Thema:
Re:Linke Identitätspolitik bedroht die Meinungsfreiheit flat
Autor: Pezking
Datum:25.07.20 20:41
Antwort auf:Linke Identitätspolitik bedroht die Meinungsfreiheit von Pfroebbel

>Ein interessanter Artikel
>
>[https://www.juedische-allgemeine.de/kultur/liberal-war-einmal/]


Ziemlich konfuser Text.

Die Autorin (schreibt auch für Achgut) definiert erst selbst den Begriff einer vermeintlichen linken Identitätspolitik.

Dann nennt sie markante Beispiele, die angeblich alle auf eine gewollte Ruinierung irgendwelcher Shitstorm-Empfänger abzielen. Und die natürlich von "der Linken" ausgehen - bissi weit gefasst, wie ich finde. Und auch inhaltlich falsch.

Dann landet sie beim offenen Brief von 153 Intellektuellen - ohne dabei darauf einzugehen, warum ausgerechnet diese Leute ihren Otto unter das Schreiben gesetzt haben. J.K. Rowling macht zum Beispiel seit einer Weile fast nur noch durch transphobe Statements von sich reden. Komplett ohne Not und warum auch immer. Sind jetzt "die Linken" schuld daran, dass sie dafür nicht nur Applaus erntet?

Und dann schlägt sie noch den Bogen hin zur NYT, wo eine amerikanisch-jüdische Autorin freiwillig (!) ihren Dienst quittiert hat, weil sie sich gegen den Women's March positioniert hat und generell eher nach Both-Sides-Rhetorik klingt - was nachvollziehbarerweise nicht alle Kollegen so sexy finden. Dass Antirassisten seit 2016 in den USA eher unentspannt unterwegs sind, ist IMO nachvollziehbar. Und das liegt sicher nicht in erster Linie an einer verqueren linken Identitätspolitik...

"Zu gerne wüsste man, wie sich das Mobbing einer jüdischen Redakteurin mit der Hingabe zu den Bedürfnissen jeder Minderheit von Cis bis Queer in Einklang bringen lässt."

What? Eine Kolumnistin eckt mit ihren Meinungen an (ein ganz ungewöhnliches Vorkommnis!); manche Leute finden sie sogar richtig scheiße - was komplett legitim ist. Und deshalb hat die NYT gleich ein Problem mit Juden?!?

Und was hat das bitte mit den "Bedürfnissen jeder Minderheit" zu tun? Dabei geht es um die Beseitigung von Diskriminierungen und Marginalisierungen. Wie zur Hölle kann man das auf eine Stufe mit provokant agierenden konservativen Journalisten setzen, die aus freien Stücken den Arbeitgeber wechseln, weil die jeweiligen Weltbilder nicht mehr so recht im Einklang sind?

"Da die Identitätspolitik jedoch die Juden im Allgemeinen und zionistische Juden im Besonderen schon längst als Drahtzieher hinter der Macht des »weißen Mannes« entlarvt hat, können sie bedauerlicherweise nicht auf ein lauschiges Plätzchen im linken Opferreigen bauen."

Welche Identitätspolitik? Die "linke"?

Natürlich gibt es linke Aktivisten, die mit ihrer Israelfeindlichkeit zu weit gehen. Aber das ist doch alles, nur kein unumstrittener Konsens innerhalb der "Linken"? Ich würde das nicht mal als überwiegend von links vorgebrachte Position bezeichnen.

Der ganze Text ist ein bemühtes Dahinstolpern zwischen zusammenhangslosen linksfeindlichen Schlaglichtern, und das ganze Geschwurbel wird nur durch die latente Empörung der Autorin über eine liberale und inklusive Gesellschaft zusammengehalten. Teh Horror!1!11


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