Thema:
Re:Meine erste größere Tour (fünf Tage Urlaub) hinter mir flat
Autor: peppi
Datum:08.07.20 14:56
Antwort auf:Re:Meine erste größere Tour (fünf Tage Urlaub) hinter mir von tak

>Aber zumindest die Strecke halbwegs geplant, insbesondere Campingplätze herausgesucht?

Tatsächlich nicht. Wir haben fünf Minuten vor Fahrtantritt entschieden keinen Zug nach Bad Salzungen zu nehmen um den Rhönradweg von N nach S zu fahren (keine Fahrradplätze mehr) und sind nach einem Mittagessen einfach losgedüst.

Wir haben auf halber Strecke eine fünfzehn Jahre alte Karte von einem Campingplatz mitgenommen und zwischendurch, wenn Netz da war, immer mal wieder auf Google Maps geschaut. Sonst nix.

Es ist UNGLAUBLICH wie gut Radwege ausgeschildert sind. Und es gibt sie überall. Wirklich. :)

>Das wäre mir ansonsten zu wild, wobei man ja mit dem Rad weiter als zu Fuß kommt.

Dachte ich auch. Aber ey: wir sind in DE. Zumindest hier ist alles so dicht besiedelt, dass du dich durchfragen kannst. Zwei Mal waren wir auch in Pensionen/Hotels wegen Dunkelheit bzw. keinen Zeltplatz gefunden. Auch die gibts überall.

>Ich war mehrmals in Deutschland "weit" wandern (maximale Strecke war Rennsteig + Stück des Kammwegs in Sachsen, gesamt so knapp 200 - 220 km), da gingen wir recht ähnlich vor - wenn eine Übernachtung im Hotel und Co. gewünscht war, nichts reserviert bzw. maximal morgens angerufen, kein GPS, aber eine Wanderkarte war Pflicht. Hat auch alles immer prima geklappt.

Zwischendurch gabs auch ein wenig Knatsch bzw. schlechte Laune wegen Wege-Ungereimtheiten, aber alles in Ordnung. Unsere Beziehung ist aber auch stabil. ;)

>Eine Radwanderung habe ich aber noch nie gemacht, bekomme nach deiner Schilderung richtig Lust darauf.

Es war wirklich traumhaft. Ich bin regelrecht euphorisiert. Hatten aber auch wirklich so gut wie keine Probleme. Einmal ein bisschen nächtliche neben das zelt Kotzerei nach fränkischem Aal, einmal ein kleiner Nervenzusammenbruch weil dunkel und immer noch Steigung und immer noch Wald und keine Ahnung wo wir sind, wurden dann aber durch eine grandiose Abfahrt über einen menschenleeren Golfplatz entlohnt (ich hab mich noch nie über einen Golfplatz gefreut).

Toll war auch das aus der eigenen Blase kommen und Menschen kennenlernen: eine frischgebackene Renterin die ihren Mann zu einer ersten Radtour überreden konnte, den stellv. Bürgermeister von Bischofsheim, CSU, der aus dem Landespolitik-Nähkästchen plauderte ("Die Doro Beer hat ihren Wahlkreis vergessen!"), gleichzeitig war er Bademeister des Freibads uvm.

An Ländlichkeit find ich halt auch immer spannend wie es mich gruselt und gleichzeitig "romantisch"-kitschig berührt/fasziniert. Eine Sekunde will ich aufs Land, will Eigenheimbesitzer sein und im Gras liegen, im nächsten Dorf würd ich einfach nur sterben.

Wir haben zwei Flaggen gesehen die ich sehr weit rechts verorten würde (Wirmer Flagge, Reichskriegsflagge IMHO), aber ansonsten war auch das voll im Rahmen. Davor gruselts mich als Städter auch immer ein wenig. In einem Gasthof hab ich den Wirt auf die gerahmten Fotos von Wehrmachtssoldaten angesprochen, er hat dann etwas von Familie und Dorf und Land und Geschichte erzählt, aber, hey, wir haben drüber geredet, ich habs problematisiert, er war jetzt nicht erfreut aber hat drüber gesprochen, ahja.

Also, los gehts! ;)


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