Thema:
Re:Linke Identitätspolitik bedroht die Meinungsfreiheit flat
Autor: Pezking
Datum:26.07.20 09:13
Antwort auf:Re:Linke Identitätspolitik bedroht die Meinungsfreiheit von Pjotr

>>Dann landet sie beim offenen Brief von 153 Intellektuellen - ohne dabei darauf einzugehen, warum ausgerechnet diese Leute ihren Otto unter das Schreiben gesetzt haben. J.K. Rowling macht zum Beispiel seit einer Weile fast nur noch durch transphobe Statements von sich reden. Komplett ohne Not und warum auch immer. Sind jetzt "die Linken" schuld daran, dass sie dafür nicht nur Applaus erntet?
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>Ach bitte! Die ganze J.K. Rowling Geschichte ist eine einzige Farce. Rowling ist geltungssüchtig und ungeschickt - klar. Aber sie hat hier berechtigte Fragen zur den fundamentalen Grundlagen des Patriarchats und der Geschlechterhierarchie gestellt. Fragen, die seit Langem die absolute Basis des feministischen Diskurses bildeten ("Was ist eine Frau"). Ich finde es gleichermaßen amüsant und traurig wie viele bärtige linksliberale Wichser absolut die Kontrolle verlieren, sobald 'ne Feministin auch nur ansatzweise vom Narrativ abweichen. Diese ganze TERF-Hasserei erreicht teilweise Incel-hafte Züge und es kommt mir so vor als ob ein grosser Teil des männlichen woken Twitter-Kommentariats froh ist, dass sie endlich mal ihrer angestauten Misogynie Luft machen können.


IMO gibt Rowling am laufenden Band unqualifizierte Kommentare von sich. Sie spekukiert viel rum und stellt Dinge einfach mal in Frage, was angesichts ihrer Reichweite tatsächlichen Schaden anrichten kann. Gerade an einem fragilen Gebilde wie der langsam wachsenden Akzeptanz von Trans-Menschen.

Zudem ist mir nicht klar, was dieser "Kontrollverlust" der "bärtigen linksliberalen Wichser" sein soll. (Emma Watson hat iirc keinen Bart. Daniel Radcliffe meistens auch nicht.) Rowling lehnt sich ungefragt bezüglich eines bekanntermaßen heiklen Themas weeeeeit aus dem Fenster, ohne das mit irgendeiner halbwegs fachlichen Kompetenz überzeugend untermauern zu können. Dann kommt der vorhersehbare und sicher nicht unberechtigte Gegenwind, und jetzt steht die große Autorin in der Öffentlichkeit halt mal dumm da. Und damit kommt sie überhaupt nicht klar.

Also folgt nun der nächste rhetorische Trick 17: Sie muss vom Täter zum Opfer werden. Argumentativ kann sie mit ihrem subjektiv zusammengereimten Trans-Weltbild keinen Blumentopf gewinnen. Nachgeben will sie trotzdem nicht, Klappe halten ist offenbar auch keine Option. Deshalb lautet der nächste Versuch: Die Gegenseite noch weiter unter sich selbst ziehen, indem man sie als Mobber, Niederbrüller, Free-Speech-Feinde und Frauenhasser brandmarkt.

Eine geradezu bemitleidenswert durchschaubare und unaufrichtige Taktik.


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