Thema:
Re:Selbstverständnis von Linken und Rechten flat
Autor: token
Datum:23.06.20 15:55
Antwort auf:Re:Selbstverständnis von Linken und Rechten von Telemesse

>Und ja, ich lebe eben auch im hier und jetzt. Insofern sind fiktive Horroszenarien in 50 Jahren tatsächlich nicht die vorrangige Grundlage meiner Wahlentscheidung.

Diese Szenarien sind nicht fiktiv. Sie sind mit mathematischen Modellen klar antizipierbar, und wenn es um das backtesting dieser Vorhersagen geht ist der rote Faden dass selbst pessimistische Modellrechnungen noch immer zu konservativ waren. Also die 50 Jahre kannst du auch getrost streichen, die damage control von Klimaeffekten findet schon heute in hohem Umfang und unter hohen Kapital- und Logistikaufwänden statt, bspw. in Deutschland beim Thema Bewässerung.
Sprich, die Umwelt schickt schon längst ihre Gerichtsvollzieher los um die Kredite wieder einzufordern für die sich niemand mehr zuständig fühlt, und dieser Druck wird sukzessive steigen und sich selbst in einem Fall wo man sich im Umgang damit vollumfänglich konsolidieren sollte, was bislang nicht absehbar ist, bleibt der angerichtete Schaden und seine Mehrbelastungen für die Geselschafft über mehrere Generationen erhalten.

>Ich habe direkte Verantwortung für meine Familie und meine Mitarbeiter und die nehme ich sehr ernst. Daneben nehme ich Einfluss auf Umstände die mein Lebensumfeld (Stadt und Region)betreffen und bin da durchaus auch engagiert in sozialen Projekten. Die Weltrettung liegt aber leider ausserhalb meines direkten Einflussbereiches weswegen ich diese eben auch gerne anderen mit mehr Möglichkeiten überlasse.

Nein, du sprichst dich von deiner Eigenverantwortung frei mit dem Argument dass du andere Sorgen hast, und delegierst diese Verantwortung an den Staat.
Geht jedoch der Staat hin und beschließt Dinge um dieser Verantwortung gerecht zu werden, wehrst du dich gegen diese Beschlüsse weil sie dir eine Partizipation am Investment in die Zukunft abverlangen.

Das ist das was aktuell passiert:
Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass.
Und dieser Angang passiert auf allen Ebenen, also beim Bürger, beim Staat und bei der Industrie. Da dennoch der Elefant im Raum schon so laut trötet dass man sich dem kaum noch entziehen kann, würgt man sich halt zu Kompromissen durch die einen Kurswechsel auf nachhaltigere Modelle anteasern. Dummerweise sind diese Kompromisse so gelagert dass sie das Mindestmaß in der Zielsetzung, eine Vermeidung von Kippeffekten die so stark ausfallen dass sie sich menschlicher Kontrolle entziehen, rechnerisch verfehlen.

Die Beweggründe dafür diese Problemberge vor sich herzuschieben bis es eskaliert kann ich menschlich nachvollziehen. Was mich ankotzt ist die dahinter stehende Heuchelei sich einzureden man sei nicht Teil dieser Problematik, sei es dadurch dass man so tut als seien solche Entwicklungen Fake, sei es weil man so tut als seien Gegenmaßnahmen auch nur ansatzweise ausreichend, sei es weil man gedanklich die Verantwortung delegiert und sich von selbiger freispricht, aber sehr wohl mit Protestreaktionen aktiv wird wenn denn mal was umgesetzt werden soll was so nur umgesetzt werden kann wenn die Gesellschaft Rückendeckung gibt. Wobei sie ja nicht nur Rückendeckung geben soll sondern solche Dinge auch einfordern sollte.


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