Thema:
Re:Wie kann Klöckner morgens in den Spiegel schauen? flat
Autor: PartyPaul
Datum:03.07.20 12:04
Antwort auf:Re:Wie kann Klöckner morgens in den Spiegel schauen? von thestraightedge

>>Genau das können die meisten aber nicht. Und damit ist auch nicht nur der Endverbraucher gemeint.
>
>Das kann jeder, wenn man nicht weiterhin auf "jeden Tag Fleischoverkill" pocht.


Sorry nein, ihr (auch K!M oben drüber) verfehlt das Thema. Ihr geht von der einfachen Rechnung aus, wenn jeder weniger Fleisch ist, dann würden die Produzenten schon für bessere Produkte sorgen, weil die Menschen das Geld dann nur für nachhaltigeres Fleisch ausgeben. Aber selbst wenn jeder pro Woche nur noch ein Drittel Fleisch und Wurst ißt, werden erstmal Produzenten schrumpfen oder pleite gehen, es wird sich nichts an der Tierhaltung ändern. Billigkäse etc, stammt sicher auch nicht von besonders glücklichen Kühen (Wobei die Milchkuhhalten wahrscheinlich besser als die Schweinehaltung ist).

So lange es aber billig bleibt, wird die Masse es auch nutzen. Solange das Preisgefüge von verarbeiter Ware im Bereich Fleischersatz sich nicht ändert, wird sich auch nichts breit ändern. Wenn ich ein Pfund Hackfleisch für z.T. unter 2 Euro krieg, wird die Masse nicht aufs VeggieHack für 2+ Euro für 180G wechseln. Wenn vegane Brotaufstriche/-beläge deutlich teurer sind, als tierische Produkte, wird sich nichts ändern. Wenn Convenienceprodukte (Fertiggerichte usw.) gar keine Alternativen zulassen bzw. der Preiskampf der Hersteller das nicht zulässt, wird sich auch da nichts ändern. Das selbe im Schnellimbissbereich, (Massen)Catering und bei vielen Restaurants und Kleingaststätten.

Die Produktion des Rohstoffs muss teurer werden, erst dann fängt die Industrie und die Masse der Verbraucher an die Alternativen neuzubewerten.

Da aber Geschmack, Preis und Zeitaufwand die Gewohnheiten bestimmen und Gewohnheiten sich nunmal schlecht ändern lassen, müssen externe Faktoren her, die alle zwingt. Klar kann das auch ne Krankheit wie BSE sein, aber solang da nichts passiert, ändert sich nichts. Einfach zusagen "das kann jeder" stimmt einfach nicht. Ansonsten bitte vorrangehen und auf alle Annehmlichkeiten, wie Auto etc, und technische Spielereien verzichten, bevor man solch eine Forderung stellt, da diese genauso für Umwelt- und menschliches Leid sorgen und nichtmal Grundbedürfnisse stillt. Und das am Ende der Preis des Endprodukts die kleinste Rolle für ein angenehmes Produktionsumfeld spielt -> Apple. Konkrete Gesetze und vor allem ehrliche Kontrollen und Strafen müssen es regeln.

Schlechte Gesundheit aufgrund des (schlechten) Fleischkonsums, Gedanken übers Tierwohl sind alles Dinge über die sich die meisten Menschen erst zweit- oder drittrangig Gedanken machen können. Wenn ich auf Kante lebe, nützt es mir nichts einfach nur weniger Fleisch zu essen, denn deswegen kann ich mir trotzdem nicht teure Wurst und Fleisch leisten. Oder Leute die nur von Fast Food, Kantine und Fertiggerichten leben, weil sie mit ihrer Zeit was anderes anfangen wollen. Das diese Leute dann nicht ohne Zwang noch ihre Gewohnheiten umstellen wollen, kann ich auch verstehen.

Genau das ist doch eine der zentralen Aufgaben des Staates, sonst bräuchten wir auch keinen, wenn der Mensch von natur aus immer das moralisch beste machen würde.


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