Thema:
Re:Es wird vermutlich keinen langfristigen Crash geben flat
Autor: PartyPaul
Datum:06.07.20 15:33
Antwort auf:Es wird vermutlich keinen langfristigen Crash geben von Rocco

>>Die eigentlich interessante Frage wäre aber nach dem "Wann?".
>
>Wie du ganz richtig sagst: auf DEN Crash wartet man schon seit Jahrzehnten aber die Dips nach unten hatten stets eine kurze Verweildauer bis es wieder steil nach oben ging. Für einen wirklichen Crash mit langfristigen Auswirkungen auf unser aller Leben müsste der bisherigen Erfahrung nach deutlich mehr passieren als 9/11, Immobilienfinanzkrise und Corona. Da fällt mir maximal ein Atomkrieg zwischen den Supermächten ein. Abwarten sollte man auf jeden Fall mal den Herbst, wo eine Insolvenzwelle bei Solo-, Klein- und Mittelständischen Betrieben zu erwarten ist, aber ich denke, dass auf jede Insolvenz ein anderer Marktteilnehmer in die Fußstapfen tritt.


Wie schon andere sagten, steil nach oben ging es erst nach 2008 wieder. Selbst an sich komplett gesunde Unternehmen wie Microsoft zum Peak 2000 haben 16 Jahre gebraucht um den gleichen Aktienkurs wieder zu haben. 2008 war die Aktie sogar nur ein Viertel vom damaligen Allzeithoch wert, obwohl das unternehmen stetig wuchs. Seit 2008 hat sich umgekehrt der Kurs von MS verfünfzehnfacht. Amazon sogar verfünfzigfacht. (ich heule an der Stelle wirklich mich nie früher damit auseinandergesetzt zu haben, wie wo andersgeschrieben geprägt duch hohe Verluste bei meiner Mutter zur 2000er Krise, bin ich erst vor 2 Jahren dank Cryptomarkthype bzw. dessen Einbruch zu den Aktien gekommen. Vor zehn Jahren schon angefangen und ich könnte locker heute halbtags Arbeiten bzw. ein Haus bar bezahlen...)

Ich bin ja (im Nachhinein leider) einer von der vorsichtigen Sorte, und hab mich im März insbesondere der Einschätzung von Dirk Müller angeschlossen und (bis auf eine Umschichtung von Lufthansa-Aktien) die Füße still gehalten und nicht nachgekauft gehabt. Zu dem Zeitpunkt war insbesondere die Situation in den USA so unsicher (und ist es eigentlich immernoch, aber durch das Verhalten der FED sind eben andere Effekte da), dass man es rational auch sehr gut vertreten konnte.

Im nachhinein ärger ich mich aber sehr, nicht im März wenigsten etwas in die Index Fonds investiert zu haben, die mir bisher fehlten. Da ich erst seit 2 Jahren im Aktien Markt drin bin, hatte ich mit Absicht die Finger von gelassen und aktives Trading betrieben bzw. auf den großen prognostizierten Crash gewartet um dann günstig in ETFs einzusteigen. Anstatt das dann wenigstens zum Teil zu machen, wollte ich natürlich schlauer sein und auf den großen prognostizierten eigentlichen Dip zum Ende des Jahres warten.

Mittlerweile hab ich aber komplett das Verständnis für die Situation verloren und kann mir auch durchaus vorstellen, dass sich der Aktienmarkt noch stärker oben erst ausleveln wird, insbesondere bei FANG getriebenen Fonds bzw. der Techbranche allgemein.

Neben der FED, pumpen auch immer mehr Privatanleger von ihren Sparkonten das Geld in den Markt oder machen Schulden. Das einfacher und schneller (dank Internet + Handy/App) und günstigen Transaktionskosten wie nie zuvor.

Ich hab lange Zeit viel zu weit nach hinten für einen Krisenvergleich bezüglich der Aktienmärkte geguckt. Mittlerweile erinnert mich das Verhalten aller Akteure mehr an den CryptoMarkt 2017/2018, da die Aktienwerte völlig entkoppelt von den dahinter stehenden Firmenwerten sind und Ideen/Ausblicke viel höher eingepreist sind. ( An der Stelle kann man vereinfacht dann Bitcoin/Ethereum = Fond, AltCoins = Einzelaktien setzen)
Die Frage ist jetzt nur in welcher Situation wir stehen. Noch zu Anfang von 2017 als der Bitcoin bereits bei 1000$ in vielen Augen der Pessimisten aufgebläht war, aber dann noch auf bis 20000$ gestiegen ist und seitdem nie wieder unter 3000 gefallen war; oder ist der Markt bereits bei Ende 2017 und die nächste Hiobsbotschaft/negative Handlung der Banken lässt die jetzigen Kurse richtig absacken unter werte von vor 5 Jahren?

Auch da bin ich wieder persönlich geprägt und aus dem zwischenzeitlich (trotz spätem Einstieg 2017) 150% Buchgewinn wurden am Ende ~5% realisierter Verlust, da ich mich insbesondere mit Altcoins verzockt hab. Arbeitskollege von mir hatte sein Auto verloren (extra verkauft dafür, zwischenzeitlich verfünfacht, am Ende alles weg). Daher bin ich auch so ängstlich aktuell. Reich wird man mit der Haltung nicht, ärmer allerdings auch nicht. Trotzdem nagt es irgendwo an mir, nicht jetzt schon zu den Gewinnern zu gehören und wenigstens 50-100% Gewinn seit März mitgenommen zuhaben. Von Ausreißern wie Tesla ganz zu schweigen.

Das Interesse von allen Seiten für den Markt ist in den letzten Jahren jedenfalls enorm gestiegen und hat mit dem Coronacrash nochmal den Boost bekommen. Auf der Arbeit wird es stärker thematisiert, Leute sind eingestiegen und freuen sich bereits über Riesengewinne usw. Sieht man ja auch hier im Thread. 2008 eröffnet und die Hälfte der Beiträge sind seit Corona dazugekommen. Durch die ständige Mahnung in ETFs zu investieren sind insbesondere < 40 Jährige aktiv interessiert damit anzufangen und das verstärkt dann natürlich das ganze System und solange mehr Leute ein- als aussteigen, geht's eben immer weiter nach oben, neben noch den realwirtschaftlichen Inflationseffekten
Das Problem ist nur, wenn dann tatsächlich viele/alle gleichzeitig aussteigen möchten, kann der ganze Buchgewinn schnell weg sein.

Die Volatilität wird allein dadurch immer höher, dass immer mehr mitspielen. Und wenn nicht nur Profis anfangen mit Leerverkäufen zu zocken, wirds nochmal ne ganze Ecke mehr Casino und das wird kommen. Dann immer mehr Algorithmen, die Wellenbewegungen durchaus verstärken können etc. das sahen wir ja jetzt bereits gut.


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