Thema:
Re:Bitte hier keine sachliche Debatte erwarten flat
Autor: token
Datum:16.07.20 10:13
Antwort auf:Bitte hier keine sachliche Debatte erwarten von Telemesse

>Der verlinkte Artikel ist gar nicht verkehrt. Er zeigt Fehlentwicklungen auf und liefert aber auch konstruktive Ansätze dem entgegenzuwirken und zeigt auch welche Ideologischen Standardforderungen eben keine Besserung versprechen.

Die DIW-Ökonomen plädieren dennoch dafür, die neuen Ergebnisse nicht für Neiddebatten zu nutzen. Wichtiger sei eine politische Diskussion darüber, wie auch ärmere Menschen ein Vermögen aufbauen könnten. Bislang besitzt die untere Hälfte nicht nur kaum Vermögen, sie spart auch kaum für die Zukunft. Reiche hingegen sparen größere Anteile ihres Einkommens. Die Folge: Ihr Reichtum vermehrt sich, während das geringe Vermögen der anderen stagniert.

Hier haben wir schon so eine Beschreibung die schon diplomatisch vorgreift.
Das Problem: Vermögen ist endlich.
Zu sagen, auch der kleine Mann muss in der Lage sein Vermögen aufzubauen, blendet einfach aus, dass auch das nicht geht, ohne implizit eine Umverteilung in Gang zu setzen. So wie eben auch der vogelwilde Aufstieg von Superreichen implizit eine Umverteilung zur Folge hatte.

Schon im Aufsatzpunkt des Kapitalismus hat man solche Gefahren erkannt, letztlich aber darin versagt dem entgegen zu wirken. So wurde die staatliche Regulierung ja schlicht und ergreifend unterwandert. Und so sukzessive die Instrumente ausgehölt die eine gesamtgesellschaftliche Partizipation am Vermögenszufluss sicher stellen sollten.

Das ist auch insofern nicht fair gewesen, weil das Vermögen der Superreichen ja nicht in einem geschlossenen System rotiert, sondern über die Gesamtgesellschaft generiert wird. Und geht da auch mal was grundlegend schief, wie etwa die Finanzkrise, so ist die Gesamtgesellschaft auch die verkappte Versicherung der Industrie und hat hierbei einen verdammt beschissenen Deal wenn es um Leistung und Gegenleistung geht.

Dieser jahrzehnte andauernde schleichende Wandel ist in gewissen Staaten noch weiter extrapoliert als in Deutschland. Beispielsweise in den USA wo die Menschen nicht mal mehr auf der schwarzen Null stagnieren und sich immer weiter zurückschrauben in Vermögensfragen, sondern gleich auf Kredit leben, und hinsichtlich sozialer Sicherungssysteme wie etwa einer Krankenversicherung, auch noch ausgenommen werden. Und blöd genug sind dazu auch noch zu applaudieren. Good Job.

Nur denke ich, eine Korrelation dieser Entwicklung und einem gesellschaftlichen Unfrieden der Politik zunehmend destabilisiert ist durchaus gegeben, und wird ja auch im Artikel angeführt. Und dieser Prozess hat zudem keine revolutionär reinigende Wirkung, sondern katalysiert diesen Prozess, weil hiermit genau die größten Raubtiere zur Macht gelangen und halt direkt ans Steuer dürfen und da einfach nur auf das Gaspedal treten und abraffen was abzuraffen ist.  

Es bräuchte imo wirklich tiefgreifende Reformen an der modernen Marktwirtschaft um diese Entwicklung auch nur zu stoppen. Wir reden da nicht mal davon diese umzukehren, sondern einfach nur zu stoppen und die aktuellen Verhältnisse zu stabilisieren.

So wie es aktuell läuft sehe ich eigentlich nur zwei mögliche Ausgänge. Einen totalen Knall und kompletten Zusammenbruch, oder eben dystopische Verhältnisse wo die Mächtigen ihre Kapital-Sklaven im Griff haben.
Oder eben die Reform, aber die halte ich für komplett unrealistisch, weil so eine nur dann wirklich greifen würde, wenn sie im globalen Umfang statt fände.


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