegung Wert. Natürlich sieht das anders aus je öfter man lange Strecken fährt und keine Lademöglichkeit am Ziel oder Zuhause hat.

Zum Vergleich noch das Fahren mit 160 KM/h und der großen Batterie

Hinweg:
120 Minuten Fahrt (Ladestand 10% bei Ankunft)
(Aufenthalt am Ziel zwei Stunden mit Nachladen von 20KWh)
Rückweg:
20 Minuten Fahrt (80Km, Abfahrt mit einem Ladestand von 35%)
60 Minuten Ladepause (Ankunft 10%, Abfahrt 90 %, sonst würde es nicht nach Hause reichen))
100 Minuten Fahrt

Gesamtfahrzeit mit Ladepausen: 300 Minuten

Und das ganze mit einem Benziner mit einem Tankstopp: 2x 120 Minuten + 10 Minuten Tanken, also 250 Minuten.

Und weil es so schön ist noch die Kostenrechnung:
Kleine Batterie bei Tempo 130: 120KWh, davon etwa die hälfte am Schnellader für 55 cent und den Rest zuhause bzw. AC Lader für 30 Cent je KWh = 51€
Große Batterie Tempo 160: 180 KWh, davon 150 KWh DC = 91,50 € (Also 30 Euro Aufpreis für 45 Minuten weniger Fahrzeit...)
Und der Verbrenner bei 160KM/h, 9L Verbrauch und einem Benzinpreis von 1,40€/L: 75,60 €

Das zeigt auch, dass man derzeit mit nem Elektroauto auf Langstrecke nichts spart, wenn man schnell fährt sogar im Gegenteil noch draufzahlt. Auf Kurzstrecken ist das Elektroauto jedoch bedeutend günstiger, da kommt man mit 5€ auf 100Km hin. Elektroautos sind momentan nur für bestimmte Nutzerprofile sinnvoll. Vor allem wenn man zuhause Laden kann und eher selten Strecken fährt, bei denen man unterwegs nachladen muss.

Michael


< antworten >